Miladinov, Konstantin

GND: 11897081X

 Miladinov, Konstantin, mazedonischer Dichter und Herausgeber von Volksliedern, * Struga 1830, † Istanbul 19.01. 1862.

Leben

 M. war der jüngste Bruder von Dimitŭr M., von dem er bis 1844 auch unterrichtet wurde, um dann bis 1847 das Gymnasium in Janina zu besuchen. Nachdem er sich zwei Jahre als Volksschullehrer betätigt hatte, studierte er von 1849 bis 1852 in Athen Philosophie und Philologie und kehrte dann nach mehrmonatigem Aufenthalt auf dem Athos, wo er Altkirchenslawisch und Russisch lernte, nach Mazedonien zurück, um als Lehrer in Magarevo seinen Bruder zu unterstützen, unter dessen Anleitung auch er Volkslieder zu sammeln begann. Nicht nur, um sich weiterzubilden, sondern überwiegend aus politischem Interesse, begab er sich 1856 nach Moskau, wo er mit Dimitŭrs Unterstützung slawische Philologie und Geschichte studierte. Hier verkehrte er in Kreisen der Slawophilen, übersetzte viel aus dem Russischen, schrieb lyrische und patriotische Gedichte in mazedonischer Mundart und wurde Mitbegründer und erster Redakteur der von bulgarischen und mazedonischen Studenten herausgegebenen Zeitschrift „Bratski trud“ (Brüderliche Arbeit). Es blieb ihm in Moskau jedoch verwehrt, sein Hauptanliegen, die Veröffentlichung der von seinem Bruder und ihm gesammelten Volkslieder, zu realisieren. Im Winter 1859/60 erkrankte er an Tuberkulose und sah sich gezwungen, nach Hause zurückzukehren. Auf der Rückreise besuchte er in Wien den kroatischen Bischof und Vorkämpfer der südslawischen Idee Josip Juraj Strossmayer, der sich bereit erklärte, ihm bei der Publikation der Volkslieder behilflich zu sein. Fast ein Jahr verbrachte M. als dessen Gast in Djakovo und Zagreb mit dem Redigieren von mehr als 660 Volksliedern. Mitte 1861 erschien endlich in Zagreb das umfangreiche Werk unter dem Titel „Bŭlgarski narodni pěsni“ und bald darauf reiste M. nach Mazedonien ab. Als er unterwegs von der Inhaftierung seines Bruders erfuhr, eilte er sofort nach Istanbul, um ihm zu helfen. Er wurde jedoch ebenfalls als russischer Spion verhaftet und erlag vermutlich einem erneuten Ausbruch der Tuberkulose im Polizeigefängnis von Istanbul. Zahlreiche internationale Interventionen, darunter die von Strossmayer über das österreichische Außenministerium, hatten ihn nicht retten können. Da er seine Gedichte im Dialekt seiner unmittelbaren Heimat verfaßte, wurde M. zum ersten mazedonischen Dichter und zugleich zu einem der besten. Mit der Veröffentlichung der Volksliedersammlung hat er wesentlich zur Wiederbelebung eines slawischen Nationalbewußtseins in Mazedonien beigetragen.

Literatur

Šapkarev, Kuzman A.: Materijah za životopisanieto na bratja H. Miladinovi Dimitrija i Konstantina. Plovdiv 1884.
Dinekov, Petŭr: Deloto na Dimitŭr i Konstantin Miladinovi. Sofija 1961.
Polenakovik’, Haralampie: Brak’ata Miladinovci i Vasil D. Čolakov. In: Godišen zbornik na Filozofskiot fakultet na Univerzitetot Skopje 14 (1962) 205-238.
Miladinovci. Zbornik 1861-1961. Skopje 1962.
Tabakov, Nikola: Bratja Miladinovi. Biografičen očerk. Sofija 1963.
Arnaudov, Mihail: Bratja Miladinovi. Život i dejnost. (1810, 1830-1862). Sofija 1943, 1969(2).

Verfasser

Gottfried Prunkl (GND: 172322057)

Empfohlene Zitierweise: Gottfried Prunkl, Miladinov, Konstantin, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 204-205 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1365, abgerufen am: 23.11.2024