Bethlen von Bethlen, Miklós (Nikolaus) (ab 1696: Graf), siebenbürgischer Staatsmann, * Kisbun 1.09.1642, † Wien 27.10. 1716, aus der Sippe Becse-Gergely der Arpadenzeit, Sohn des siebenbürgischen Kanzlers und Geschichtsschreibers János B. (1613-1678) und unmittelbarer Nachkomme des 1461 belegten siebenbürgischen Vizewoiwoden Elek B.
Leben
B. absolvierte seine Schulen in Karlsburg und Klausenburg - János Apáczai Csere war hier sein Lehrer -, dann ging er ins Ausland und studierte 1661-1663 an den Universitäten von Heidelberg, Utrecht und Leyden. 1664 besuchte er auch England und Frankreich. Nach seiner Heimkehr wurde B. Oberkapitän des Udvarhelyer Stuhles (1668). Er protestierte in mehreren Flugschriften gegen die nach der Wesselényi-Verschwörung einsetzende Unterdrückung und Protestantenverfolgung (Austriaca Austeritas, Klausenburg 1671, Apologia ministrorum evangelicorum Hungariae, Klausenburg 1677). 1676 war er für ein Jahr wegen des Verdachtes, an einer Verschwörung gegen den Fürsten teilgenommen zu haben, in der Fogarascher Burg eingesperrt. Er wurde anschließend Kapitän des Kővarer Distriktes, Obergespan des Maramaroscher Komitates (1683) und Mitglied des fürstlichen Rates (1688). Nach dem Tode des Fürsten Apafi erlangte er in Wien die Verkündigung des „Diploma Leopoldinum“, das die staatsrechtliche Lage des zur habsburgischen Provinz gewordenen Siebenbürgens klären sollte (1691). Er wurde noch im selben Jahr zum Kanzler ernannt. B. stand anfänglich auf der Seite der Habsburger, doch deren gegenreformatorische Politik in Siebenbürgen stieß ihn immer mehr ab. Er veröffentlichte unter dem Pseudonym „Fridericus Gotefridus Veronensis“ 1704 in Haag einen Plan zur Wiederherstellung der siebenbürgischen Unabhängigkeit unter einem deutschen protestantischen Fürsten (Olajágat viselő Noé galambja). Die Flugschrift sollte zur Information der mit dem Wiener Hof verhandelnden englischen und holländischen Gesandten dienen. Rabutin, der österreichische militärische Kommandant, ließ B. daraufhin verhaften. Er war in Hermannstadt, Esseg und Wien bis an sein Lebensende in Haft gehalten. Während dieser Zeit entstanden seine Memoiren (Önéletírása), die die wertvollste Quelle zum Studium der Geschichte seiner Zeit sind. Sie stellen auch sprachlich ein Kunstwerk dar und sind vom Geist des mit kalvinistischem Fatalismus vermengten cartesianischen Rationalismus erfüllt. (Eine neue kritische Ausgabe in 2 Bänden kam in Budapest 1955 heraus.)
Die 1736 in Rouen - im Druck stand zur Irreführung Amsterdam - in französischer Sprache unter dem Namen B.s erschienenen „Mémoires historiques contenant l’histoire des derniers troubles de Transylvanie“ stammen nicht aus B.s Feder, sondern sind das Werk des Abtes Dominique Réverend, der 1677-1680 in diplomatischer Mission öfter in Siebenbürgen weilte und die Angaben über B.s Leben selbst von diesem erfahren haben dürfte.
Literatur
Deák, Farkas: Gróf Bethlen Miklós életrajza. Pozsony, Budapest 1885.
Lukinich, Imre: Gróf Bethlen Miklós bécsi fogságáról. In: Irod.-tört. Közl. 16 (1906) 80-93.
Gyárfás, Elemér: Bethlen Miklós kancellár. Dicsőszentmárton 1924.
Juhász, István: Bethlen Miklós politikai pere. Kolozsvár 1945.
Köpeczi, Béla: Bethlen Miklós francia emlékiratai. In: Irod.-tört. Közl. 59 (1955) 296-304.
Gyenis, Vilmos: Bethlen Miklós Imádságoskönyve. In: Irod.-tört. Közl. 61 (1957) 63-78.
Empfohlene Zitierweise: István Torjai-Szabó, Bethlen von Bethlen, Miklós Graf, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 199-200 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=570, abgerufen am: 04.12.2024
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