Moyses, Štefan, slowakischer katholischer Bischof, Pädagoge und Politiker, * Veselé (Weszele, bei Piešt’any, Komitat Neutra) 24.10. 1797, † Svätý Kríž (Žiar) nad Hronom (Szentkereszt, Komitat Liptau) 05.07.1869, aus einer Bauernfamilie.
Leben
M. beendete 1813 das Gymnasium in Tyrnau und studierte danach in Pest Philosophie und katholische Theologie. 1821 wurde er zum Priester geweiht und war anschließend als Kaplan an mehreren Orten tätig. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. (1828) wirkte er an der Königlichen Akademie in Zagreb (1830-1847) und wurde 1847 zum Zagreber Domherr ernannt. 1836-1843 übte er zudem das Amt des staatlichen Zensors und Revisors für Kroatien aus. Vom Zagreber Domkapitel delegiert, nahm er als Ablegat am Landtag in Preßburg teil (07.11.1847 - 14.03.1848). Bischof Juraj Haulik bestellte ihn 1848 zum Rektor des Seminars und zum Professor an der Theologischen Hochschule in Zagreb und betraute ihn mit der Redaktion der Zeitschrift „Zagrebački katolički list“ (Zagreber katholisches Blatt). Als Anhänger des Illyrismus war M. in den bewegten Jahren 1848/49 enger Mitarbeiter des Bans Josip Jelačić, der ihm das Amt des Beauftragten für Kultus und Volksbildung im Banalrat übertrug. Als Vorsitzender des kroatischen Sachverständigenrates (September 1848 - Juni 1849) beriet M. in Wien über eine neue staatsrechtliche Stellung Kroatiens in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Eines der Ergebnisse war die Erhöhung des Zagreber Bistums zum Erzbistum (1852). 1851 wurde M. Bischof von Neusohl (Banská Bystrica). Er versuchte, die schlimmen Folgen der Revolutionsjahre zu beseitigen und die Verhältnisse in seiner Diözese zu konsolidieren. Er sorgte für eine gute Erziehung des Priesternachwuchses und widmete große Aufmerksamkeit der Steigerung des Niveaus des katholischen Schulwesens. In Neusohl gründete er ein slowakisches Gymnasium und eine Lehrerbildungsanstalt. Der neue bischöfliche Konvikt ermöglichte auch armen Schülern vom Land das Studium. Das katholische Gymnasium in Kláštor pod Znievom entstand 1869 ebenfalls auf seine Initiative. Die unter seiner Ägide erscheinende Wochenschrift „Cyrill a Method“ (1852-1856) sollte die christlichen Kirchen vereinigen. Seine Zusammenarbeit mit dem evangelischen Superintendenten Karol Kuzmány war ein Beispiel des praktischen Ökumenismus. In die slowakische Geschichte trat M. als Führer der Deputation ein, die am 12. Dezember 1861 in Wien das in Turčiansky Svätý Martin abgefaßte Memorandum des slowakischen Volkes Kaiser Franz Joseph I. übergab. Dieses Ereignis hatte einen großen Widerhall und erweckte viele Hoffnungen. M. erhielt Dankschreiben aus 330 Dörfern und Städten. Als Gründer und erster Vorsitzender der „Matica slovenská“ (1863-1869) suchte er die literarischen und nationalen Bestrebungen der Slowaken in Ungarn zu einigen und zeichnete sich in den ersten drei Hauptversammlungen durch hervorragende Vorträge aus. Als begeisterter Verbreiter der Ehre der slawischen Glaubensboten Kyrill und Method setzte er sich dafür ein, daß in der Slowakei die Ankunft der beiden Apostel im Großmährischen Reich vor tausend Jahren 1863 feierlich begangen wurde. In seiner Tätigkeit richtete sich M. nach dem Grundsatz: „Es ist noch keine Nation anders aufgestanden, als mit eigener Kraft.“ Dabei trat er für Gerechtigkeit gegenüber den anderen Nationen ein, die die Bevölkerung der vielnationalen Habsburgermonarchie bildeten.
Literatur
Škultéty, Jozef: Štefan Moyses. In Slovenské pohl’ady 17 (1897) 625-632.
Rapant, Daniel: Viedenské memorandum slovenské z roku 1861. Turčiansky Svätý Martin 1943.
Pozdravné listy Štefanovi Moysesovi v rokodi 1861-1863. Turčiansky Svätý Martin 1947 (1969(2)).
Brtáň, Rudolf: Štefan Moyses a Chorváti. Turčiansky Svätý Martin 1949.
Kliman, Andrej: Náš nezabudnutel'ný Dr. Štefan Moyses. Trnava 1969.
Považan, Ján: Štefan Moyses. Martin 1969.
Hurban-Vajanský, Svetozár: Život Štefana Moysesa. Martin 1970.
Štefan Moyses 1869-1969. Zborník z vedeckej konferencie. Martin 1971.
Nádaský, Augustin: Ako sa dostal Štefan Moyses za biskupa do Banskej Bystrice. In: Most 22 (1975) 3/4, 71-73; 23 (1976) 3/4, 206-208.
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