Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Angyal, Dávid
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Angyal, Dávid

Angyal (vor 1880: Engel), Dávid, ungarischer Historiker und Literarhistoriker, * Kunszentmárton 30.11.1857, † Budapest 18.12.1943.

Leben

Aus einer bürgerlichen Familie stammend, absolvierte A. das Gymnasium in Szentes und sein Universitätsstudium in Budapest. Er besuchte für ein Jahr u. a. auch die Vorlesungen Wattenbachs, Droysens und Mommsens an der Berliner Universität und promovierte 1879 in Budapest. A. war hier 1885-1893 Bibliothekar der Universitätsbibliothek und 1893-1907 Gymnasialprofessor. 1896 wurde er Privatdozent, 1909 ordentlicher Professor für ungarische Geschichte an der Budapester Universität. 1918 bis 1920 - mit der kurzen Unterbrechung der Zeit der Räterepublik, als er vom Dienst suspendiert wurde -, bekleidete er an der philosophischen Fakultät das Amt des Dekans. In dieser Zeit (1912-1922) war er auch Herausgeber der ungarischen historischen Zeitschrift „Történelmi Szemle“. 1925-1928 wurde er zum Professor der Universalgeschichte der Neuzeit, 1928-1935 zum Direktor des „Ungarischen Historischen Instituts“ in Wien ernannt. Die Akademie wählte A. 1902 zum korrespondierenden Mitglied, 1917 zum ordentlichen Mitglied und 1936 zum Direktionsmitglied. Er war seit 1910 Mitglied auch der vornehmen ungarischen literarischen Gesellschaft, der „Kisfaludy-Gesellschaft“.
A. begann seine wissenschaftliche Laufbahn als Literarhistoriker. Er gehörte einem kleineren Kreis von Kritikern und Ästheten an, der sich in den Jahren 1870 bis 1880 im ungarischen literarischen Leben für den Sieg bürgerlicher Normen einsetzte.
Seine Essays, die er über Schriftsteller, Historiker und Kritiker in der Zeitschrift „Budapesti Szemle“ veröffentlichte, sind einige der schönsten Produkte ungarischer Prosaliteratur seiner Zeit. Er war auch ein bekannter Übersetzer, der u. a. Werke von Macaulay, Herbert Spencer und Anatole France in das Ungarische übertrug. Er schrieb - oft unter Pseudonym - auch zahlreiche politische Artikel, in denen er gegenüber den ungarischen Unabhängigkeitsbestrebungen den österreichisch-ungarischen Ausgleich verteidigte (s. seine Artikel in „Az Újság“ in den Jahren 1904-1905).
A. besaß ein sehr vielseitiges historisches Interesse. Er baute seine Studien über die ungarischen politischen Verhältnisse im 17. Jahrhundert auf das reiche Quellenmaterial heimischer und ausländischer Archive (Wien, Paris, Simancas, der Niederlande usw.) auf und setzte die ungarischen Ereignisse immer in internationalen Maßstab. Mehrere seiner Werke behandeln die Geschichte Ungarns zwischen 1849-1867, und in kleineren Artikeln untersuchte er auch die Ursachen des Zerfalls der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Seine Schriften sind von einer gründlichen Quellenkritik, einem klaren Gedankengang und einer auserwählten Vortragsart gekennzeichnet. Seine betont positivistische Methode distanziert den Historiker A. von der in den 1920er Jahren vorherrschenden sogenannten „geistesgeschichtlichen“ Richtung.

Literatur

Károlyi, Árpád: Angyal Dávid a történetíró. In: A Gróf Klebelsberg Kunó Magy. Tört.-kut. Int. Évk. 7 (1937) 1-12.
Nagy, Miklós: Angyal Dávid. In: Budapesti Szle 266 (1944) 110-115.
Lederer, Emma: A magyar polgári történetírás rövid története. Budapest 1969.
Angyal, Dávid: Viszaemlékezések. Hrsg. László Péter. London 1971.

Verfasser

Ferenc Glatz (GND: 170576051)

GND: 143841378

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd143841378.html


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Empfohlene Zitierweise: Ferenc Glatz, Angyal, Dávid, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 77-78 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=461, abgerufen am: (Abrufdatum)

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