Rázus, Martin, slowakischer Dichter und Politiker, * Vrbica bei Liptovský Svätý Mikuláš (Verbicz bei Liptószentmiklós, Komitat Liptau) 18.10.1888, † Bries (Brezno nad Hronom) 08.08.1937, aus einer Arbeiterfamilie.
Leben
R. besuchte das Gymnasium in Neusohl und Käsmark und studierte in Preßburg (1907 bis 1911) und Edinburgh (1911/12) evangelische Theologie. Danach war er Pfarrer in Pribylina (1913-1921), in Moravské Lieskové (1921-1930) und in Bries (1930-1937). In seiner literarischen Tätigkeit orientierte sich R. mehr an slowakischen als an ausländischen Vorbildern. Seine ersten Gedichte entstanden schon vor dem Ersten Weltkrieg, aber erst der Krieg gab seiner Lyrik das Gepräge: das Interesse am Schicksal des Volkes ging mit einer deutlich nationalpolitischen Orientierung einher und wurde in eine pathetische,
zur Epik neigende Sprache gefaßt („Z tichých a búrnich chvíl’ “ [Aus stillen und stürmischen Zeiten, 1917], ,,To je vojna“ [Das ist der Krieg, 1919], „Hoj, zem drahá“ [Oh, teure Erde, 1919]). Nach dem Krieg schloß sich R. der 1921 neu begründeten Slowakischen Nationalpartei (Slovenská narodna strana) an, die sich unter Emil Stodola von der Republikanischen Landvolks- und Kleinbauernpartei (Republikánská strana zemedelského a malorol’níckeho l’udu) Milan Hodžas gelöst hatte und den protestantischen und bürgerlichen Teil der autonomistisch gesinnten Slowaken ansprach. Als Führer dieser Partei suchte er ab 1932 die Zusammenarbeit mit der katholischen Slowakischen Volkspartei (Slovenská strana l’udová) Andrej Hlinkas und zog über eine gemeinsame Liste ins Prager Parlament ein. Da R. die zunehmend radikalere Richtung Hlinkas ablehnte, brach er die Zusammenarbeit bald nach der Wahl von 1935 ab und suchte die slowakische Autonomie strikt innerhalb der ČSR zu verwirklichen. R.’ literarisches Werk dieser Zeit umfaßt neben Lyrik („Kameň na medzi“ [Stein am Feldrain, 1925], „Šípy duše“ [Pfeile der Seele, 1929], „Kresby a hovory“ [Zeichnungen und Gespräche, 1926]; aus den letzten Lebensjahren „Cestou“ [Unterwegs, 1935], „Ahasver“ [1936], „Stretnutie“ [Begegnung, 1937]) auch das Drama „Hana“ (1920) und mehrere Romane mit der Zielsetzung einer nationalpolitischen Erziehung: auf den teilweise autobiographischen Roman in vier Bänden „Svety“ (Welten, 1929) folgten mit historischem Sujets „Júlia“ (1930), „Odkaz mŕtvych“ (Vermächtnis der Toten, 1936), das Emigrantenschicksal „Bača Putera“ (Der Schäfer Putera, 1934), „Krčmársky král’“ (Der Kneipenkönig, 1936) sowie die beiden autobiographischen Romane „Maroško“ (1932) und „Maroško študuje“ (Maroško studiert, 1933) und schließlich postum die beiden historischen Romane „Bombura“ und „Surovci“ (Rohlinge) in seinem Todesjahr. Die gesammelten Werke R.’ (Sobrané spisy) erschienen in 19 Bänden 1942/48 in Turčiansky Svätý Martin.
Literatur
Mečiar, Stanislav: Zástoj Martina Rázusa. In: Lit. Alm. Slováka v Amerike (1957) 39-48.
Gregorec, Ján: Martin Rázus. In: Dejiny Slovenskej Literatúry. Bratislava 1962, 524-526.
Bor, Ján E.: Dejinný význam Martina Rázusa. In: Lit. Alm. Slováka v Amerike (1963) 43-47.
Gáfrik, Michal: Martin Rázus - formovanie človeka a básnika. In: Slov. lit. 11 (1964) 129-150.
Kalenčík, Rudolf: Politické spojenie Hlinka- Rázus. Hamilton, Ont. 1965.
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