Kübeck, Karl Friedrich

GND: 116577355

Kübeck, Karl Friedrich, Freiherr von Kübau, österreichischer Staatsmann, * Iglau (Jihlava, Mähren) 28.10. 1780, † Hadersdorf bei Wien 11.09.1855, aus kleinbürgerlichen Verhältnissen.

Leben

K. trat nach dem Besuch des Gymnasiums in Znaim (Znojmo) und der Absolvierung der juristischen Studien in Prag und Wien 1800 in den Staatsdienst ein, wo er sieben Jahre später der Vereinigten Hofkanzlei zugeteilt wurde. Er erlebte hier aufgrund seiner Begabung und der Förderung durch Vorgesetzte, etwa des Grafen Joseph Dietrichstein, einen außergewöhnlichen Aufstieg: Im Alter von 32 Jahren wurde er 1812 schon zum Hofrat ernannt. Nach kurzer Tätigkeit als Referent in der Finanzsektion des Staatsrates wirkte er ab 1815 unter dem Grafen Franz Stadion wesentlich an der Währungsreform und der Errichtung der Nationalbank mit. Kaiser Franz I. würdigte diese Tätigkeit, indem er K. zu seinem Berater in Finanzsachen bei den Kongressen von Laibach und Verona und bei den Reisen nach Mailand und Venedig im Jahre 1825 auswählte bzw. 1821 als Staats- und Konferenzrat in den höchsten Ratskörper der Monarchie berief und 1825 in den erblichen Freiherrnstand erhob. Ab 1826 trat K. im Machtkampf zwischen Kolowrat und Metternich auf eineinhalb Jahrzehnte immer mehr in den Hintergrund des politischen Geschehens. Als er 1839 zum Präsidenten des General-Rechnungsdirectoriums berufen wurde, geriet er mit dem Präsidenten der Allgemeinen Hofkammer, dem Grafen Feier Joseph von Eichhoff, einem Vertrauten Kolowrats, zunehmend in Konflikt, was schließlich zu dessen Rücktritt führte. Auf Betreiben Metternichs wurde K. 1840 zum Nachfolger Eichhoffs berufen, wozu in den folgenden Jahren noch die Agenden für das Münz- und Bergwesen traten. In diesen Funktionen bemühte sich K. vor allem um die Reform der Staatsfinanzen und um Verbesserungen der Infrastruktur des Wirtschaftsgefüges der Monarchie. Während die Versuche für die Reduktion der Staatsausgaben und des Geldumlaufes wenig Erfolg zeitigten, gelang auf dem Gebiet des Verkehrswesens Wesentliches: 1841 (nachdem alle Eisenbahnhauptlinien auf seine Initiative zu Staatsbahnen erklärt worden waren) wurde der Bau der Bahnen Wien-Prag-Dresden, Wien- Triest, Venedig-Mailand und Linz-München beschlossen, 1846 wurde der Ausbau des staatlichen Telegraphennetzes in Angriff genommen. Versuche der Verminderung des Zolltarifs und der Annäherung an den Deutschen Zollverein scheiterten. Als 1847 der Zusammenbruch des Staatshaushaltes drohte, trat K. für gemäßigte politische Reformen ein, was ihm das Vertrauen des Bürgertums einbrachte. Die Ereignisse der Revolution 1848 überrollten jedoch diese Pläne. Im März wurde die Allgemeine Hofkammer aufgelöst und K. zog sich, an Nervenfieber leidend, ins Privatleben zurück. K. trat erst wieder 1849 ins politische Leben: Kurze Zeit als konservativer Abgeordneter im Kremsierer Reichstag, dann als Vermittler zwischen dem Ministerium Schwarzenberg und dem Fürsten Windisch-Graetz, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband. Auf Wunsch Schwarzenbergs übernahm er vom Dezember 1849 bis Oktober 1850 die Funktion des Bundeskommissars beim Deutschen Bund in Frankfurt am Main. Mit seiner Rückberufung gewann er in der Innenpolitik eine entscheidende Bedeutung. Als Befürworter des Absolutismus und als Vertrauter von Kaiser Franz Joseph I. bemühte er sich - zum Teil in heftigem Konflikt mit dem Ministerium Schwarzenberg - um die Beseitigung der konstitutionellen Grundlagen des Staates aus dem Jahre 1849. Der erste Schritt war hierbei die Schaffung des Reichsrates und die Ernennung K.s zu dessen Präsidenten. Den Höhepunkt seiner Macht erlangte jedoch K., als mit dem sog. Silvesterpatent die Verfassung von 1849 außer Kraft gesetzt wurde, womit K. de facto der erste Mann im Staate nach dem Kaiser wurde. 1855 raffte ihn jäh eine Cholera-Epidemie hinweg.

Literatur

Tagebücher des Carl Friedrich Freiherr Kübeck von Kübau. Hrsg. u. eingeleitet von seinem Sohne Max Freiherrn von Kübeck. 2 Bde. Wien 1909.
Metternich und Kübeck. Ein Briefwechsel. Hrsg. u. eingeleitet von seinem Sohne Max Freiherrn von Kübeck. Wien 1910.
Walter, Friedrich: Die Geschichte der österreichischen Zentralverwaltung in der Zeit Franz’ II. (I.) und Ferdinands I. 1792-1848. Wien 1956. = Die österreichische Zentralverwaltung. II. Abt. Bd 1/2. T. 2.
Srbik, Heinrich Ritter von: Metternich. 3 Bde. München 1957(3).
Aus dem Nachlaß des Freiherrn Carl Friedrich Kübeck von Kübau. Tagebücher, Briefe, Aktenstücke (1841-1855). Hrsg. Friedrich Walter. Graz, Köln 1960.
Walter, Friedrich: Karl Kübeck Freiherr von Kübau und die Aufrichtung des Franzisko-Josephinischen Neuabsolutismus. In: Südost-Forsch. 19 (1960) 193-214.
Ders.: Fürst Felix Schwarzenberg im Lichte seiner Innenpolitik. In: Veröffentlichungen des Verbandes Österreichischer Geschichtsvereine 15 (1963) 148-156.
Ders.: Die Geschichte der Ministerien Kolowrat, Ficquelmont, Pillersdorf, Wessenberg-Doblhoff und Schwarzenberg. Aktenstücke. Wien 1964. = Die österreichische Zentralverwaltung. Hrsg. Heinrich Kretschmayr. III. Abt. Bd 1.  

Verfasser

Rudolf Gustav Ardelt (GND: 1018257101)

Empfohlene Zitierweise: Rudolf Gustav Ardelt, Kübeck, Karl Friedrich, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 518-519 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1209, abgerufen am: 18.10.2024