Turgut (Torgut, in abendländischen Quellen auch Dragut), türkischer Korsar, Flottenkommandant und Bey von Tripolis, † (gefallen) vor St. Elmo 1565.
Leben
T. stammte aus Kleinasien und diente sich unter Hayreddin Barbarossa hoch. Als Korsar erwarb er sich einen beträchtlichen, wenn auch fürchterlichen Ruhm, doch ist die Bedeutung seines Wirkens für Südosteuropa nur von indirekter Bedeutung gewesen. Sie bestand hauptsächlich aus seiner Teilnahme an der Seeschlacht von Arta (September 1538), wo er mit seinen Schiffen den rechten Flügel der Flotte Hayreddin Barbarossas befehligte. 1540 wurde T. bei Korsika durch Andrea Doria gekapert, vier Jahre gefangengehalten, dann aber gegen Lösegeld freigelassen. Nach Hayreddin Barbarossas Tod (1546) operierte er weitgehend selbstständig im Raume Italiens und des Westmittelmeer-Beckens. Nachdem er Neapel bedroht, die Küste Kalabriens heimgesucht und 1550 das tunesische Al-Mahdiya erobert hatte, griff er, von Andrea Doria bedrängt, in Konstantinopel soweit in die offizielle osmanische Marinepolitik ein, daß er die Entsendung von 112 Galeeren erreichte. Als er nach der Eroberung von Tripolis diese Stadt vom Sultan zum Lehen erhielt und als Sandschak-Bey eingesetzt war, stand ihm der Weg zur Spitze der osmanischen Flotte offen. 1552 von Sultan Süleyman dem Prächtigen zum Kommandeur einer Flotte ernannt, die im Zusammenwirken mit König Heinrich II. von Frankreich gegen Italien operieren sollte, verheerte er wieder Kalabrien (1553) und die Insel Elba. Die korsische Stadt Bonifacio kam der türkischen Eroberung zuvor, indem sie sich den Franzosen ergab. Die spanische Gegenwirkung konnte T. zunichte machen, indem er 1559 ein spanisches Unternehmen gegen Algier besiegte und 1560 einen Versuch des spanischen Vizekönigs in Sizilien, im Bunde mit einigen regionalen muslimischen Fürsten in Nordwestafrika Tripolis zu nehmen, erfolgreich vereitelte. 1565 beteiligte sich T. mit einem Geschwader von 15 Schiffen an dem Unternehmen Sultan Süleymans des Prächtigen gegen Malta, fiel aber daselbst vor St. Elmo.
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