Bayezid II.

GND: 118506056

Bayezid II., osmanischer Sultan 1481-1512, * Didymoteihon (Dimetoka) 1447/48 (1452/53 ?), † auf dem Wege von Istanbul nach Dimetoka 26.05. 1512, ältester Sohn Mehmeds II.

Leben

In seiner Jugend war B. Gouverneur (Sandschakbey) von Amasya und nahm 1473 am Feldzug gegen die Karamaniden teil. Beim Tode Mehmeds II. brach zwischen R. und seinem jüngeren Bruder Cem (Dschem) ein Streit um die Nachfolge aus. Cem wurde im Juli 1481 von B. bei Yenişehir geschlagen, zog sich zu den Mamluken nach Syrien und Ägypten zurück und floh nach einem neuen vergeblichen Vorstoß nach Anatolien 1482 zu den Johannitern auf Rhodos, die ihn nach Frankreich schafften. Bis zu seinem gewaltsamen Tode im März 1495 in Neapel bedeutete er für B. eine Bedrohung seiner Herrschaft, der der letztere freilich durch Geschenke und Geldzahlungen zu begegnen wußte. Das im letzten Lebensjahr Mehmeds II. auf der italienischen Halbinsel eroberte Otranto wurde von B. aufgegeben (14.09.1481), die Eroberung der Herzegowina hingegen 1483 abgeschlossen. Im folgenden Jahr zog B. gegen das Fürstentum Moldau und eroberte die Festungen Chilia und Akkerman (Cetatea Albă, Belgorod- Dnestrovskij, 15.07. bzw. 11.08.1484), wodurch der Landweg zum tributpflichtigen Khanat der Krim gesichert wurde. Gegenangriffe des Fürsten der Moldau waren vergeblich; er mußte sich zur Tributzahlung an die Pforte verpflichten. Weniger erfolgreich waren die Osmanen im Osten, wo der Krieg gegen die Mamluken 1485-1491 von mehreren Niederlagen begleitet wurde. 1492-1495 tobten heftige Kämpfe im Nordwesten an der Donau und an den Grenzen Bosniens, und die Türken stießen weit nach Kärnten und in die Steiermark vor. Die Abschnürung Polens vom Schwarzen Meer veranlaßte König Johann I. Albrecht 1497 zu einem Feldzug gegen die Moldau, der jedoch dank der osmanischen Unterstützung an Stefan für Polen unglücklich ausging; im folgenden Jahr wurden Galizien und Podolien von den Osmanen verwüstet und der Friede erst 1499 wieder allgemein hergestellt.
Die Beziehungen B.s zu Venedig hatten sich seit dem Tode Cems zunehmend verschlechtert. Der offene Krieg brach 1499 aus und endete für die Venezianer mit dem Verlust von Lepanto (Naupaktos, 28.08.1499), Modon (Methoni), Koron (Koroni), Navarino (Pylos, sämtlich August 1500) und Durazzo (Durrës, 14.08.1501); der Friede vom August 1503 bestätigte die territorialen Veränderungen. Neue Gefahren drohten den Osmanen durch das Emporkommen der persischen Dynastie der Safaviden mit ihrem strengen Bekenntnis zum schiitischen Islam, der vor allem in den asiatischen Besitzungen des Osmanischen Reiches seit jeher viele Anhänger zählte. 1508 unterwarf Schah Ismail Diyarbakır und Teile Kurdistans und wurde direkter Nachbar der Osmanen. 1511 und 1512 brachen im türkischen Kleinasien schiitische Revolten aus, die nur mit Mühe niedergeschlagen werden konnten und in deren Verlauf der Großwesir Ali Pascha 1511 fiel. Das Ende der Regierungszeit B.s wurde von dem Aufstand seines Sohnes Selim geprägt, der 1511 mit Hilfe des Krimkhans vergeblich versuchte, die Herrschaft an sich zu reißen. Als auch der andere Sohn Ahmed abfiel, verzichtete B. am 25. April 1512 zugunsten von Selim auf den Thron. Er beabsichtigte, sich in seine Geburtsstadt Dimetoka zurückzuziehen, starb jedoch auf dem Wege dorthin, wohl durch Gift, und wurde in Istanbul bei der nach ihm benannten Moschee beigesetzt.

Literatur

Fisher, Sidney Nettleton: The Foreign Relations of Turkey, 1481-1512. Urbana 1948. = Illinois Studies in the Social Sciences. XXX. 1.
Uzunçarşılı, Ismail Hakkı: Osmanli Tarihi. Bd 2. Ankara 1964(2).
Kissling, Hans Joachim: Sultan Bâjezîd’s II. Beziehungen zu Markgraf Francesco II. von Gonzaga. München 1965. = Münchener Universitäts-Schriften. Reihe der Philosophischen Fakultät. 1.
Tansel, Selâhattin: Sultan II. Bâyezit’in siyasî hayatı. Istanbul 1966.
Kissling, Hans Joachim: Die anonyme altosmanische Chronik über Sultan Bajezid II. In: Grazer und Münchener balkanologische Studien. München 1967, 128-166.

Empfohlene Zitierweise: Hans-Jürgen Kornrumpf, Bayezid II., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 164-165 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=542, abgerufen am: 27.12.2024