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Rajačić, Josif (Taufname Ilija), Metropolit von Karlowitz (Sremski Karlovci) ab 1842, mit dem Titel eines serbischen Patriarchen 1848-1861, * Lučani (bei Brinje) 20.07.1785, † Karlowitz 01.12.1861, aus einer Familie, die sich 1690 unter Arsenije III. Crnojević auf der Flucht vor den Türken in der damaligen Militärgrenze angesiedelt hatte.
Leben
R. besuchte die deutsche Volksschule in Lučani und das Gymnasium in Zagreb und Karlowitz. Danach studierte er Philosophie bei den Piaristen in Szegedin und an der Universität in Wien, brach jedoch das Studium 1809 nach Ausbruch des Krieges zwischen Frankreich und Österreich vorzeitig ab, so daß er keinen Abschluß hatte. Obwohl R. nie Theologie studiert hatte, wurde er am 10. April 1810 auf Veranlassung des Karlowitzer Bischofs Mojsije Mioković im Kloster Gomirje zum Mönch und eine Woche später zum Diakon geweiht. Bereits am 17. Mai 1810 wurde R. zum Sekretär des Konsistoriums der Diözese von Pakrac ernannt. Am 20. Dezember 1811 wurde er zum Archimandriten des Klosters Gomirje erhoben und half als solcher dem Bischof Mioković bei der Verwaltung der Eparchie. Ab 1822 war R. Administrator der Diözese von Pakrac. Am 29. Dezember 1828 wurde er mit kaiserlichem Beschluß zum Bischof von Dalmatien ernannt, am 24. Juni 1829 in Karlowitz zum Bischof geweiht und am 6. Oktober desselben Jahres als dalmatinischer Bischof in Šibeník inthronisiert. In Dalmatien bemühte sich R. um die Ausbildung des Priesternachwuchses: am 27. Dezember 1833 wurde in Šibenik eine Priesterschule eröffnet; auch gründete er hier ein Konsistorium. Seine Hauptaufgabe sah er aber vor allem darin, die Serben vor der Bekehrung zur Union zu bewahren. Seine Bemühungen auf diesem Gebiet brachten ihn in Gegensatz zur offiziellen Politik des Wiener Hofes und dürften die Ursache seiner Versetzung nach Werschetz (Vršac) gewesen sein, die am 8. Mai 1834 erfolgte. Am 31. August 1842 wurde R. zum Metropoliten von Karlowitz gewählt. Seine Gegenkandidaten waren der Bischof von Temeschwar, Pantelejmon Živković, und der Bischof von Ofen, Platon Atanacković. Eine Versammlung der Serben in der österreichisch-ungarischen Monarchie, die sog. „Majska skupština“, rief R. am 13. Mai 1848 zum serbischen Patriarchen aus, was im Moment nur eine Ehrenbezeichnung war, die von Kaiser Franz Joseph I. erst am 15. Dezember 1848 bestätigt wurde. Durch die innenpolitischen Ereignisse des Jahres 1848 wurde R. gezwungen, sich an die Spitze seines Volkes im Kampf gegen die Magyarisierung der Serben zu stellen. Durch die Umstände wurde aus dem geistlichen Vorsteher des serbischen Volkes in der Monarchie auch sein politischer Vorsteher, der gemeinsam mit den Kroaten den Kampf gegen die Magyaren organisierte, was ihm allerdings durch die promagyarische Gruppe unter den Serben (z.B. um Bischof Platon Atanacković) erschwert wurde. Das Ergebnis dieses Kampfes war, daß die Serben in der Monarchie die „srpska Vojvodina“ ausriefen und am 13. Mai 1848 den General Stefan Šupljikac zu ihrem Woiwoden wählten, der jedoch bereits am 27. Dezember 1848 in Pančevo starb. Die serbische Woiwodschaft wurde 1861 aufgelöst, und Kaiser Franz Joseph I. übernahm den Ehrentitel eines serbischen Woiwoden, eine Bezeichnung, die die Habsburger Kaiser bis zum Ende der Monarchie trugen. Während des Kampfes gegen die Magyaren kamen sich Serben und Kroaten in der Monarchie näher, da sie gemeinsam für die Interessen Österreichs kämpften. Patriarch R. war es auch, der am 23. März 1848 den General Josip Jelačić in das Amt des kroatischen
Banus einsetzte; ebenso wurden im Jahre 1848 durch den kroatischen Sabor mit Artikel VII alle Beschlüsse der Majska skupština gutgeheißen. Während der revolutionären Wirren in der Monarchie unterstützten auch die Serben aus dem Fürstentum Serbien den Kampf von Serben und Kroaten gegen die Ungarn und stellten Freiwilligentruppen unter dem Kommando von Stevan Petrović-Knićanin. R. war jedoch nicht nur politischer Kirchenfürst. Neben der Priesterschule in Šibenik ließ er auch das Gymnasium von sechs auf acht Klassen vergrößern. Zudem gründete er hier auch eine Druckerei, die für die weitere Förderung der serbischen Kultur in der Monarchie von großer Bedeutung gewesen ist. Für seine großen Verdienste für die Monarchie wurde R. am 18. April 1861 zum Baron erhoben.
Literatur
Grbić, Manojlo: Karlovačko vladičanstvo. Prilog k istoriji srpske pravoslavne crkve. Bd 3. Karlovac 1893.
Milaš, Nikodim: Pravoslavna Dalmacija. Istorijski pregled. Novi Sad 1901, 551-575.
Radonić, Jovan: Patrijarh Josif Rajačić. In: Slike iz istorije i književnosti. Beograd 1938, 314-371.
Ders.: Autobiografija Patrijarha Josifa Rajačića. Kritička ocena. Beograd 1951.
Savković, Jovan: Patrijarh Josif Rajačić u Srpskom pokretu 1848-1849. Novi Sad 1954.
Slijepčević, Djoko: Istorija srpske pravoslavne crkve. Bd 2. Minhen 1966, 170-185.
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