Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Sobieski, Jan III.
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Sobieski, Jan III.

Sobieski, Johann III. (Jan), König von Polen 1674-1696, * Schloß Olesko (Galizien) 27.08.1629, † Wilanow 17.06.1696, Sohn des Kastellans von Krakau, Jakob S. (t 1647), und der Theophila Danilowiczowa, Enkelin und Erbin des Krongroßhetmans Stanisław Zołkiewski.

Leben

S. besuchte Gymnasium und Universität in Krakau. Danach bereiste er Frankreich, England und Istanbul. Als Starost von Jaworow kämpfte er gegen die Kosaken Chmelnyckyjs und die Tataren bei Zbaraz und Beresteczko. 1654 war er Mitglied einer Gesandtschaft in Istanbul, 1656 Führer eines tatarischen Hilfskorps bei Warschau, 1658 beteiligte er sich am Krieg in Preußen, 1660 am Sieg über die Russen bei Slobodyszcze. 1664 wurde er anstelle des wegen Hochverrats abgesetzten Jerzy Lubomirski Kronfeldhetman und 1667 Krongroßhetman und war damit im Besitz der zwei wichtigsten Staatsämter. Im Kampf gegen die Kosaken und Tataren erzwang er den Frieden von Podhajce (19.10.1669). Am 2. November 1667 wurde er vom Nuntius Antonio Pignatelli, dem späteren Papst Innozenz XII., mit Marie Casimire de La Grange d’Arquien getraut, der Witwe von Jan Zamojski.  Die Wahl des in Wien erzogenen Michael Korybit Wiśnowiecki zum König von Polen (1669) bedeutete einen Erfolg Österreichs, wenn es auch Karl V. von Lothringen nicht hatte durchsetzen können. S.s Vordringen in die Ukraine endete, als die litauische Armee auseinanderlief, mit dem eine Katastrophe verhindernden Rückzug und dem Frieden von Buczacz (17.10.1672), in welchem Polen an die Osmanen Podolien und an die Kosaken die Ukraine abtrat und tributpflichtig wurde. S. bewog den Reichstag, den Vertrag zu verwerfen und siegte bei Krasnobród, Niemirow, Grodek, Komarow und am 11. November 1673 bei Hotin (Chozym) über die Türken. Tags zuvor war König Michael gestorben. Die nach dem Ausscheiden zahlreicher Bewerber schwankende Wahl fiel schließlich auf S. (21.05.1674). In den folgenden Kriegszügen eroberte dieser Bar, Mohylow, Niemirow und Kalnik und siegte nach neuerlichem Vordringen der Türken am 24. August 1675 bei Lemberg. Im Vertrag von Zorawno (Zarewna) vom 17. Oktober 1676 behielt Polen Podolien und einen Teil der Ukraine. In einem Vertragsentwurf (11.06.1675) verpflichtete sich S. Ludwig XIV. gegenüber, nach Friedensschluß mit der Türkei zur Entlastung Frankreichs gegen den mit dem Kaiser verbündeten Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. Krieg zu führen, wofür ihm eine große Subvention versprochen wurde, die verdoppelt werden sollte, falls er gegen Kaiser Leopold I. ziehen sollte. Auch sollte er französische Werbungen in Polen gestatten und die ungarischen Rebellen (Kuruzzen) unter Imre Thököly unterstützen. Der Kurfürst wandte den Krieg ab, indem er seinen Beistand zur Umwandlung Polens in ein Erbreich versprach und ein Bündnis mit dem Kaiser anregte. Nach der Wahl Innozenz XI zum Papst (1676) und dem Frieden von Nijmwegen (05.02.1679) reifte der Gedanke einer christlichen Liga. Im Januar 1680 schlug Österreich eine Defensivallianz vor; die Mehrheit des Reichstages stimmte jedoch für eine Offensivallianz. Der mit der Schwester von Marie Casimire verheiratete französische Botschafter Marquis de Béthune, der den ungarischen Rebellen Geld und Hilfstruppen geschickt hatte und sich die Stephanskrone anbieten ließ, wurde auf Wunsch von S. abberufen. Der kaiserliche Gesandte Hans Christoph Freiherr von Zierowski stellte S. eine Erzherzogin für seinen Sohn Jakob in Aussicht, Thököly die Stephanskrone. Erst als sich der Kuruzzenführer dem Sultan als Vasall unterwarf und damit der Pforte ermöglichte, auch von der Südseite her anzugreifen, gab S. den Gedanken auf. Am 31. März 1683 kam die Allianz mit dem Kaiser zustande. Sie wurde in der Peterskirche in Rom von Kardinal Pio im Namen des Kaisers und von Kardinal Francesco Barberini in dem des Königs beschworen. Unter anderem wurde beiden Parteien die Pflicht auferlegt, der anderen im Falle der Belagerung von Wien oder Krakau zu Hilfe zu kommen. Unabhängig von diesem Vertrag stellte Jerzy Lubomirski ein Hilfskorps auf, mit dem er 1683 im Heer des Lothringers kämpfte. Der Nuntius Francesco Buonvisi und der zum Legaten ernannte Kapuziner Marco d’Aviano bestimmten den Kaiser, S. den Oberbefehl zu überlassen. Das polnische Heer zog mit unerhörter Grausamkeit plündernd langsam durch Mähren und traf, nachdem der am frühen Morgen des 12. September 1683 am Kahlenberg bei Wien begonnene Kampf, bei dem der Lothringer auf dem linken Flügel den Hauptstoß führte, bereits entschieden war, erst am Nachmittag zur Bildung des rechten Flügels ein. S., der die Minderwertigkeit seiner Truppen kannte, hatte sich vom Herzog vier Regimenter, je ein kaiserliches, ein bairisches, ein sächsisches und ein fränkisches, zuteilen lassen, welche die Lage retteten, als die Türken die Polen in wilde Flucht trieben, wobei Stanisław Potocki und andere tapfere Offiziere den Heldentod fanden. S. versagte Karl V. von Lothringen die sofortige Verfolgung der fliehenden Türken. Das Heer mußte während der Nacht kampfbereit stehen, aber die Polen begannen mit der Plünderung. S. bemächtigte sich der Zeltstadt Kara Mustafa Paschas und erfreute sich der reichsten Beute, die je einem Feldherrn zugefallen war. Der Löwenanteil der Polen überstieg zwei Drittel der Gesamtbeute. Ohne auf die Ankunft des Kaisers zu warten, hielt S. seinen Einzug in die Stadt, wobei sich der Herzog und die Kurfürsten fernhielten, und stimmte in der Augustinerkirche das Te Deum an. Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg mußte die Stadt gegen die gefürchteten polnischen Beutemacher sperren. Das polnische Heer beteiligte sich noch am Herbstfeldzug in Ungarn gegen die weichenden Türken, wobei S. zwei Tage vor dem Siege bei Párkány (09.10.1683) eine Niederlage erlitt und nur mit knapper Not dem Tod entging. Am 27. Oktober nahm er noch die Kapitulation von Gran (Esztergom), an dessen Belagerung die Polen nicht mehr teilgenommen hatten, entgegen und kehrte über Ungarn heim. Seine Truppen bezogen in Nordungarn, das unter ihrer Zuchtlosigkeit litt, Winterquartiere. Am 5. März 1684 wurde die Heilige Liga zwischen Papst, Kaiser, Venedig und Polen geschlossen, und am 6. Mai 1686 kam es zu Zolkiew zum Frieden mit Moskau. Polen trat Kiev, Smolensk, Starodno und Poltava ab, der Kreml zahlte 146 000 Goldrubel und gelobte Waffenbrüderschaft gegen die Türken. Im Jahre 1690 überfielen Kosaken und Tataren die polnischen Grenzmarken. 1692 endete das jährliche Unternehmen gegen Kamenec mit der Auflösung des Heeres. Erst 1694 kam es zum Sieg über die Tataren bei Pomorjany und die Türken bei Kamenec. Am 17. Juni 1696 starb S. nach jahrelangem Leiden an Urämie in dem von ihm mit türkischen Gefangenen erbauten Schloß Wilanow. Bei aller Entfaltung seiner außerordentlichen Fähigkeiten konnte er sein Ziel, die Umwandlung der Adelsoligarchie mit ihren Gebrechen in eine absolute Monarchie nach dem Vorbild der europäischen Mächte, nicht erreichen.

Literatur

Waliszewski, K.: Acta quae in archivo ministerii Gallici ad Joannis III. regnum illustrandum spectant. Krakau 1879.
Kluczycki, Fr. (Hrsg.): Acta régis Joannis III ad res anno 1683. Krakau 1883.
Ders.: König Johann III. vor Wien. Krakau 1883.
Iorga Nicolae: Sobieski et les roumains (1683-1696). In: Revue Historique du Sud-Est Européen (1933) 7/9, 287-306.
Lorenz, Reinhold: Türkenjahr 1683. Das Reich im Kampf um den Ostraum. Wien 1944(3).
Forst de Battaglia, Otto: Jan Sobieski, König von Polen. Einsiedeln, Zürich 1946.
Woliński, Janusz: König Johann III. Sobieski und die Schlacht bei Wien 1683. In: La Pologne au XIIe Congrès international des sciences historiques à Vienne. Warszawa 1965, 49-62.
Stoye, John: Wien 1683 oder die Rettung des Abendlandes. Wien 1966.
Sturminger, Walter: Die Türken vor Wien in Augenzeugenberichten. Düsseldorf 1968.

Verfasser

Heinrich Benedikt (GND: 11850892X)

GND: 118557769

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118557769.html


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Empfohlene Zitierweise: Heinrich Benedikt, Sobieski, Jan III., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 150-152 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1670, abgerufen am: (Abrufdatum)

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