Beöthy, Ödön

GND: 1104146460

Beöthy, Ödön (Edmund, zeitgenössisch fälschlicherweise: Eugen), ungarischer Politiker, * Großwardein 2.12.1796, † Hamburg 7.12.1854, aus einer angesehenen mitteladeligen und grundbesitzenden Familie, Sohn des László B., eines Obersten der kaiserlichen Armee (der später Vizegespan des Biharer Komitates wurde) und der Janka Husztinger, verheiratet 1837 mit Lujza Csanády.

Leben

B. wählte für sich, dem väterlichen Beispiel folgend, 1812 eine militärische Karriere, doch im Laufe der Zeit enstand eine immer größere Abneigung in ihm gegen das System des habsburgischen Absolutismus, und er quittierte 1820 seinen Dienst in der Armee und stellte sich an die Spitze der sich damals im Biharer Komitat formierenden liberalen Adelsopposition. Er wurde 1826 Tafelrichter, dann an den 1830er, 1832/1836er und 1843/1844er ständischen Landtagen einer der beiden Ablegate seines Komitates und als solcher einer der Führer der für die Besserung der Lage der Leibeigenen, die Gleichberechtigung der Protestanten und andere Neuerungen liberaler Richtung kämpfenden oppositionellen Ablegatengruppe. B. erlangte inzwischen 1841 auch das Amt des Vizegespans in seinem Komitat, doch mußte er 1844 wegen des Wahlsieges des konservativen Gegenlagers abdanken.
1848, nach dem Sieg der Revolution, zog B. wieder als der eine Ablegat des Biharer Komitates in den Landtag ein, dann wurde er nach Schließung des letzten ungarischen ständischen Landtages am 20. April 1848 von der zur Macht gekommenen liberalen Regierung zum Obergespan seines Komitates ernannt. Er wurde hiermit von Amts wegen Mitglied des Oberhauses des im Juli 1848 eröffneten ersten ungarischen Reichstages auf Grund der Volksvertretung, nutzte aber seine Mitgliedschaft als konsequenter Liberaler von Anfang an zu dem Zweck, für die Liquidierung des Oberhauses als einer Institution ständischen Ursprungs und die Umwandlung des Reichstages zu einem Reichstag mit einer Kammer einzutreten. Er kämpfte aber auch auf anderen Gebieten bis zuletzt standhaft für den Erfolg der Ziele der Revolution, so seit dem 26. August 1848 als königlicher Kommissar der von dem die habsburgische Gegenrevolution unterstützenden serbischen Aufstand gefährdeten südlichen Landesteile, dann vom 19. Dezember 1848 bis zum 19. Januar 1849 als der mit Vollmachten ausgestattete Regierungskommissar Siebenbürgens. Am 1. April 1849 erhielt B. die Ernennung zum Honvédobersten und den Auftrag zur Leitung eines in Bukarest zu errichtenden ungarischen Generalkonsulats, konnte aber seinen Dienst nicht antreten, weil die Walachei sich in der Macht gegenrevolutionärer Kräfte befand. Am 14. Juni 1849 wurde B. erster Vizepräsident des im Zuge der Neuorganisation des ungarischen Gerichtswesens geschaffenen obersten Gerichtshofes, und dankte deshalb als Obergespan ab. Er erhielt aber zugleich bei einer Nachwahl das Mandat eines Wahlbezirkes im Biharer Komitat.
Nach der Niederwerfung der ungarischen Revolution emigrierte B. Er lebte bis zu seinem Tode bald in Paris, bald in London, bald - als Mitglied der Tischgesellschaft von Victor Hugo - auf der Insel Jersey. Das Pester Kriegsgericht der Kaiserlichen verurteilte ihn am 22. September 1851 in contumaciam zum Tode.

Literatur

Csengeri, Antal: Beöthy Ödön. In: Csengeri, Antal (Hrsg.): Magyar szónokok és statusférfiak. Pest 1851, 19-26.
Toldy, István (Hrsg.): A magyar politikai szónoklat kézikönyve. Bd 1. Pest 1866.
Hegyesy, Márton: Beöthy Ödön. In: Hazánk 4 (1885) 483-498.
Ders.: Beöthy Ödön mint képviselő. In: Hazánk 11 (1892) 315-320.

Verfasser

György Spira (GND: 1075684846)

Empfohlene Zitierweise: György Spira, Beöthy, Ödön, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 183-184 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=558, abgerufen am: 23.11.2024