Ivan Rilski, Begründer des Anachoretentums in der bulgarischen Kirche, Heiliger (Fest am 18. August), * Skrino (Kreis Kjustendil) um 946. 876/80, † Rilagebirge 18. VIII.
Leben
Uber I.s Leben ist wenig bekannt. Er scheint jedoch als noch junger Mann (weltlichen oder geistlichen Standes) an den sozialen Nöten der Bevölkerung und den feudalen Verstrickungen der Klöster unter Zar Simeon so heftig Anstoß genommen zu haben, daß er Zukunft und Heil der Kirche in einer völligen Absage an die Welt erblickte. Dieser Rettungsversuch, vielleicht als orthodoxes Pendant zu dem sozial- revolutionären Bogomilentum seiner Zeit zu verstehen, bildete den Inhalt von Ls Leben. Er zog sich ins Rilagebirge (1180 m) im Südwesten Bulgariens zurück und sammelte dort zwischen 927 und 941 gleichgesinnte Anhänger um sich. Die Gemeinschaft führte, wahrscheinlich um seine Klause Stara Postnica, ein Anacho- retenleben. Reste dieser Höhlenunterkünfte lassen sich noch nachweisen, Versammlungen dürfte es nur zum Gottesdienst gegeben haben. Im übrigen könnte I. ein guter Schriftsteller mit einiger theologischer Bildung gewesen sein. Das läßt sich zumindest seinem „Duchovno zavestanie“ (Geistliches Testament) mit den Lebensregeln für seine Gefährten entnehmen. Er selber wurde sogleich nach seinem Tod als großer Heiliger verehrt. So ist auch die Odyssee seiner Reliquien, die noch im 10. Jh. nach Sredec (Sofia) gebracht wurden, etwa 1169 in Türnovo feststellbar sind und wahrscheinlich 1469 wieder ins Kloster zurückgelangten, zu erklären. Von Ls Ruf und Ruhm zeugen auch die neun Viten (8 bulgarische, 1 griechische) vom 12. bis 15. Jh. Außerdem gibt es eine ganze Reihe bildlicher Darstellungen (Fresken und Ikonen) von ihm. Die Jünger Ls wichen indes bald vom reformatorischen Konzept ihres geistlichen Vaters ab, indem sie am Hang des Gebirges ein Kloster bauten. Dessen Anfänge sind unbekannt, es wurde auch des öftern zerstört, um 1335 wiederhergestellt und von Zar Ivan Šišman 1378 mit großen Privilegien ausgestattet. Während der Türkenzeit entwickelte sich das Kloster zum Zentrum der bulgarischen Orthodoxie und Kultur, so daß es bis heute als Nationalheiligtum gilt. Nach dem neuerlichen Brand von 1833 wurde das Kloster in dem bekannten Prachtstil aufgebaut. Seit 1961 gibt es allerdings keine Mönche mehr im Rilakloster, das sich immer mehr in eine Touristenattraktion verwandelt.
Literatur
Ivanov, Jordan: Ivan Rilski i negovijat monastir. Sofija 1917.
Bobčev, Stefan S.: Značenieto za Bŭlgarija na sv. Ivan Rilski i na osnovanija prez nego monastir. In: Godišnik na svobodnija univerzitet v Sofija 1 (1923) 62-84.
Ivanov, Jordan: Žitija na sv. Ivana Rilski. In: God. Sof. Univ., ist.-filol. Fak. 32 (1936) H. 13.
Snegarov, Ivan: Zavet na sv. Ivan Rilski. In: Izv. ist. Druž. 16/18 (1940) 462-475.
Dujčev, Ivan: Rilskija svetec i negovata obitel. Sofija 1947 (mit Bibiliographie). Das Rilakloster. Sofia 1957.
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