Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Rudolf I.
Bild: Wikimedia Commons
Wikidata: Q76956

In den Suchergebnissen blättern

Treffer 
 von 1526

Rudolf I.

Rudolf I., deutscher König 1273-1291, * 01.05.1218, † Speyer 15.07.1291, Sohn Albrechts IV. Grafen von Habsburg und der Heilwig Gräfin von Kyburg, verheiratet in 1. Ehe mit Gertrud (Anna) Gräfin von Hohenberg († 16.02.1281), in 2. Ehe (ab 05.02.1284) mit Isabella von Burgund.

Leben

 Die durch ein Ultimatum Papst Gregors X. erzwungene einstimmige Königswahl der deutschen Kurfürsten fiel am 1. Oktober 1273 auf den Grafen Rudolf (IV.) von Habsburg. Seine vor allem im Elsaß, in Schwaben und der heutigen Schweiz begüterte Familie war damals schon die mächtigste im Südwesten des Reiches. Als treuer Parteigänger der Staufer hatte der junge R., dessen Taufpate Kaiser Friedrich II. war, 1241 vor Spoleto miterlebt, wie der von den Mongolen bedrängte König Béla IV. Ungarn vom Kaiser zu Lehen nahm. Der mächtigste Reichsfürst, König Ottokar II. Přemysl von Böhmen, hatte an der Wahl R.s nicht teilgenommen. Wegen der Versäumnisse des Lehensempfanges und des Fernbleibens von den festgesetzten Gerichtstagen wurde über ihn 1275 die Reichsacht verhängt und ihm seine Länder abgesprochen. Die große Unterstützung, die R. von den deutschen Reichsfürsten und von Ungarn erhielt, aber auch ein Aufstand des steirisch-österreichischen Adels und eine innerböhmische Opposition (Witigonen) zwangen Ottokar II. 1276 zur kampflosen Unterwerfung. Er wurde von R. mit Böhmen und Mähren belehnt und mußte auf Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain und die Windische Mark sowie Eger verzichten. Eine Wechselheirat der Kinder R.s und Ottokars sollte den Frieden sichern. Als die unverhüllten Ansprüche R.s auf die heimgefallenen Länder die Opposition der deutschen Fürsten hervorriefen und sich in Österreich die Anhänger Ottokars erhoben, entschloß sich der Böhmenkönig nochmals zum Kampf. Dank der Hilfe König Ladislaus’ IV., der mit einem großen Heer von Ungarn und Kumanen zu ihm stieß, konnte R. am 26. August 1278 auf dem Marchfelde bei Dürnkrut (nö von Wien) den Truppen Ottokars, der getötet wurde, eine vollständige Niederlage zufügen. Mit Zustimmung der Kurfürsten verlieh R. 1282 seinen Söhnen Albrecht und Rudolf Österreich, Krain und die Windische Mark zu gesamter Hand, übertrug aber schon im folgenden Jahr auf Bitten der Stände dem älteren Albrecht in der Hausordnung von Rheinfelden die Alleinregierung. Kärnten erhielt 1286 R.s treuester Bundesgenosse, Graf Meinhard II. von Tirol, an den auch Krain und die Mark verpfändet waren. Neben der Begründung der 640jährigen Herrschaft der Habsburger in Österreich dürfen aber die Erfolge, die R. im Rahmen seiner realen, stets nur auf das erreichbare ausgerichteten Politik im Reich erzielt hat, nicht übersehen werden. Er hat in Savoyen und Burgund, in Böhmen und Polen, in Sachsen und in Brandenburg erfolgreich eingegriffen. Der Erlaß von Landfrieden und die gezielte Bekämpfung des Raubrittertums vermochten zwar nicht im ganzen Reich die Ordnung wieder herzustellen, haben aber gegenüber dem Interregnum eine deutliche Beruhigung gebracht. Als König Ladislaus IV. ermordet wurde, hat R. 1290 unter Berufung auf die Lehensauftragung von 1241 seinen Sohn Albrecht mit Ungarn als heimgefallenem Reichsland belehnt. Obwohl er wußte, daß von einer Herrschaftsübernahme in Ungarn durch Albrecht keine Rede sein konnte, wollte er seiner Familie doch etwaige Vorteile, die aus diesem Rechtstitel erwachsen konnten, sichern. Das große Ziel der Kaiserkrönung, das R. während seiner gesamten Regierung verfolgte, hat er nicht erreicht. Damit fehlte ihm die Möglichkeit, seinen Sohn Albrecht schon zu Lebzeiten zum deutschen König zu erheben und die Nachfolge zu sichern. Diesem Ziel galt auch der letzte, von R. kurz vor seinem Tode in Frankfurt einberufene Reichstag, doch den deutschen Kurfürsten waren die einst als ungefährlich gewählten Habsburger bereits zu mächtig geworden. R. war ein nüchterner, handfester Charakter, der im diplomatischen Verkehr als sehr verläßlich galt, in seiner Privatsphäre aber verschlagen und zügellos sein konnte. Er war nicht sehr beliebt, wegen seiner Derbheit und Sparsamkeit aber volkstümlich, und schon zu Lebzeiten rankten sich eine große Zahl von Anekdoten um seine Person.

Literatur

Redlich, Oswald: Rudolf von Habsburg. Das deutsche Reich nach dem Untergang des alten Kaisertums. Innsbruck 1903 (Neudruck: Aalen 1965).
Lhotsky, Alphons: Geschichte Österreichs. Bd 2/1. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts (1281-1358). Graz, Wien, Köln 1967, 16-76 (mit Bibliographie).
Ottokar-Forschungen. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. N.F. 44/45 (1978/79).

Verfasser

Heinz Dopsch (GND: 122952197)

GND: 11860371X

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd11860371X.html


RDF: RDF

Vorlage (GIF-Bild):  Bild1   Bild2   

Empfohlene Zitierweise: Heinz Dopsch, Rudolf I., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 61-62 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1610, abgerufen am: (Abrufdatum)

Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich

Treffer 
 von 1526
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos