Kriezis, Antonios Georgiu, griechischer Freiheitskämpfer und Politiker, * Hydra 1796, † Athen 1.04.1865.
Leben
K. entstammte einer albanischen Familie, die um die Mitte des 17. Jh.s von Euböa nach Hydra eingewandert war. Wie andere Familien auf der Insel widmeten sich die K. dem Seehandel. Schon als Knabe nahm K. an Reisen bis ins westliche Mittelmeer teil und fiel mit 15 Jahren in die Hände algerischer Piraten, in deren Gefangenschaft er drei Jahre verbringen mußte. Nach seiner Befreiung heiratete er eine Tochter von Georgios D. Vulgaris. Durch Ilias Chrisospathis wurde er 1819 für die „Filiki Eteria“ gewonnen. 1821 stürzte er im Bunde mit anderen Reedern die Herrschaft des Hetä- risten Antonios Ikonomos auf Hydra, was für die Erhebung der Griechen gegen die Türken einen Rückschlag bedeutete. Dann aber schlossen sich die hydriotischen Kapitäne dem Aufstand an. Zunächst kämpfte K. auf seinem eigenen Schiff unter Emmanuil Tombazis. Als Führer eines spetsiotischen Schiffes war er entscheidend am Seesieg über die Türken im September 1822 bei der Insel Spetsä beteiligt. Dadurch wurde die Flotte des Sultans daran gehindert, die von den Griechen auf der Landseite belagerte Festung Nauplia von See her zu versorgen. K.s kühner Angriff auf die türkisch-ägyptischen Schiffe im Golf van Mandalya (kleinasiatische Westküste) im August 1824 ermöglichte es dem griechischen Seekommandanten Antonios A. Miaulis, den Gegner mit seinen Brandern anzugreifen und zu besiegen. Auch bei dem wagemutigen Unternehmen der griechischen Flotte im Juli 1825 gegen Alexandria, die Nachschubbasis für das Heer Ibrahim Paschas in der Peloponnes, zeichnete sich K. als einer der Führer der Brander-Einheiten aus. In der Endphase des Krieges befehligte er als Nachfolger des britischen Kapitäns Frank Abney Hastings (f 1828) die Flotteneinheiten an der Westküste Griechenlands. Nach dem Ende des Krieges schloß sich K. der nach England orientierten Opposition gegen Kapodistrias an und wirkte 1831 an der Selbstzerstörung der Flotte in Poros mit. Durch die Regentschaft wurde er zum Kapitän II. Klasse ernannt. Zwischen 1835 und 1843 diente er König Otto als Marineminister, 1844 wurde er Konteradmiral und Hofmarschall. 1847 berief ihn Otto in den Senat. Am 12. Dezember 1849 übertrug ihm der König die Regierungsverantwortung. In seine Amtszeit fiel 1850 die schwere Auseinandersetzung mit der britischen Regierung über den Fall Don Pacifico, einen unter britischem Schutz stehenden Juden, bei dem sich Athen dem harten Druck Londons beugen mußte. Das Ende der politischen Karriere K.’ führte der Krimkrieg herbei. Er hatte die Freischärler unterstützt, die die bedrängte Lage der Türkei zu Gebietserweiterungen an der griechischen Nordgrenze auszunützen suchten. Die Landung britischer und französischer Truppen im Piräus zwang das griechische Kabinett auf die Knie. Am 16. Mai 1854 trat K. zurück. Als Senator (bis 1857), als Vizeadmiral und Marineinspekteur verfügte er bis zu seinem Lebensende über nicht geringen Einfluß. K. darf als einer der hervorragendsten Seehelden des Unabhängigkeitskrieges gelten. In seiner politischen Laufbahn scheiterte er an dem tiefgreifenden Widerspruch zwischen den expansiven Tendenzen des Hellenismus und den geringen eigenen Machtmitteln des griechischen Staates, sowie der Abneigung der westlichen Großmächte, die griechischen Aspirationen zu unterstützen.
Literatur
Miaulis, Antonios A.: Vios Antoniu G. Kriezis. Athen 1877.
Kokkinos: passim.
Kriezis, Nikolaos Alexandros: Genealogikon dendron tis en Idras ikojenias Kriezis 1606-1970. Athen 1970.
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