Muth, Kaspar

GND: 119369869

Muth, Kaspar, deutsch-schwäbischer Politiker, * Lowrin (Banat) 15.01.1876, † Temeschwar 09.02.1966, Nachfahre von Kolonisten des 18. Jh.s aus Kirchhausen bei Heilbronn (Württemberg), Sohn des Bauernehepaares Franz M. und Anna Hügel.

Leben

Das deutsche Heimatdorf prägte M. von Kindheit an so nachhaltig, daß er trotz magyarischer Einflüsse nach 1918 mühelos in das angestammte deutsche Volkstum zurückfand, gewiß durch Zeitbewegungen begünstigt. Der ab 1901 in Temeschwar tätige Rechtsanwalt M. bekannte sich politisch zur Unabhängigkeitspartei der Magyaren. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wandte sich nach der Auflösung der Habsburgermonarchie seinem völkisch erwachten Schwabenvolke zu, um es im Sinne der 14 Punkte Wilsons als autonome Sprach- und Kulturgemeinschaft zu neuem Leben zu erwecken. M. verfaßte das „Schwäbische Manifest“ vom 8. Dezember 1918 in Temeschwar, dem im Januar 1919 die Gründung der „Schwäbischen Autonomie-Partei“ und am 13. März 1921 die Gründung der „Deutsch-schwäbischen Volksgemeinschaft“ folgte. M. wurde einhellig, auch mit den Stimmen seiner einstigen Gegner, zum Obmann der Volksgemeinschaft gewählt und hatte dieses Amt ununterbrochen bis 1935 inne. Nachdem sich führende Mitglieder der älteren Deutschen Volkspartei, wie Karl von Möller, Hans Eschker und Josef Gabriel, M. angeschlossen hatten, und die katholische Kirche unter Bischof Augustin Pacha sich tatkräftig um eine Erneuerung des schwäbischen Volkslebens bemühte, konnte M. sein Programm verwirklichen. Er schuf den Banater Schwaben eine feste politische Organisation, baute das Presse- und Verlagswesen aus (Banater Deutsche Zeitung, Schwäbische Verlags Aktien Gesellschaft), sorgte für die Jugenderziehung durch Errichtung von konfessionellen Schulen und Bildungsanstalten („Banatia“ in Temeschwar, Ackerbauschule in Wojteg u. a.) und förderte die wirtschaftliche Entwicklung der Volksgemeinschaft durch eigene Geldinstitute und Genossenschaften. Sein Kampf um die schwäbische Position und Freiheit im rumänischen Staatsverband war erfolgreich und bestimmte das Geschichtsbild jener Jahre im Banat, was ihm nicht zu Unrecht den Beinamen eines ungekrönten Königs der Banater Schwaben einbrachte. In den Jahren 1920/21 war M. Abgeordneter des rumänischen Parlaments und von 1929 bis 1932 Mitglied des rumänischen Senats. 1931 wurde er zum Obmann des „Verbandes der Deutschen in Rumänien“ gewählt. Er war in dieser Eigenschaft Nachfolger von Rudolf Brandsch und wurde erst 1935 von Fritz Fabritius abgelöst. Die letzten Lebensjahre dieses dynamischen Politikers und in Machtfragen unbestechlichen Mannes entbehren nicht der Akzente des Tragischen. Am Ende sah er sein Lebenswerk zerstört und sein Volk in aussichtsloser Niederlage.

Literatur

Deutsches Volkswerden im Banat. Reden und Aufsätze Dr. Kaspar Muth’s. Hrsg. Josef Rieß. Timisoara 1935.
Hockl, Nikolaus Hans: Das deutsche Banat. Seine geschichtlich-politische Entwicklung und Aufgabe. Temeschburg 1940, 45-55. = Banater Blätter. 14.
Valentin, Anton: Die Banater Schwaben. Kurzgefaßte Geschichte einer südostdeutschen Volksgruppe. München 1959, 78-90.

Verfasser

Hans Diplich (GND: 118525921)

Empfohlene Zitierweise: Hans Diplich, Muth, Kaspar, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 283 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1428, abgerufen am: 25.11.2024