Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Oettingen, Wolfgang IV. Graf

Oettingen (Oettingen-Wallerstein), Wolfgang IV. Graf, kaiserlicher Diplomat, * 01.02.1629, † 06.10.1708.

Leben

Den aus einem süddeutschen, vornehmlich im Schwäbischen begüterten Adelsgeschlecht gebürtigen Oe. ernannte Kaiser Leopold I. am 2. September 1683 zum Präsidenten des Reichshofrates, dem Oe. bereits ab 1653 angehörte und bis zu seinem Tode Vorstand. Im Jahre 1698 erwählte ihn der Kaiser zu seinem bevollmächtigten Vertreter und Botschafter für die zu Karlowitz bevorstehenden Friedensverhandlungen mit der Pforte. Das Aufsehen, das diese Wahl unter den Zeitgenossen erregte, ist wohl darauf zurückzuführen, daß Oe. bis dahin mit den zur Diskussion stehenden Problemen kaum vertraut war, doch gehörte er als geheimer Rat dem engsten Kreis der politischen Berater Kaiser Leopolds an und war überdies sehr mit dem Grafen Franz Ulrich von Kinsky befreundet, der zu dieser Zeit die äußeren Angelegenheiten der Monarchie leitete. Die von Oe. geleitete kaiserliche Gesandtschaft erreichte auf dem vom 13. November 1698 bis 26. Januar 1699 tagenden Friedenskongreß, daß auf der Grundlage des „uti possidetis“ sämtliche Eroberungen - mit Ausnahme des noch von Mustafa II. gehaltenen, vom Kaiser aber sehr begehrten Temescher Banates und einiger Orte an der kroatisch-slawonischen Grenze - der kaiserlichen Hand verblieben. Ungarn, Siebenbürgen, die Batschka, Slawonien und Kroatien bis zur Unna waren endgültig für Österreich gewonnen. Der Friede zu Karlowitz legte damit den Grundstein für die neue Großmacht der durch die zurückeroberten Länder zu bedeutender Stärke emporgestiegenen österreichischen Monarchie. Auch nach außen hin sichtbar kam die veränderte Situation der christlichen Mächte gegenüber der Hohen Pforte zur Geltung: zum ersten Mal unterblieb jegliche, obwohl auch diesmal in Hinblick auf Siebenbürgen von den Türken vergeblich geforderte Tributzahlung von seiten des Kaisers an den Sultan, wie sie bisher stets als Zeichen der Unterlegenheit des Kaisers üblich gewesen war. Die Epoche des Niederganges des Osmanenreiches nahm im Frieden zu Karlowitz ihren Ausgang. An der Spitze der zur Besiegelung des Friedenswerkes üblichen feierlichen Gesandtschaft des Kaisers reiste Oe. im Sommer 1699 nach Istanbul, wo er bis Januar 1701 verblieb, mehrere Verträge mit der Pforte über den Handelsverkehr und die gemeinsamen Grenzen und Grenzregulierungen abschloß sowie eifrig um die Rettung und Befreiung vieler in der Türkei gefangen gehaltener Christen bemüht war.

Literatur

Diarium oder ausführliche curiose Reise-Beschreibung von Wien nach Constantinopel des hochgeb. Grafen und Herrns Wolfgang, Grafen zu Oe. Augsburg, Oettingen 1735.
Popović, Michajlo R.: Der Friede von Karlowitz (1699). (Diss.) Leipzig 1893.
Acsády, Ignácz: A karloviczi béke története. Budapest 1899. = Értekezések a történelmi tudományok köréből. 18, 4.
Eckert, Helmut: Das Gutachten des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden zu dem mit der Türkei zu schließenden Frieden aus dem Jahre 1698. In: Mitt. österr. Inst. Gesch.-Forsch. 46 (1932) 465-476.
Gschließer, Oswald: Der Reichshofrat. Wien 1942.
Redlich, Oswald: Weltmacht des Barock. Wien 1961(4), 478-484.

Verfasser

Gerhard Seewann (GND: 1069961280)

GND: 104196858

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd104196858.html


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Empfohlene Zitierweise: Gerhard Seewann, Oettingen, Wolfgang IV. Graf, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 349-350 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1472, abgerufen am: (Abrufdatum)

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