Noel-Buxton, Noel Edward, Baron of Aylsham (bis 1930 Noel Edward Buxton), britischer Politiker und Balkankenner, * London 09.01.1869, † ebd. 12.09.1948.
Leben
N. erhielt seine Ausbildung in Harrow und im Trinity College in Cambridge, wo er sich besonders in Geschichte auszeichnete. Schon vor der Jahrhundertwende lernte er auf Reisen Japan und Australien kennen, ab 1903 fesselten vor allem der Balkan und die Türkei seine Aufmerksamkeit. Von 1905 bis 1906 und von 1910 bis 1918 war er als Mitglied der Liberal Party, von 1922 bis 1930 als Mitglied der Labour Party Abgeordneter im Unterhaus; 1924 im ersten und wieder 1929 im zweiten Kabinett von James Ramsey Mac Donald war er Landwirtschaftsminister. Aus Gesundheitsrücksichten trat er im Juni 1930 zurück und saß als Baron bis zu seinem Tode im Oberhaus. Aus der Tradition seiner Familie - sein Großvater war der „Sklavenbefreier“ Thomas Foxwell Buxton - und seinem persönlichen Entwicklungsgang - er hatte schon früh Verbindung zur Christlich-Sozialen Bewegung gefunden - war N. zeitlebens ein Anwalt der Unterdrückten und Schwachen. Schon ab 1903 arbeitete er in dem von James Bryce in London gegründeten Balkan-Komitee für die Befreiung der Christen in der europäischen Türkei, dessen Vorsitzender er 1907 wurde. 1908 erschien seine Studie „Balkan Geography and Balkan Railways“. N. agitierte gegen die türkischen Verfolgungen der Mazedonier und Armenier und nahm im bulgarischen Generalstab am ersten Balkankrieg teil (vgl. dazu seine Schriften „Europe and the Turks“, 1912 und „With the Bulgarian Staff“, 1913). Während des Ersten Weltkrieges bemühte er sich gemeinsam mit seinem Bruder Charles Roden Buxton - auf Anregung Churchills, aber ohne Auftrag der englischen Regierung - Bulgarien vom Kriegseintritt abzuhalten und veröffentlichte dazu mit seinem Bruder eine Studie „The War and the Balkans“ (1915). Nach dem Krieg trat er für gerechte Friedensbedingungen ein. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges setzte er sich für das Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen ein. In einer Reihe von Büchern und Zeitschriftenartikeln (Contemporary review) sowie in Oberhausreden legte er seine Ansichten zu den Fragen Ostmitteleuropas und des Balkans nieder (am wichtigsten: Travel and reflections, 1929). Sein Einfluß auf die britische Regierung und die öffentliche Meinung im Lande blieb angesichts der parteipolitischen Konstellation allerdings gering.
Literatur
Conwell-Evans, Thomas P.: Foreign policy from a back-bench, 1904-1918. London 1932.
Bunsen, Victoria de: Charles Roden Buxton. London 1948.
Anderson, Mosa: Noel Buxton. A life. London 1952.
Hanak, Harry: Great Britain and Austria-Hungary during the First World War. London 1962.
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