Kableškov, Todor Lulčov, bulgarischer Nationalrevolutionär, * Koprivštica (Bezirk Sofia) 14.1. 1851, † Gabrovo 3.06.1876, aus einer wohlhabenden, patriotisch gesinnten Familie.
Leben
Die ersten Schuljahre verbrachte K. in seiner Geburtsstadt, dann wurde er auf das französische Lyzeum in Istanbul geschickt. Obwohl K. zu den wenigen Bulgaren gehörte, denen eine Karriere als türkischer Beamter offenstand, geriet er schon als Schüler unter den Einfluß der bulgarischen nationalen Bewegung. Nachdem er 1871 nach Koprivštica zurückgekehrt war, nahm er Kontakt mit dem dortigen revolutionären Ortskomitee auf. Zur Förderung einer einheimischen Industrie wurde Ende 1871 auf seine Initiative hin der bulgarische Maschinen-Verein „Trudoljubie“ gegründet. Seinen Dienst als Telegrafist, danach als Bahnbeamter in Belovo (Distrikt Pazardžik) verstand K. für aufklärerische und konspirative Aktivitäten zu nutzen (1873). Schließlich gab er seine Tätigkeit bei der Bahn ganz auf und begann im Herbst 1875 in Koprivštica auf eigene Faust mit der Vorbereitung eines Aufstandes. Als dann Anfang 1876 die bulgarischen Revolutionäre Panajot Volov und Georgi Benkovski aus Rumänien kamen, um im Sinne des Komiteebeschlusses im vierten Revolutionsbezirk (Gebiet um Plovdiv) einen Aufstand vorzubereiten, wurde K. ihr wertvollster Mitarbeiter und einer der feurigsten „Apostel“ - wie man die Führer des Aufstandes nannte. Durch Verrat erfuhren die Türken von den Aufstandsplänen und entsandten Polizeitruppen nach Panagjuriste und Koprivstica. Als einige Verschwörer von den Türken ergriffen wurden, gab K. gemäß den Beschlüssen auf dem Oboriste vom 26. (14.) April 1876 den Befehl zum sofortigen Aufstand, der erst für den 12. (1.) Mai 1876 geplant war, im Falle der Verhaftung von Verschwörern aber auch vorzeitig angezettelt werden sollte. Am 2. Mai (20. April) 1876 besetzten daraufhin zwei aufständische Trupps das türkische Konak (Gefängnis) in Koprivstica, um die inhaftierten Mitverschwörer zu befreien. K. gab mit seinem berühmten „Blutigen Brief“ (Kürvavoto pismo) an das Komitee des vierten Revolutionsbezirkes in Panagjuriste das Signal zum allgemeinen Aufstand, an dessen Leitung und Durchführung er maßgeblich mitwirkte. Nach der blutigen Niederschlagung des Aprilaufstandes durch die Türken suchte K. zusammen mit anderen Aufständischen Zuflucht im Balkangebirge. Doch wurde er von den Türken gefangen und ins Gefängnis nach Gabrovo gebracht, wo er bald darauf Selbstmord verübte. K. wird von den Bulgaren als Held des Aprilaufstandes gefeiert und in eine Reihe mit den Revolutionären Christo Botev, Vasil Levski und Georgi Benkovski gestellt. Die bulgarischen Kommunisten schätzen K. nicht nur wegen seines Patriotismus, sondern auch wegen seiner organisatorischen Fähigkeiten und Ansichten, durch die er ihnen als Vorläufer „bolschewistischer“ Organisationsprinzipien (Zentralismus) erscheint.
Literatur
Hajek, Alois: Bulgarien unter der Türkenherrschaft. Berlin, Leipzig 1925.
Todorov, Nikolaj und A. Borisov: Sto godini ot roždenieto na Todor Kableškov. In: Ist. Pregled 9 (1953) 1, 93-96.
Sestrimski, Ivan: Todor Kableškov. Biografičen očerk. Sofija 1955.
Teofilov, Petko: Todor Kableškov. Biografičen očerk. Sofija 1956.
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