Ali Pascha, Mehmed Emin

GND: 121143252

Ali Pascha, Mehmed Emin, türkischer Staatsmann, Diplomat und Reformer. * Istanbul 5.03.1815, † ebd. 7.09.1871.

Leben

A. trat mit 14 Jahren in den Staatsdienst ein und bekleidete seit 1836 Auslandsposten, zuerst in Wien, dann in St. Petersburg. 1838/39 war er Geschäftsträger, 1841 bis 1844 Gesandter in London. 1846, zur Zeit des Großwesirats seines Lehrmeisters Mustafa Reşit Pascha, wurde er erstmalig zum Außenminister, 1852 erstmalig zum Großwesir ernannt. Letzteren Posten bekleidete er mehrere Male bis zu seinem Tode. In der Zwischenzeit war er mehrmals wiederum Außenminister.
Zusammen mit Mehmed Fuad Pascha war er der geistige Vater des am 18. Februar 1856 verkündeten Hatt-i humayun, eines die Gleichberechtigung aller Untertanen des Sultans beinhaltenden Reformedikts. Als einer der führenden Exponenten der sog. Tanzimat-Periode des Osmanischen Reiches (1839-1876) war er um Modernisierung der Verwaltung, des Rechts- und Schulwesens bemüht. 1869 gelang es ihm, den Unabhängigkeitsbestrebungen des Khediven von Ägypten energisch entgegenzutreten und dessen Stellung und Einfluß entscheidend zu schwächen. Sein Einspruch gegen die Beschlüsse der Londoner Konferenz (Pontuskonferenz), die auf Anregung Bismarcks 1871 einberufen worden war (Aufhebung der Neutralität des Schwarzen Meeres zugunsten Rußlands), war allerdings vergebens.

Literatur

Rosen, Georg: Geschichte der Türkei von dem Sieg der Reform im Jahre 1826 bis zum Pariser Traktat vom Jahre 1856. 2 Bde. Leipzig 1866/67.
Engelhardt, Ed.: La Turquie et le tanzimat ou histoire des réformes dans l’empire ottoman depuis 1826 jusqu’a nos jours. 2 Bde. Paris 1882/84.

Empfohlene Zitierweise: Friedrich Karl Kienitz, Ali Pascha, Mehmed Emin, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 59-60 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=442, abgerufen am: 23.11.2024