Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Papánek, Juraj

 Papánek, Juraj, slowakischer Historiker und Geistlicher, * Kuklov (Kukló, Komiitat Preßburg) 01.04.1738, † Olasz (Komitat Baranya) 11.04.1802, aus einer Familie, die 1651 von Ferdinand III. für ihre Verdienste im Türkenkrieg geadelt worden war.

Leben

P. besuchte das Gymnasium in Nikolsburg (Mikulov) und Preßburg. Anschließend studierte er Philosophie in Ofen, Jura in Erlau und Theologie in Fünfkirchen, wo er am 10. April 1763 zum Priester geweiht wurde. Als Kaplan wirkte er 1763-1767 in Tolnau und Németbóly. Im Jahre 1767 wurde er Pfarrer in Vörösmárt (Zmajevac). Fünf Jahre später wurde P. nach Olasz versetzt, wo er bis zu seinem Tode unter der kroatischen Bevölkerung als Pfarrer, ab 1790 auch als Kreisdekan seelsorgerisch wirkte. Durch seine historischen Schriften hat sich P. den Titel des „ersten slowakischen Historikers“ verdient. Sein Hauptwerk „Historia gentis Slavae - De regno regibusque Slavorum atque cum prisci civilis et ecclesiastici, tum huius aevi statu gentis Slavae“ (Fünfkirchen 1780), später von Juraj Fándly als „Compendiata historia gentis Slavae“ (Tyrnau 1793) neu herausgegeben, obwohl zu jener Zeit eher als gängige „Statistik“ gemeint, stellt tatsächlich den ersten Versuch dar, die Geschichte des slowakischen Volkes auf Grund der zugänglichen Quellen und Literatur wissenschaftlich zu bearbeiten. Von jedem Lokalpatriotismus weit entfernt (im Vorwort bekennt sich P. als Slowake von Geburt, als Deutscher von Erziehung, als Ungar durch den Adel und als Illyrier durch sein Hirtenamt), betont er die Ureinwohnerschaft der Slowaken in ihrer Heimat und formuliert die Theorie der Rechtskontinuität des slowakischen Staates vom 9. Jh. an im ungarischen Königreich, das auch von den Slowaken mitgegründet und mitgestaltet wurde. Entschlossen räumt er mit der magyarischen Legende um die Landnahme auf und rechtfertigt den slowakischen Anspruch auf das cyrillo-methodianische Kulturerbe. Obwohl manche Behauptung P.s durch spätere kritische Überprüfung seiner Quellen und Beweisführungen entkräftet bzw. widerlegt wurde, hat sein Werk jahrzehntelang das slowakische Geistesleben beeinflußt und die Entwicklung des modernen Nationalbewußtseins der Slowaken wesentlich mitbestimmt. Weniger bekannt sind weitere Werke P.s geblieben: „Geographica descriptio comitatus Baranyensis“ (Fünfkirchen 1783) und „Tropaea bellicosae victricis, intrepidae generosaeque Germaniae Martis cohortis“ (Fünfkirchen 1789).

Literatur

Pražák, Albert: Papánek a Fándly. In: Listy filologické 46 (1930) 146-157.
Pöstenyi, Ján: Juraj Papánek, prvý slovenský historik. In: Sborník literárnovedeckého odboru Spolku sv. Vojtecha 1 (1933) 43-58.
Tibenský, Ján: J. Papánek - J. Sklenár. Obrancovia slovenskej národnosti v XVIII. storočí. Martin 1958.

GND: 1105501876

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1105501876.html


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Empfohlene Zitierweise: Milan Stanislav Ďurica, Papánek, Juraj, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 395-396 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1393, abgerufen am: (Abrufdatum)

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