Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Bariţiu, George
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Bariţiu, George

Bariţiu, George, rumänischer Historiker und Publizist, Begründer der rumänischen Presse in Siebenbürgen, * Alsózsuk (Jucul de Jos, Klausenburger Komitat) 24.05. 1812, † Hermannstadt 2.05. 1893, Sohn des griechisch-katholischen Geistlichen Ion Pop.

Leben

B. studierte an der philosophischen Fakultät in Klausenburg. Nach dem Abschluß des theologischen Studiums in Blasendorf (Blaj) wurde B. als Physik-Professor an die philosophische Fakultät in Klausenburg berufen (1835). 1836 siedelte er nach Kronstadt über und wurde Lehrer der dortigen rumänischen Schule. 1838 gründete B. die erste rumänische Zeitung Siebenbürgens, „Foaia pentru minte, inimă şi literatură“ (Das Blatt für Vernunft, Herz und Literatur), kurz darauf die Zeitung „Gazeta Transilvaniei" (Die Zeitung Siebenbürgens). 1845 gab er sein Lehramt auf und widmete sich fortan ausschließlich seiner publizistischen und politischen Tätigkeit. Am 15. Mai 1848 nahm B. an der großen rumänischen Versammlung auf dem „Friedensfeld“ (Câmpia Libertăţii) bei Blasendorf teil und Unterzeichnete als deren stellvertretender Vorsitzender die an den österreichischen Kaiser gerichteten Protokolle und Gesuche. Im selben Jahr wurde B. in das „Komitee für die Verteidigung des Vaterlandes“ gewählt. 1849 war er gezwungen, nach Câmpina in der Walachei zu flüchten, wo er von den russischen Behörden verhaftet und nach Tschernowitz deportiert wurde. Hier hielt er sich nach seiner Entlassung bis zur Normalisierung der Lage in Siebenbürgen auf.
1850 kehrte B. nach Kronstadt zurück, wo er zunächst die Erlaubnis erhielt, seine beiden Blätter erneut herauszugeben. Nachdem er es jedoch ablehnte, die Politik des Regimes zu unterstützen, wurden seine Zeitungen für sechs Monate verboten. Nach der Wiederaufnahme der Veröffentlichung trat B. freiwillig die Leitung der Blätter an seinen Mitarbeiter Iacob Mureşanu ab, setzte jedoch seine Tätigkeit als deren Redakteur uneingeschränkt fort. Im Auftrag des pro-österreichischen orthodoxen Bischofs Andrei Şaguna redigierte B. einen Satzungsentwurf des „Siebenbürgischen Verbandes für rumänische Literatur und die Kultur des rumänischen Volkes“ (Asociaţiunea Transilvană pentru literatura română şi cultura poporului român = ASTRA).
Nach 1861 nahm B. an allen wichtigen Versammlungen und Tagungen der siebenbürgischen Rumänen führenden Anteil. 1863 wurde er als Abgeordneter in den Wiener Reichsrat gewählt. 1866 setzte er sich gemeinsam mit seinem Freund Ioan Raţiu mit Erfolg für die Gründung von vier rumänischen Freiwilligenverbänden ein, die jedoch im Krieg gegen Preußen nicht mehr zum Einsatz gelangten. Noch im selben Jahr wurde B. Gründungsmitglied der „Rumänischen Akademie“ zu Bukarest. 1878 gründete er in Hermannstadt die Zeitung „Observatorul“, die bis 1885 erschien. Wegen der darin vertretenen nationalen Belange des rumänischen Bevölkerungsteils Siebenbürgens mußte sich B. wiederholt vor Gerichten verantworten, wurde aber immer freigesprochen. 1881 gründete B. gemeinsam mit mehreren Gesinnungsfreunden die „Nationale Partei“ und wurde in das Zentralkomitee gewählt. 1884 wurde er Vorsitzender des rumänischen „Nationalkomitees“, eines Amtes, das er bis zum Verlassen der politischen Bühne im Jahre 1887 bekleidete. Die letzten sechs Jahre seines Lebens widmete er sich fast ausschließlich der 1861 gegründeten „ASTRA“. Zwei Monate vor seinem Tode wurde B. zum Vorsitzenden der „Rumänischen Akademie“ gewählt.
B. ist Verfasser einiger Wörterbücher und zahlreicher wissenschaftlicher und politischer Schriften. Er behandelte in einem bedeutenden Werk ausgewählte Epochen der Geschichte Siebenbürgens in den letzten 200 Jahren (Părţi alese din istoria Transilvaniei pe două sute di ani în urmă, Hermannstadt 1889/91).

Literatur

Lupaş, Ioan: Inceputurile şi epocele istorice ale ziaristicei româneşti ardelene. In: Ders.: Contribuţiuni la istoria ziaristicei româneşti ardelene. Sibiu 1926, 3-29.
Curticăpeanu, V.: Intemeierea societăţii ”ASTRA“ şi rolul ei in cultura poporului romîn (1861). In: Studii 14 (1961) 1439-1466.

Verfasser

Dionisie Ghermani (GND: 118893238)


GND: 139417494

Weiterführende Informationen: https://prometheus.lmu.de/gnd/139417494

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Empfohlene Zitierweise: Dionisie Ghermani, Bariţiu, George, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 137-138 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=516, abgerufen am: (Abrufdatum)

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