Taube, Friedrich Wilhelm (ab 1777) von, österreichischer Verwaltungsbeamter, * London 12.03.1728, † Wien 16.06.1778.
Leben
T. war der Sohn des Leibarztes der Königin Caroline Wilhelmine von England. Er verbrachte die Jugendjahre in Celle, studierte 1743-1747 in Göttingen Jura, machte ausgedehnte Reisen, sogar nach Nordamerika, und ließ sich dann als Rechtsanwalt in Hannover nieder. Ab 1754 trat er in die Dienste verschiedener Adelsfamilien (Freiherrn von Hammerstein, Grafen von Moltke und 1763 als Privatsekretär des Grafen Christian August Seilern, damals kaiserlicher Gesandter in London). Hier begann er nach früheren juristischen Schriften mit der Veröffentlichung von Studien zu den wirtschaftlichen Verhältnissen Englands und seiner amerikanischen Kolonien. Infolge eines diplomatischen Mißgriffs mußte er nach Wien zurückkehren, wurde aber dennoch Hofsekretär des bis 1776 bestehenden „Hof- Commercienrats“. Danach verwendete ihn Joseph II. zu schwierigen politischen Missionen nach Siebenbürgen, Slawonien (wo er in Karlowitz das neue Reglement für die Synode der serbisch-orthodoxen Kirche durchsetzte), später ins Temesvarer Banat und nach Belgrad. Nach der Rückkehr waren ihm nur noch wenige Monate in der neuen Stellung als Rat bei der niederösterreichischen Landesregierung vergönnt. Er gehört in die lange Reihe von Männern, die dem Habsburger Staat einen Großteil ihres Lebens gedient haben, obwohl sie nicht als dessen Untertanen geboren worden waren.
Literarische Frucht seiner politischen Reisen war die „Historische und geographische Beschreibung des Königreichs Slavonien und des Herzogtums Syrmien“ (3 Bändchen, Leipzig 1777/78). Darin hat T. zahlreiche Tatsachen aus dem Bereich der Naturkunde mit vielen Beobachtungen über die Lebensweise, die Wirtschaft, die kirchliche und administrative Organisation zu einem Gesamtbild vereinigt. Das Werk ist bis in die Gegenwart eine der wesentlichen Quellen für die Zustände in diesem Teil des habsburgischen Staates im ausgehenden 18. Jh. geblieben, wobei die amtliche Stellung des Verfassers und seine Gewissenhaftigkeit für die Zuverlässigkeit der Aussage bürgen. Daneben hat er zu verschiedenen wissenschaftlichen Journalen wie den „Philosophical Transactions“, dem „Teutschen Museum“ und vor allem zum „Magazin für die Historie und Geographie der neueren Zeit“ Aufsätze und Unterlagen beigesteuert.
Literatur
Büsching, Anton Friedrich: Beiträge zur Lebensgeschichte denkwürdiger Personen. Bd 4. Halle 1786, 219-304.
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