Balšići

GND: 121123464

Balšići, Adelsfamilie wahrscheinlich serbischer Herkunft, die von etwa 1360 bis 1421 die Zeta (Montenegro) und Teile Albaniens beherrschte. Einige (wie Mijatović) halten eine Herkunft der Familie aus der Provence (de Baulx oder Baux) für möglich. Als erster Balsa wird 1304 ein gewisser Matteo erwähnt, der eine Stellung am serbischen Königshof innehatte.

Leben

Balša I., † 1367, Gründer der Dynastie der Balšići, war General im Heer Stefan Dušans und wurde 1357 zum Statthalter des serbischen Königs auf der Insel Mljet ernannt. Er nutzte die wirren Verhältnisse im Serbien Stefan Uroš’s und machte sich zum Herrscher der Oberen Zeta (Zeta Superiore). Seit etwa 1360 erkannte er die serbische Oberhoheit nicht mehr an. 1361 erhielt er das Bürgerrecht der Republik Dubrovnik, die er in ihrem Kampf gegen den Župan von Hum, Vojislav Vojinović, unterstützte. Gleichzeitig begann er mit der Eroberung Nordalbaniens und beherrschte bald das Gebiet von Ulcinj bis Drivasto (Drishti). Nach seinem Tode übernahmen seine drei Söhne die Herrschaft:
Stracimir, † 1371/72, scheint bald als Mönch Sava in ein Kloster eingetreten zu sein.
Djuradj I., † Januar 1378, setzte die Eroberungspolitik seines Vaters fort. 1367 gewann er Budva, später Skutari, das er zu seiner Residenz machte. 1369 trat er zum Katholizismus über und erhielt das venezianische Bürgerrecht. Nach der Niederlage des serbischen Königs Vukašin gegen die Türken an der Marica (1871) besetzte Djuradj I. Prizren und Kastoria (1372). 1373, nach dem Siege von Ban Tvrtko und Fürst Lazar über den Župan des Drina-Gebietes Nikola Altomanović, erhielt er Dračevica, Konavlji und Trebinje, wo die Bevölkerung sich jedoch bald gegen ihn empörte und sich der Herrschaft Ban Tvrtkos unterstellte (1377).
Balša II., † 18. September 1385, hatte 1372 die Despotin von Valona und Kanina, Komnena oder Komita, angeblich aus dem Hause Musaki, was jedoch nicht sicher ist, geheiratet und war so in den Besitz von Valona, Kanina, Berat und der Himara gekommen. Während er so den größten Teil Südalbaniens beherrschte, konnte er den Besitz seiner Familie im Norden nicht halten - zwischen Kotor und Budva behauptete sich erfolgreich Radič Crnojević. Auch mit dem bosnischen Ban Tvrtko kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die erst 1385 beendet wurden. Ein großer Erfolg gelang Balša II. noch in Albanien: 1383 konnte er Durazzo erobern. Der aus seinem Besitz verdrängte Karl Topia rief gegen ihn die Türken zu Hilfe: Am 18. September 1385 verlor Balša II. an der Vojusa im Kampf gegen die Truppen Hayreddin Paschas Schlacht und Leben. Durazzo kam wieder an Karl Topia; Valona, Berat und die Himara verblieben im Besitz der Witwe Balšas II.
Djuradj II. Stracimirović, † April 1403, der seinem Onkel in der Herrschaft nachfolgte, besaß nur noch das Gebiet zwischen Skutarisee und Küste sowie die Städte Ulcinj und Skutari. Radič Crnojević beherrschte als Vasall des bosnischen Bans die ganze Obere Zeta; in Alessio und Zadrima hatten Leka und Paul Dukagjini die Macht ergriffen. 1386 unterstellte sich Djuradj II. der Oberhoheit des Serbenfürsten Lazar, dessen Tochter Jelena er geheiratet hatte. Ob er an der unglücklichen Schlacht auf dem Kosovo polje teilnahm, ist nicht bekannt; jedenfalls hatte er sein Gebiet gegen die ständigen osmanischen Einfälle zu behaupten. 1392 geriet er in türkische Gefangenschaft und wurde nur unter der Bedingung wieder freigelassen, Skutari den Türken zu überlassen. Bereits 1395 konnte er sich jedoch wieder in den Besitz der Stadt setzen, die er 1396 zusammen mit Drivasto den Venezianern übergeben mußte. Er unterstellte sieb der ungarischen Oberhoheit und erhielt die Verwaltung der Inseln Korčula und Hvar sowie den Titel eines „Fürsten von Albanien“. 1396 nahm er mit einem eigenen Truppenkontingent an der Schlacht von Nikopolis teil.
Balša III., † 28. April 1421, sah in Venedig seinen Hauptfeind und verband sich mit den Türken, denen er Tribut zahlte. Als sich 1405 die Bevölkerung von Skutari gegen ihre venezianischen Herren erhob, nutzte er die Gelegenheit und eroberte mit türkischer Unterstützung die Umgebung von Skutari und Drivasto. Die Venezianer ihrerseits besetzten Ulcinj, Bar und Budva, unterstützt von Djuradj und Aleksa Crnojević sowie Koja Zaharija. Auf Seiten Balšas standen dagegen die Dukagjini und Pamalioti. Am 26. November 1412 wurde schließlich nach langwierigen Verhandlungen, bei denen Sandalj Hranić, der Herzog von Hum, als Vermittler diente, der Frieden geschlossen: Balša erhielt Ulcinj, Bar und Budva zurück, mußte dagegen auf Skutari und Drivasto verzichten. Er hatte jedoch bald Gelegenheit, sich für diese quasi-Niederlage zu rächen. Als 1418 erneut die Kämpfe zwischen Ungarn und Venedig ausbrachen, erneuerte auch er die Feindseligkeiten: 1419 eroberte er Drivasto; die Venezianer sahen sich gezwungen, auf seinen Kopf den ungewöhnlich hohen Preis von 8000 Dukaten zu setzen. Erst 1420, als sie Kotor eingenommen hatten, besserte sich die Lage der Venezianer - Balša erlitt mehrere Niederlagen. Schwer krank begab er sich an den Hof des serbischen Despoten Stefan Lazarević, wo er bald darauf starb. Da er keine männlichen Nachkommen hatte, verfiel sein Land dem serbischen Despoten, der den Kampf gegen Venedig fortführte, ohne größere Erfolge zu haben als sein Vorgänger.

Literatur

Mijatović, Čed.: Balšići. Skice za istoriju Zete. In: Glasn. Srpsk. uč. Društ. 49 (1881) 125-264 (mit Bibliographie).
Gelcich, Giuseppe: La Zedda e la dinastia dei Balšidi. Studi storici documentati. Spalato 1899.
Dabinović, Antun: Kotor u drugom Skadarskom ratu (1419-1423). Zagreb 1937. = Rad Jugoslavenske Akademije Znanosti i Umjetnosti. Hist.- filolog. i filozof.-jurid. razred. 257.
Mijušković, Slavko: Nekoliko podataka o Radiču Crnojeviću na osnovu arhivske gradje iz Državnog arhiva u Kotoru. In: Ist. Zap. 5 (1952) 309 bis 318.
Valentini, Giuseppe (Hrsg.): Acta Albaniae Veneta saeculorum XIV et XV. Bd 1-9, Palermo, Milano, München 1968-1970.

Verfasser

Peter Bartl (GND: 133417492)

Empfohlene Zitierweise: Peter Bartl, Balšići, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 130-132 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=508, abgerufen am: 23.11.2024