Bessenyei, György (Georg), ungarischer Schriftsteller und Philosoph, * Bercel (Szabolcser Komitat) um 1747, † Pusztakovácsi (Biharer Komitat) 24.02.1811, aus altem kalvinischen Adel des Theißgebietes.
Leben
B. war 1755-1760 Schüler des Kollegiums von Sárospatak, kam 1765 mit recht lückenhafter Bildung in die ungarische Nobelgarde nach Wien, wo er die literarisch tätigen Gardisten Ábrahám Barcsay und Sándor Báróczi sowie den dichtenden General Baron Lőrincz Orczy kennenlernte und bald in den Bann der Aufklärung geriet. Durch Ádám Ferencz Kollár und die Kammerfrau Baronin Graß wurde auch Maria Theresia auf den bildungshungrigen Gardisten aufmerksam, den sie zeitlebens förderte. 1769 begleitete B. die Prinzessin von Parma nach Oberitalien. Bald darauf begann seine literarische Tätigkeit, womit er vor allem die Kultur Ungarns heben wollte, zugleich aber auch die Klärung der wesentlichen Probleme der menschlichen Existenz anstrebte. Entscheidende Anregungen erhielt er von der französischen und englischen Aufklärung. Seine Maria Theresia gewidmete „Ágis tragédiája (Tragoedie des Agis, Wien 1772) gilt als der Beginn der ungarischen literarischen Erneuerung. Es ging B. darin um das rechte Verhältnis zwischen König und Untertanen. Der König sei gut, nur seine Ratgeber seien böse: die Anspielung auf Maria Theresias deutsche Ratgeber, die sich - obzwar landfremd - auch mit ungarischen Angelegenheiten zu befassen hatten, ist unmißverständlich.
Ende 1773 quittierte B. den Dienst, blieb jedoch in Wien als Vertreter der ungarischen Kalviner. Nach einer längeren Nierenkrankheit setzte er 1777 die Publikation thematisch sehr verschiedener Werke fort. Wegen der Studienreform Maria Theresias, die B. befürwortete, kam es 1778 zum Bruch mit den konservativen kalvinischen Führern. 1779 trat der antiklerikale, konfessionell indifferente Deist zum katholischen Glauben über, wohl teils aus Ärger über seine Glaubensgenossen, teils um der Herrscherin willen, die er zeitlebens tief verehrte. Die Ernennung zum Custos ehrenhalber der Hofbibliothek mit 2000 Gulden Jahreshonorar ermöglichte ihm das Verbleiben in Wien. Zu gleicher Zeit leitete B. die Gründung einer ungarischen Gelehrtengesellschaft als Filiale der „Société Patriotique de Hesse-Hombourg“ ein, doch hat die nachlässige Homburger Administration das Gesuch um die Genehmigung nie nach Wien weitergeleitet. B. faßte aber seinen Plan 1781 in einer Studie zusammen, die 1790 von Miklós Révai anonym veröffentlicht wurde (Egy magyar tudós társaság iránt való jámbor szándék, Wien). Als Joseph II. sein Gehalt einstellte, zog sich B. auf die Familiengüter zurück. Von 1787 an lebte er in Pusztahovácsi. Erst 1790 kehrte B. in das öffentliche Leben zurück, wurde Tafelrichter des Komitats Bihar und begann wieder zu schreiben.
1791-1804 enstanden bedeutende Schriften, die sein naturwissenschaftliches Weltbild, sowie seine Ansichten über Gott, Mensch und Moral, Politik und Gesellschaft, teils systematisch geordnet, teils in Romanform oder als freie Meditationen darbieten. Wegen der Zensur blieben jedoch sein rationalistischer Humanismus und seine am Ständestaat festhaltenden Reformideen ohne Wirkung. Seinem Testament gemäß bestattete man ihn ohne jede Zeremonie in seinem Garten. 1943 wurden die Gebeine nach Nyíregyháza überführt.
Literatur
Gálos, Rezső: Bessenyei György életrajza. Budapest 1951 (mit Bibliographie).
Silagi, Denis: Zur Geschichte der ersten madjarischen gelehrten Gesellschaft (1779). In: Südost-Forsch. 20 (1961) 204-224.
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