Arany, János

GND: 118645536

Arany, János (Johann), ungarischer Dichter, * Nagyszalonta 2.03.1817, † Budapest 22.10. 1882, Bauernsohn; seine Familie hatte ihren einstigen Adel verloren.

Leben

A. begann seine Studien in der bescheidenen Dorfschule seines Heimatortes und setzte sie 1833 auf der reformierten Hauptschule zu Debreczin fort. Er sah sich wegen der Armut seiner Eltern gezwungen, eine Stelle als Hauslehrer zu suchen und unterbrach deshalb 1834 sein Studium für ein Jahr. 1836 verließ A. die Schule endgültig und zog als Wanderschauspieler durchs Land. Er kehrte nach einigen Monaten der Prüfungen eines armseligen Schauspielerdaseins in seinen Geburtsort zurück, wo er als Hilfslehrer und 1839 als zweiter Notar eine Anstellung fand und heiratete.
Mit Veröffentlichungen trat A. nur zögernd hervor. Erst die Belebung des öffentlichen Lebens in den 1840er Jahren halfen ihm über den Tiefpunkt seiner Karriere hinweg. Im Druck ließ er zuerst einen Artikel über die Lage der Dorfnotare unter Pseudonym erscheinen (1841). 1845 entstand sein erstes größeres Werk, „Die verlorene Verfassung“ (Az elveszett alkotmány), eine Eposparodie und zugleich eine politische Satire in Hexametern, die er dem Kampf zwischen Rückständigkeit und Liberalismus widmete. Die sich in Schlägereien ausartenden Auseinandersetzungen zwischen den beiden Lagern stellen eine vorzügliche Charakteristik der zeitgenössischen Komitats-atmosphäre dar. A. gewann damit einen Preis der angesehenen „Kisfaludy-Gesellschaft“. Dann schrieb er sein episches Gedicht „Toldy“, in dessen Hauptgestalt die Verkörperung der aufstrebenden unterdrückten Kräfte, besonders des Bauerntums, gesehen werden muß. Der Preis, den A. dafür 1847 bekam, brachte ihm den Ruhm und Petőfis Freundschaft ein. A. mißbilligte jedoch einen fieberhaften Revolutionarismus und wollte nur in der Hebung der Kultur des Volkes das Endziel sehen.
Während des Freiheitskampfes 1848-1849 wurde A. Redakteur einer politischen Zeitung, trat ohne Erfolg als Abgeordnetenkandidat auf, war eine Zeitlang eingerückt und schrieb Gedichte, die zum Kampf ermutigen sollten. Er hatte daher nach dem Freiheitskampf Schwierigkeiten und sah sich wiederum gezwungen, seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer zu verdienen. Erst 1851 wurde er Professor für Literatur am Gymnasium in Nagykőrös, wo er bis 1860 unterrichtete. Aus dieser Zeit - der Ära Bach - stammen seine Balladen, in denen er den Konflikt zwischen dem freiheitsliebenden Volk und dem Unterdrücker darstellte, wobei der Tyrann ideell oder physisch zugrunde ging.
Nach dem Tode Petőfis und Vörösmartys war A. der angesehenste Dichter des Landes, seit 1858 Mitglied der „Ungarischen Akademie der Wissenschaften“ und seit 1860 Direktor der „Kisfaludy-Gesellschaft“. Das machte ihm den Umzug nach Budapest möglich, wo er bis zu seinem Tode blieb. 1865 zum Generalsekretär der Akademie gewählt, bekleidete er diesen Posten bis 1877.
A.s Tätigkeit umfaßte beinahe alle Gattungen der Literatur. Aus seinem lyrischen Werk treten die Gedichte der 1850er Jahre und die späten Gedichte (Öszikék) hervor. Er ist der ungarische Klassiker der Ballade. Sein Jugendwerk über die legendäre Gestalt des mittelalterlichen Ritters Miklós Toldi erweiterte er zu einer epischen Trilogie (Toldi 1847, Toldi estéje 1848, erschienen 1854, Toldi szerelme 1879). A. versuchte sich auch in der epischen Bearbeitung der hunnischen Sagen, doch aus der geplanten Trilogie führte er nur das epische Gedicht „Budas Tod“ (Buda halála) zu Ende (1864). A. schilderte darin in einer dem Nibelungenlied ähnlichen Umgebung den Kampf der beiden Brüder Etzel und Buda und die bösen Intrigen eines Sachsen (!) am Hofe Etzels. Mit der Schilderung der beiden hunnischen Herrscher als charakteristische Führerpersönlichkeiten wollte A. die Lehre aus den Erfahrungen seines eigenen Zeitalters ziehen.

Literatur

Voinovich, Géza: Arany János életrajza. 3 Bde. Budapest 1929/38.
Sőtér, István: Nemzet és haladás. Budapest 1963.
Berczik, Árpád: János Arany, der erste ungarische vergleichende Literaturwissenschaftler. In: Acta Litt. Acad. Sci. Hung. 6 (1964) 59-89.
Keresztúry, Dezső: „S mi vagyok én ...“. Arany János 1817-1856. Budapest 1967.

Verfasser

Sandor Lukácsy (GND: 122980190)

Empfohlene Zitierweise: Sandor Lukácsy, Arany, János, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 90-91 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=472, abgerufen am: 23.11.2024