Johann (Ioan, genannt „cel Viteaz“ [der Tapfere], „cel Cumplit“ [der Schreckliche] oder „cel Armeanul“ [der Armenier]), Woiwode der Moldau 1572-1574, * 1520/1526, † Roşcani (heute Kreis Galatz) 13./14.06.1574.
Leben
Über J.s - auf jeden Fall niedere - Abstammung liegen nur unzuverlässige Angaben vor. Vielleicht kamen seine Eltern aus dem von mehreren Nationalitäten bewohnten galizischen Raum (Lemberg). Hier soll die Familie seiner Mutter Serpega, auf die wohl der Beiname „der Armenier“ hinweist, zuletzt beheimatet gewesen sein. Daß sich J. als Sohn des moldauischen Woiwoden Ştefdniţa ausgab, diente lediglich zur Legitimierung seines Herrschaftsanspruchs. Als J. die Hospodarenwürde erlangte, konnte der energische und unternehmungslustige Mann bereits auf ein abenteuerliches Leben zurückblicken. In dessen Verlauf hatte er sich bei seinen längeren Aufenthalten in Polen-Litauen das Polnische angeeignet. Zwischen 1553 und 1558 weilte er in Moskau, 1563 fand er sich beim Khan der Krim-Tataren ein. Später siedelte er in das Osmanische Reich über. Er erlernte hier nicht nur die türkische Sprache, sondern erwarb sich als Juwelenhändler auf Rhodos auch ein beträchtliches Vermögen, was ihm beides für seine Karriere von Nutzen wurde. Seine Bemühungen, von der Pforte als Woiwode der Moldau eingesetzt zu werden, führten 1572 zum Erfolg. Die kurze Regierungszeit J.s findet deswegen in der Geschichtsschreibung besonderen Anklang, weil hier der Versuch zur gewaltsamen Loslösung der Moldau aus der osmanischen Oberherrschaft unternommen worden ist. Der Anlaß ergab sich aus der Weigerung des Woiwoden, die an die Pforte zu leistenden Tributzahlungen zu verdoppeln. Dieses Verhalten bedeutete unweigerlich seine bevorstehende Ablösung, und zwar durch den der Pforte genehmeren Peter den Hinken (Petru Şchiopul), der bei seinem Bruder Alexander II. Mircea, dem damaligen Woiwoden der Walachei, einen starken Rückhalt hatte. J. war zum Widerstand entschlossen. Er besiegte mit Hilfe eines im Februar 1574 angeworbenen Kosakenaufgebots eine türkisch-walachische Streitmacht bei Jilişte in der nördlichen Walachei (14. IV.) und nahm sogar Bukarest ein. Starke türkische Kräfte schlugen ihn schließlich am Cahul-(Kagul-)See und bei Roşcani vernichtend (10. bzw. 11. VI.). J. geriet in Gefangenschaft und wurde trotz gegenteiliger Versprechungen ermordet. J. hatte sich in Moskau mit Maria, der Tochter des Fürsten Semen von Rostov, vermählt. Nachdem Maria und ihr Sohn Peter verstorben waren, heiratete er (um 1573) Marica (gest. 1631), die Tochter des Lupe Huru, „pircälab“ der wichtigen Festung Chotin.
Literatur
Giurescu, Dinu C.: Ion Vodă cel Viteaz. Bucureşti 1966(2) (mit Bibliographie).
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