Zlatarski, Vasil Nikolov, bulgarischer Historiker, * Tŭrnovo 26. (14.) XI. 1866, † Sofia 15.12.1935.
Leben
Z., ein Sohn des um die bulgarische „Wiedergeburt“ verdienten Lehrers Nikola Z., war der unbestritten führende Kopf unter einer ganzen Reihe herausragender bulgarischer Historiker vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Nach Absolvierung seiner Studien an der Universität St. Peterburg (1891) und weiterer archäologischer Studien in Berlin (1893- 1895) wurde er 1897 Dozent und 1900 Mitglied der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. 1901 wurde er außerordentlicher, 1906 ordentlicher Professor und 1921 Leiter des Lehrstuhls für bulgarische Geschichte an der Universität Sofia. In dieser Eigenschaft veröffentlichte er ab 1922 in den „Izvestija na Istoričeskoto družestvo“ (Nachrichten der Historischen Gesellschaft), deren Präsident Z. war, die „Bibliographie zur Geschichte der Bulgaren und der bulgarischen Länder“ und wurde dadurch zum Begründer der historischen Bibliographie in Bulgarien.
Z.s Fach war in erster Linie die Geschichte des mittelalterlichen Bulgarien, wozu er rund 200 wissenschaftliche Arbeiten publizierte. Die meisten von ihnen finden sich in der „Bŭlgarska Istoričeska Biblioteka“ (Bulgarische Historische Bibliothek), die Z. zusammen mit Petŭr Nikov ab 1928 herausgab. Z.s Hauptwerk ist die „Istorija na bŭlgarskata dŭržava prez srednite vekove“ (Geschichte des bulgarischen Staates im Mittelalter), deren drei Bände von 1918 bis 1940 erschienen. Bereits Zeitgenossen rühmten „la grande érudition et la connaissance de l’auteur sur les sources“, und bis zur Gegenwart gilt Z.s Geschichte als „fundamentale wissenschaftliche Arbeit mit reichem Faktenmaterial und breitgefaßter Interpretation, die die Geschichte Bulgariens mit dem Schicksal der Nachbarvölker und -Staaten verknüpft“. Z.s unbestrittene wissenschaftliche Größe sowie sein stets gutes Verhältnis zu Rußland (er war ab 1911 Korrespondierendes Mitglied der St. Peterburger Akademie der Wissenschaften) machen es heutigen bulgarischen Wissenschaftlern leicht, auf ihn als den „führenden Mediävisten“ zurückzugreifen.
Literatur
Sbornik v čest na Vasil N. Zlatarski po slučaj 30-godišnata mu naučna i profesorska dejnost. Sofija 1925.
Stoikov, V.: L’Academie Bulgare des Sciences. In: La Bulgarie 15.04.-18.04.1935.
Nikov, Petŭr: Vasil N. Zlatarski. In: Izv. ist. Druž. 14/15 (1937) 1-27.
Dujčev, Ivan: Die bulgarische Geschichtsforschung während des letzten Vierteljahrhunderts (1918-1942). In: Südost-Forsch. 7 (1942) 546- 573.
Sto godini Bŭlgarska akademija na naukite 1869-1969. Bd 1. Sofija 1969, 232-236.
Kostova, Emilija: Razvitie, sŭstojanie i zadači na bŭlgarskata istoričeska bibliografija. In: Ist. Pregled 26 (1970) 6, 79-90.
Oschlies, Wolf: Die I. Internationale Konferenz der „Bulgarischen Historischen Gesellschaft“ (Sofija 20.-21. Mai 1972). Köln 1972. = Ber. Bundesinst. ostwiss. u. internat. Stud. 32.
|