Kollár, Ádám Ferenc, ungarischer Rechtsgelehrter und Historiker, * Trnové (Zsolnatarnó, Komitat Trentschin) 15.04.1718, † Wien 13.07.1783, slowakischer Herkunft, Angehöriger des ungarischen Mitteladels.
Leben
K. besuchte die Jesuitenschule in Schemnitz, Neusohl und Tyrnau und trat 1737 in den Jesuitenorden ein. Er studierte dann Philosophie in Wien (1740-1743), unterrichtete anschließend in Liptovský Svatý Mikuláš (Liptószentmiklós, 1743/44) und kehrte nach Wien zurück, um östliche Sprachen zu studieren. 1748 trat K. aus dem Orden aus und wurde - dank der Unterstützung des aufgeklärten Leibarztes von Maria Theresia und Direktors der Hofbibliothek, Gerhard van Swieten - zum Kanzlisten dieser Bibliothek ernannt. Nach raschem Aufstieg wurde er theksdirektor und Hofrat. Ab 1762 beschäftigte sich K. hauptsächlich mit der ungarischen Geschichte bzw. dem ungarischen Recht vom Standpunkt des aufgeklärten Absolutismus und des gesamtstaatlichen Patriotismus. Er kritisierte die Privilegien des Adels, die grundherrlichbäuerlichen Verhältnisse, vor allem aber den hohen Klerus und war überzeugter Anhänger der Priorität des Staates gegenüber der Kirche (Historiae diplomaticae iuris patronatus apostolicorum Hungáriáé regum libri tres, Wien 1762). Sein politisch weitaus wichtigstes Werk über die gesetzgeberischen Kompetenzen der ungarischen Könige in kirchlichen Angelegenheiten, „De originibus et usu perpetuo potestatis legislatoriae 1773 Bibliocirca sacra apostolicorum regum Ungariae libellus singularis“ (Wien 1764), wurde mit der stillschweigenden Unterstützung des Hofes veröffentlicht und löste auf dem am 22. Juni 1764 eröffneten Preßburger Reichstag große Empörung aus. K. befürwortete darin den königlichen Asolutismus in Gesetzgebung und Verwaltung, das jus placeti gegenüber der Kirche, verlangte die Aufhebung der Steuerfreiheit von Adel und Klerus sowie der adeligen Insurrektion, die 1602 sowieso in insurrectio substituta umgewandelt worden war. Die Stände verlangten die Verbrennung des Werkes und erreichten das Verbot seiner Verbreitung in Ungarn. K., der Besitzer der Ortschaft Keresztény im Komitat Ödenburg, verteidigte das oberste königliche Besitzrecht. Einige Jahrzehnte nach seinem Tod betrachtete sich die ungarische Generation der Reformära als sein geistiges Erbe. In Fragen betreffend Ungarn erteilte K. den Wiener Zentralbehörden des öftern Gutachten; angeblich spielte er auch bei der Erarbeitung der „Ratio Educationis“ (1777) eine gewisse Rolle. Seine wissenschaftliche Tätigkeit trug zur Rechtfertigung des königlichen Absolutismus in Ungarn bei (1765-1790 wurde in Ungarn kein Reichstag abgehalten). Die von K. gegründete und von Dániel Tresztyánszky 1771-1776 redigierte Zeitschrift „Allergnädigst Privilegierte Anzeigen“ behandelte die ungarischen Angelegenheiten von gesamtösterreichischem Standpunkt aus. K. beschäftigte sich auch in den Studien „Iurium Hungariae in Russiam minorem et Podoliam, Bohemiaeque in Osvicensem et Zatoriensem ducatus explicatio“ (Wien 1772, auch deutsch) und „Historiae lurisque publici Regni Ungariae amoenitates“ (2 Bände, Wien 1783) mit Fragen des ungarischen Staatsrechtes.
Literatur
Gyurikovits, György: Keresztényi Kollár Ádámnak élete, munkáji ’s kéziratok’ Gyűjteménye. In: Tudományos Gyűjtemény 7 (1823) 10, 3-26.
Szalay, László: Kollár Ferenc, mint publicista. In: Ders.: Publicistái dolgozatok. Bd 1. Pest 1847, 1-17.
Csóka,J. Lajos: Mária Terézia iskolareformja és Kollár Ádám. Pannonhalma 1936.
Csizmadia, Andor: Egy 200 év előtti országgyűlés évfordulójára. A „Kollár contra Status et Ordines“. In: Jogtudományi Közlöny 19 (1964) 214-227.
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