Komnene, Anna, byzantinische Geschichtsschreiberin, * Dezember 1083, † nach 1148, das erste von sieben Kindern des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos und seiner Gattin Irene Dukas.
Leben
Zunächst verlobt mit Konstantin Dukas (Mitkaiser 1081 -ca. 1090), dem Sohn Michaels VII., wurde Anna nach dessen Tod im Rahmen der Familienpolitik ihres Vaters 1097 mit Nikephoros Bryennios vermählt. Sie genoß eine umfassende Bildung, was sich in ihrem Werk deutlich spiegelt (vgl. das Vorwort der „Alexias“). Nach dem Tod des Alexios versuchte sie zusammen mit ihrer Mutter, ihren Bruder Johannes II., dessen Nachfolge sie bereits früher intrigiert hatte, zu stürzen und dafür ihren Gatten auf den Thron zu heben. Nach gegen - freilich gegen dessen Willen dem Scheitern des Unternehmens lebte sie zurückgezogen und widmete sich schließlich nach dem Tod des Nikephoros Bryennios (1137) in dem von ihrer Mutter gegründeten Kloster Tes Theotoku tes Kecharitomenes der Fortsetzung des Geschichtswerkes ihres Gatten. Ihre „Alexias“ in fünfzehn Büchern 1069-1118 umfassend - dient der Verherrlichung ihres Vaters und ihrer Familie. Trotz der panegyrischen Tendenz, der Ressentiments der Verfasserin gegenüber Johannes II. und Manuel I. und trotz mancher chronologischer Fehler stellt das Werk - nicht zuletzt dank der hohen gesellschaftlichen Stellung Annas - eine wertvolle zeitgeschichtliche Quelle dar für die Restauration der byzantinischen Macht gegen Ende des ll.Jh.s, für die Auseinandersetzung mit dem Westen zu Beginn der Kreuzzüge und auch für die Kriege gegen Petschenegen, Uzen und Kumanen in der zweiten Hälfte des 11. Jh.s. In formaler Hinsicht zeigt die „Alexias“ die bei byzantinischen Historikern häufig festzustellenden sog. klassizistischen Tendenzen, d. h., die Verfasserin bemüht sich um die Hochsprache, vermeidet nach Möglichkeit fremdsprachliche Namen und schmückt ihre Darstellung mit Zitaten aus klassischen Autoren. Ausgaben der „Alexias“ wurden besorgt von Ludwig Schopen und August Reiffer scheid (in: Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae, 2 Bände, Bonn 1839 und 1898), von Reifferscheid (2 Bände, Leipzig 1884), von Bernard Leih (3 Bände, Paris 1937/45), Übersetzungen ins Französische von Leih (Paris 1937/45), ins Englische von Elizabeth Dawes (London 1928) und Edgar Sewter (in: Penguin classics, Harmondsworth 1969) und ins Russische von Ja. N. Ljuharskij (Moskau 1965). die Jahre
Literatur
Krumbacher: S. 274-279.
Chalandon, Ferdinand: Les Comnène. Études sur l’empire byzantin au XIe et au XIIe siècles. 2 Bde. Paris 1900/1912 (Nachdruck 1971).
Diehl, Charles: Figures byzantines. Deuxième série. Paris 1927(8), 26-52.
Buckler, Georgina: Anna Comnena. A study. Oxford 1929 (Nachdruck 1968).
Leib, Bernard: Anne Comnène, Alexiade. Règne de l’empereur Alexis Ier Comnène (1081-1118). 3 Bde. Paris 1937/46, IX-CLXXXI.
Moravcsik: Bd 1, 219-223 (mit Bibliographie).
Hohlweg, Armin: Beiträge zur Verwaltungsgeschichte des Oströmischen Reiches unter den Komnenen. München 1965. = Miscellanea Byzantina Monacensia. 1.
Ljubarskij, Ja. N.: Anna Komnina. Aleksiada. Moskva 1965 (mit Bibliographie).
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