Bakalov, Georgi Ivanov

GND: 119495678

Bakalov, Georgi Ivanov, bulgarischer Politiker, Literaturkritiker, Publizist, * Stara Zagora 7.11.1873, † Sofia 14.07.1939.

Leben

B. besuchte zunächst eine Schule in seiner Heimatstadt und dann das Gymnasium in Sliven, Sevlievo und Plovdiv. Bereits 1891 Mitglied der jungen Bulgarischen Sozialdemokratischen Partei wurde er wegen sozialistischer Tätigkeit vom Gymnasium in Plovdiv ausgeschlossen. Zwei Jahre (1891-1893) widmete er sich daraufhin dem Studium der Naturwissenschaften in Genf. Wichtiger aber war, daß er sich hier in revolutionären Kreisen aufhielt. Seine Bekanntschaft mit Georgi Plechanov weitete seine revolutionären Ideen und sozialistischen Vorstellungen, die er dann in Bulgarien publizistisch verbreiten sollte. Nach Bulgarien zurückgekehrt, versuchte er sich verschiedenerorts als Lehrer, widmete sich aber bald ausschließlich der literarischen Tätigkeit, als er entlassen worden war. An den Kongressen der II. Internationale in London (1897) und Amsterdam (1904) nahm B. als Delegierter teil, in den Jahren 1903 bis 1905 war er sogar Mitglied des Zentralkomitees seiner Partei. Mit anderen wurde er jedoch 1905 wegen anarchistisch-liberaler Ideen aus der Partei ausgeschlossen. Erst 1920 kehrte er in die Reihen der Bulgarischen Kommunistischen Partei zurück. Die politischen Ereignisse in Bulgarien - der Aufstand vom September 1923 und das Attentat in der Kirche „Sveta Nedelja“ in Sofia im April 1925 - ließen B. zunächst in die Sowjetunion und dann nach Frankreich emigrieren. Hier wurde er nicht müde, sich agitatorisch gegen den Terror in seinem Heimatland, der sich nach den obengenannten Unruhen breitgemacht hatte, zu wenden. Von 1929 bis 1932 hielt sich B. wiederum in der Sowjetunion auf, wo er sich als Übersetzer, Publizist und Literaturkritiker betätigte. Seiner Verdienste wegen wurde er 1932 zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gwählt. Die letzten sieben Lebensjahre verbrachte B. als Herausgeber verschiedener Zeitschriften vornehmlich in Sofia, wo er auch starb.
B. machte durch Übersetzungen als erster das Werk Plechanovs und die Schriften von Marx und Engels in Bulgarien bekannt. In der Sowjetunion beschäftigte er sich intensiv mit den Ideen Lenins und wandte sie in seinen Arbeiten an, wenn ihm auch bald Soziologismus vorgeworfen wurde. Sein Beitrag zur Erforschung der bulgarischen Wiedergeburt ist noch heute von Bedeutung, weil er die sozialen Faktoren der Befreiungsbewegung heraushob. Von besonderem Wert, auch für die Geschichte der bulgarischen Literaturkritik, sind seine zahlreichen Aufsätze, von „Bŭlgarskata literatura i socializmŭt“ (1911) bis zu den Studien über den ersten proletarischen Schriftsteller, Christo Smirnenski. Mit Übersetzungen russischer und westeuropäischer Dichter hat er dem bulgarischen Leser außerdem den literarischen Blickwinkel geweitet.

Literatur

Pavlov, Todor: Georgi Bakalov, literaturen kritik. Sofija 1940.
Velčev, Velčo: Georgi Bakalov i ruskata revoljucija ot 1905-1907 g. In: Ezik i Lit. 11 (1956) 88-105.
Avdžiev, Želju: Georgi Bakalov. Literaturno-kritičeska dejnost. Sofija 1959.
Erichonov, Leonid: Georgi Bakalov v Sŭvetskija sŭjuz. In: Septemvri (1959) 137-144.
Konstantinov, Minkov, Velikov: S. 233-234.
Dančeva, J.: G. Bakalov. Bio-bibliografija. Sofija 1963.
Bakalov, Georgi: Izbrani proizvedenija v 4 toma. Pod red. na G. Bakalova (u. a.). Sofija 1963/65.
Erichonov, Leonid: Ruskoto obštestvo i bŭlgarskata literatura. Sofija 1967.

Verfasser

Detlef Kulman (GND: 128703393)

Empfohlene Zitierweise: Detlef Kulman, Bakalov, Georgi Ivanov, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 125-126 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=503, abgerufen am: 26.11.2024