Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Nenadović, Pavle

Pavle (Taufname Petar) Nenadović, Metropolit von Karlowitz (Sremski Karlovci) 1749-1768, * Ofen 1699, † Karlowitz 15.08.1768, Sohn eines Kaufmanns.

Leben

P. besuchte in Ofen zuerst die serbische, dann auch die deutsche und lateinische Schule. 1721, nach dem Tode seines Vaters, wurde P. in Ofen beim Magistrat Schreiber. Mojsije Petrović, der Metropolit von Belgrad und Karlowitz, wurde auf P. aufmerksam und riet ihm, Mönch zu werden und nach Belgrad an seinen Hof zu kommen. Am 30. Januar 1726 wurde P. in der Kirche Sv. Petar i Pavle in Karlowitz Mönch, und am 21. November 1728 wurde er zum Hieromonachos geweiht und zum Exarchen des Metropoliten ernannt, eine Stelle, die er auch unter den Metropoliten Vićentije Jovanović und Arsenije IV. Jovanović Šakabenta innehatte. Im Jahre 1732 wurde P. zum Administrator der Diözese von Sečuj (Dunaszekcső) und Esseg (Osijek) ernannt. Zum Bischof von Karlstadt (Karlovac) und Zengg (Senj) wurde er am 25. April 1742 geweiht, jedoch von der Kaiserin Maria Theresia erst am 6. April 1744 bestätigt und in sein Amt eingeführt. Die Schwierigkeiten für seine Bestätigung ergaben sich daraus, daß im Jahre 1741 der ungarische Landtag einen Artikel „de stabilienda sola religione catholica in Croatia“ angenommen hatte.
Ende 1748 wurde P. nach Arad versetzt, konnte aber seine Diözese nicht übernehmen, da er bereits am 14. Juni 1749, nach dem Tode des Metropoliten Isaija Antonović, zum Metropoliten von Karlowitz gewählt wurde. Maria Theresia bestätigte diese Wahl am 25. April 1750. P. verblieb auf diesem Posten bis zu seinem Tode; er verstarb in Karlowitz, wo er auch in der Kathedrale, die er hatte erbauen lassen, beigesetzt wurde.
P. gehört zu den bekanntesten Metropoliten der serbisch-orthodoxen Kirche in der Habsburgermonarchie, obwohl er seine theologischen Kenntnisse als Autodidakt erworben hatte. Im Jahre 1749 ließ er die Satzungen für die Mönche (monaška pravila) und im Jahre 1753 die Satzungen für die Erzpriester (protoprezviterska pravila) bestätigen, die bereits vom Metropoliten Vićentije Jovanović erlassen worden waren. Besondere Aufmerksamkeit widmete P. der Förderung des Schulwesens. Noch während er Bischof von Karlstadt und Zengg war, ließ er 1746 in Plaški eine „zentrale Schule“ eröffnen, die eigentlich eine Art Priesterseminar darstellte. Um das Schulwesen bei den Serben in der Monarchie besser fördern zu können, erließ P. am 10. August 1749 an das serbische Volk und die serbische Geistlichkeit einen Aufruf, in dem er um die Mittel zur Schaffung eines „Schulfonds“ bat. Aus diesem Fond entstand später der bekannte „Klerikale Fond“, und aus dem Nachlaß von P. wurde später ein „Neprikosnoveni fond“ (ein Fond, der nicht vermindert werden darf) gegründet. In den von P. gegründeten Schulen wurde in serbischer-, deutscher und lateinischer Sprache unterrichtet. Sie erhielten den Namen „Pokrovo-Bogorodične škole“, weil in ihnen der Unterricht am 1. Oktober jeden Jahres, dem Tag des Leichentuchs der Muttergottes, zu beginnen hatte. Sie bestanden von 1749 bis 1769 und vereinigten in sich (z. B. in Novi Sad) ein Priesterseminar, ein Gymnasium mit sechs Klassen (das war eine deutsch-lateinische Schule) und eine slawische Schule. Diese Schulen wurden nicht nur von Kindern und Jugendlichen besucht, sondern auch von älteren Diakonen und Priestern, da P. keinen Priesterkandidaten weihen wollte, der nicht lesen und schreiben konnte. Hier verdient es, erwähnt zu werden, daß P. es war, der den bekannten serbischen Aufklärer Dositej Obradović 1758 in der Sv. Nikola-Kirche zu Karlowitz zum Diakon weihte.
Auf kulturellem und regiliösem Gebiet orientierte sich P. an Rußland, woher er auch die Schulbücher bezog, lehnte jedoch russische Lehrer in den serbischen Schulen ab. Da zur Zeit von P. die alten „Srbulje“ (die kirchlichen Bücher serbischer Rezension) immer seltener wurden, sah sich P. genötigt, die Kirchenbücher aus Rußland, die in russisch-slawischer Rezension gedruckt waren, einführen zu lassen, wodurch dann die russisch-slawische Sprache in der Kirche und bei den gebildeten serbischen Kreisen Eingang fand. Da zur selben Zeit die orthodoxen Serben in der Monarchie von Unionsbestrebungen gefährdet waren und zu den Büchern, die in den Druckereien der Uniaten gedruckt wurden, kein Vertrauen hatten, versuchte P. von der Kaiserin die Erlaubnis zur Gründung einer Druckerei im Kloster Rakovac (bei Peterwardein) zu erhalten, hatte damit aber keinen Erfolg, da der unierte Bischof von Erlau (Eger) und Groß-Arad verlangte, daß in dieser Druckerei auch Bücher für die Uniaten gedruckt würden, was P. ablehnte.
In einer anderen Angelegenheit, die sowohl für den Staat als auch für die serbischorthodoxe Kirche von Bedeutung war, unterstützte P. energisch die Regierung. Es handelte sich um die Auswanderung der Serben aus der Monarchie nach Rußland, eine Bewegung, die von 1751 bis 1753 sehr rege war. Auch P. widersetzte sich der russischen Propaganda und ließ am 2. Oktober 1752 das kaiserliche „Pönal-Patent“ vom 19. Juni 1752 in slawischer Übersetzung publizieren, was ihn bei den Russen sehr verhaßt machte und ihm die Beschuldigung der Häresie einbrachte. Für sein Verhalten wurde P. von der Kaiserin geadelt und zum wirklichen kaiserlichen und königlichen Geheimrat ernannt. Es gelang ihm auch aufgrund seiner guten Stellung bei Hofe, in dem Urbar vom 15. März 1756 in einigen Teilen seiner Erzdiözese die Lage der Bauern zu verbessern. Gleichzeitig hatte er mit seinen Bemühungen Erfolg, die orthodoxen Rumänen in Ost-Ungarn und Siebenbürgen unter seine Jurisdiktion zu stellen, wodurch sie vor der Union bewahrt wurden. P. setzte sich immer dafür ein, daß die Privilegien, die Kaiser Leopold I. den Serben verliehen hatte, in Kraft blieben.
P. unterstützte auch das serbische Kloster Hilandar auf dem Berg Athos sowie die Kirchen und Klöster im heiligen Land, weshalb er vom Patriarchen in Jerusalem den Titel „Epitrop des Grabes Christi“ erhielt.

Literatur

Grbić, Manojlo: Karlovačko vladičanstvo. Prilog k istoriji pravoslavne crkve. Bd 2. Karlovac 1891.
Ruvarac, Dimitrije: Pravila Vićentija Jovanovića i Pavla Nenadovića za protoprezvitere. In: Srpski Sion 13 (1903) 273-277, 299-301, 328-330.
Ders.: Pokrovo-Bogorodične škole u Karlovcima (1749-1769). Sremski Karlovci 1926.
Kostić, Mita: Grof Koler kao kulturnoprosvetni reformator kod Srba u Ugarskoj u XVIII veku. Beograd 1932, passim.
Petrović, Dušan K.: Mitropolit Pavle Nenadović (1699-1768). In: Glasn. Srpske pravosl. Crkve 43 (1962) 187-190.
Slijepčević, Djoko: Istorija srpske pravoslavne crkve. Bd 2. Minhen 1966, 45-56.


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Empfohlene Zitierweise: Đoko Slijepčević , Nenadović, Pavle, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 411-413 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1505, abgerufen am: (Abrufdatum)

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