Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Corvin, János
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Corvin, János

Corvin, János (Johann Korvin), Graf von Hunyad, Herzog von Liptau und Troppau, Banus von Kroatien und Slawonien, * Ofen 2.04.1473, † Krapina (Slawonien) 12.10. 1504, Sohn von König Matthias Corvinus und der Wiener Bürgerstochter Barbara Edelpeck (?).

Leben

In Erinnerung an János Hunyady erhielt C. seinen Vornamen, während „Corvin“ von dem Beinamen seines Vaters abgeleitet wurde. Zunächst sollte C., der seit seiner Kindheit auf einem Bein hinkte, die Laufbahn eines Geistlichen einschlagen. 1479 von seinem Vater zum Grafen von Hunyad und Herzog von Liptau erhoben, ließ ihn Matthias durch den Humanisten Tadeo Ugoletti auf die Aufgaben eines Thronfolgers vorbereiten, da immer mehr die Hoffnungen schwanden, daß Königin Beatrix einen legitimen Thronfolger gebären würde. Neben Latein und Deutsch lernte C. die tschechische Sprache. Matthias erwarb für ihn umfangreiche Gebiete in Oberungarn sowie in Schlesien (Ratibor, Troppau, Leobschütz, Beuthen, Tost, Loslau und die Anwartschaft auf Sagan und Öls) und verlieh ihm die Würde eines Herzogs von Troppau. Nach dem Tod seiner Großmutter Erzsébet Szilágyi 1483 erbte C. den hunyadischen Familienbesitz und stieg damit zum reichsten ungarischen Magnaten auf. Neben seinem Familienbesitz sollte die Herrschaftslegitimität C.s durch die 1487 pro cura geschlossene Ehe mit Bianca Maria Sforza, der reichen Tochter aus dem Mailänder Herzogsgeschlecht, erhöht werden, doch wartetet Ludovic il Moro mit dem Vollzug der Ehe, bis die Nachfolge C.s auf dem ungarischen Thron gesichert schien. Gegen die Intrigen der Königin, die als neapolitanische Aragonesin den Heiratsplan zu hintertreiben versuchte und sich selber Hoffnungen auf den ungarischen Thron machte, setzte Matthias 1485 ein neues Wahlgesetz durch, das die Nachfolge seines Sohnes begünstigen sollte.
Der bedeutendste außenpolitische Gegner der hunyadischen Erbfolge war Kaiser Friedrich III., der seinem Haus im Vertrag von Wiener Neustadt 1463 die Nachfolge in Ungarn gesichert hatte, falls Matthias ohne legitime Erben sterben sollte. Als Matthias 1490 starb, trug der habsburgisch-hunyadische Gegensatz wesentlich dazu bei, daß sich die Mehrheit des ungarischen Adels durch die geschickte und ränkevolle Intervention von Tamás Bakócz und János Filipec für einen dritten Kandidaten entschied. Zusammen mit Lőrincz Újlaki und János Ernuszt sowie anderen südungarischen Adeligen, versuchte C. seine Thronansprüche gegen Wladislaw IV. von Böhmen durchzusetzen, wurde aber am 4. Juli 1490 von dem Heer der gegnerischen Magnatenpartei unter István Báthory und Pál Kinizsi auf dem Csontmező entscheidend geschlagen. C., der bis auf das Herzogtum Troppau auf alle Besitzungen in Schlesien verzichten mußte, erkannte Wladislaw II. als König von Ungarn an und unterstützte ihn im Kampf gegen König Maximilian, der in Ungarn eingedrungen war, um seine Erbansprüche durchzusetzen. István (Stephan) Szapolyai nutzte den Kampf gegen den Habsburger aus, um sich des größten Teils des oberungarischen Besitzes von C. zu bemächtigen. Dafür wurde C. als Banus 1495-1497 mit der Verwaltung Kroatiens und Slawoniens betraut.
Nachdem Papst Innozenz VIII. 1490 die Ehe C.s mit Bianca Maria gelöst hatte, heiratete dieser 1496 Beatrix Frankapan und beendete die Fehde mit ihrem Vater Bernhard. Zusammen mit dem kroatischen Grafen und anderen Magnaten ergriff C. erneut die Waffen gegen Wladislaw II. und Bakócz, der entscheidend zu seiner Entmachtung beigetragen hatte. Nach einem knappen Sieg war Wladislaw II. gezwungen, sich mit C. auszusöhnen und ihm wieder die Würde eines Banus von Kroatien und Slawonien zuzugestehen (1499-1502). Nach dem Tod des Palatins Péter Geréb wurde C. dessen Alleinerbe und bemühte sich um die Nachfolge im Palatinat. Doch Bakócz verhinderte 1503 C.s Bestrebungen und setzte mit Unterstützung der Königin die Wahl Imre Perényis durch. Als Banus hatte C. erfolgreich die ungarische Südgrenze gegen die Türken verteidigt und zur Rettung der Festung Jajce (1501) beigetragen.
Mit C. und seinem einzigen Sohn Kristóf, der ein Jahr nach ihm starb, hatte der großartige Aufstieg der Hunyady sein Ende gefunden. Die Begründung einer „nationalen“ Dynastie scheiterte an dem mangelnden Durchsetzungsvermögen C.s und an dem Widerstand der von Bakócz geführten Magnatenpartei.

Literatur

Schönherr, Gyula: Hunyadi Corvin János. Budapest 1894

Verfasser

Karl Nehring (GND: 170892018)

GND: 137071124

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd137071124.html


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Empfohlene Zitierweise: Karl Nehring , Corvin, János, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 326-327 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=678, abgerufen am: (Abrufdatum)

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