Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Esterházy, Pál Fürst
Bild: Wikimedia Commons
Wikidata: Q655687

In den Suchergebnissen blättern

Treffer 
 von 1526

Esterházy, Pál Fürst

Esterházy, Paul (Pál) Fürst, ungarischer Palatin, * Eisenstadt (Kismarton) 7.09.1635, † ebd. 12.03.1713, Sohn von Nikolaus E. († 1645).

Leben

E. wurde 1652 Obergespan des Ödenburger Komitates und 1661 Oberhofmeister Kaiser Leopolds I., nahm dann an den Kämpfen gegen die Türken - 1663 an der Seite von Graf Miklós Zrínyi - teil. Nachdem das Land seit dem Tode seines Vaters keinen Palatin mehr hatte, wurde E. auf dem Reichstag von Ödenburg 1681 zum Palatin gewählt. Er hatte bereits zusammen mit dem Primas von Gran und dem Judex Curiae Verhandlungen mit den Malkontenten um Imre Thököly geführt; nun bedeuteten die Einsetzung eines Palatins, die Einberufung des Reichstages nach Ödenburg und die dort angenommenen Gesetzartikel eine Abkehr vom kaiserlichen Absolutismus. Leopold I. brach mit der gewaltsamen Rekatholisierung, gewährte den Lutheranern die Religionsausübung und in einigen Städten den Bau von Bethäusern. Nur ein Teil des Adels hielt diese Zugeständnisse für unzureichend. Thököly, mit dessen Schwester übrigens der Palatin verheiratet war, schloß 1682 mit dem Wesir Ibrahim Pascha von Ofen einen Vertrag, dem Besprechungen über einen gemeinsamen Feldzug gegen den Kaiser folgten. Am 24. Juni kündigte daraufhin der Kuruzzenführer den Waffenstillstand, und der Palatin antwortete mit dem Aufgebot der Insurrektion und mit Proklamationen wider jene, „die für die Freiheit zu streiten vorgeben, sie aber mit Vernichtung bedrohen“. Auf dem nach den Siegen der kaiserlichen Waffen einberufenen Preßburger Reichstag (Oktober 1687 bis Januar 1688) wurde das Erbkönigtum der Habsburger in Ungarn anerkannt und das Widerstandsrecht der Goldenen Bulle Andreas' II. von 1222 aufgehoben. Der Fürst verfocht in glänzender Weise vor der Magnatentafel die Propositionen der Regierung. Seine Aufzeichnungen „Opiniones et litterae“ (1681-1683) sind eine wertvolle Quelle zur Beurteilung der ungarischen Zustände.
Als Palatin setzte E. gemeinsam mit dem Primas György Széchényi Kaiser Joseph I. die ungarische Krone aufs Haupt. Seine durch kaiserliche Schenkungen vermehrten Herrschaften sicherte er durch ein Fideikommiss. Im Jahre 1687 erhielt E. für sich und die ihm folgenden Majoratsherren den Fürstentitel. Die Nachkommen seines Bruders Franz (Ferenc, † 1683) bilden die jüngere gräfliche Linie. E. ließ durch Carlo Antonio Carlone 1663-1672 das Schloß in Eisenstadt erbauen, das zum Muster des ungarischen Barocks schlechthin wurde. Hier begründete E. auch das berühmte fürstliche Orchester. Seine 55 kirchlichen Kompositionen erschienen in Kupfer gestochen unter dem Titel „Harmonia coelestis“ (1711).

Literatur

Bubics, Zsigmond und Lajos Merényi: Herczeg Esterházy Pál. Budapest 1895.
Angyal, Andreas: Fürst Paul Eszterházy. In: Südost-Forsch. 4 (1939) 339-370.

Verfasser

Heinrich Benedikt (GND: 11850892X)

GND: 119031337

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119031337.html


RDF: RDF

Vorlage (GIF-Bild):  Bild1   Bild2   

Empfohlene Zitierweise: Heinrich Benedikt, Esterházy, Pál Fürst, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 472-473 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=787, abgerufen am: (Abrufdatum)

Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich

Treffer 
 von 1526
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos