Costin, Miron, moldauischer Chronist und Staatsmann, * 1633, † 1691, Sohn des Hetman (Heerführer) Iancu (Ioan) C.
Leben
Aus Furcht vor Nachstellungen der Pforte ging Iancu C. 1634 ins Exil nach Polen - einem beliebten Zufluchtsort moldauischer Bojaren und abgesetzter Hospodare - und erhielt dort zusammen mit seinen Söhnen Alexandru, Miron und Potomir (zu denen später auch Velicico kam) die polnische Staatsbürgerschaft und den polnischen Adel. C. wuchs somit in den Ländern der polnischen Krone auf, und zwar hauptsächlich auf dem Familienbesitz Nowosilka Nowa in Podolien, und besuchte das in dessen Nähe gelegene Jesuitenkolleg zu Bar. Als Angehöriger der Szlachta nahm er 1651 an den Kämpfen gegen die Kosaken und Tataren teil, kehrte dann nach dem Tode seines Vaters (1650) zusammen mit seinen Brüdern in die Moldau zurück (1652 oder 1653). Diese nie abgerissenen, schließlich sogar schicksalhaften Verbindungen mit Polen wurden für C.s gesamten politischen und geistigen Werdegang bestimmend.
Im Dienst der moldauischen Hospodare übernahm C. diplomatische Aufträge, die ihn bis nach Istanbul führten (1674), bei denen jedoch die Beziehungen mit Polen im Vordergrund standen (wie 1657 mit dem König Johann II. Kasimir, und etwa seit 1670 mit dem Feldherrn und späteren König Jan Sobieski). Kenntnisse der umliegenden Länder (der Walachei, Siebenbürgens, Ungarns, eines Teiles Österreichs) sowie militärische Erfahrungen konnte er als Teilnehmer an verschiedenen Feldzügen, darunter auch im Verband des osmanischen Heeres (gegen das Habsburgerreich 1663 und 1683) gewinnen. Der durch seine Gemahlin Ileana mit dem angesehenen Bojarengeschlecht der Movilă, und über die Gemahlin seines Bruders Velicico mit den einflußreichen Cantacuzino verwandte C., dessen Bruder Alexandru (gest. 1674) überdies eine wichtige politische Rolle in der Moldau spielte, fand rasch Zugang zu den führenden Schichten des Landes. Seine Fähigkeiten und sein Ansehen spiegeln sich in dem steilen Aufstieg, der ihn vom - am Hofe mit Versorgungsaufgaben betrauten - Sluger (1657) bis zum Mare logofăt (Großkanzler), dem höchsten der Staatsämter, führte (1675).
Als der Hospodar Gheorghe Duca in die Gewalt polnischer Truppen fiel und nach Polen gebracht wurde (1684), befand sich C. in seiner Begleitung und hielt sich im königlichen Jagdschloß zu Daszów (Galizien) auf. Die durch die Kriege Habsburgs und Polens gegen die Pforte schwierig gewordene Lage der polenfreundlichen Gruppe unter den moldauischen Bojaren wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Der Hospodar Constantin Cantemir konnte den ehemaligen Großkanzler zwar zur Rückkehr bewegen (1685), betraute ihn aber nur mit der untergeordneten Position eines Starost von Putna und ließ ihn schließlich zusammen mit seinem Bruder Velicico wegen des Verdachts geheimer Beziehungen mit Polen töten (1691).
C.s Lebensweg wurde durch eine breite, auf humanistischer und abendländischer Grundlage stehende, mit Kenntnissen mehrerer Sprachen - neben der rumänischen Muttersprache des Lateinischen, des Polnischen, des Ruthenischen und der bis in die erste Hälfte des 17. Jh.s hinein in den Donaufürstentümern gebrauchten (süd)slawischen Schriftsprache - verbundene Bildung ermöglicht. Sein bedeutsames literarisches Wirken legt davon Zeugnis ab. C., der sich auch der Dichtkunst, vorwiegend aber der Geschichtsschreibung, zugewandt hatte, gilt nicht nur als der bedeutendste Chronist seines Landes, sondern gehört darüber hinaus - neben Nicolae Milescu und dem Metropoliten Dosoftei - zu den hervorragendsten Gestalten der rumänischen Literatur im 17. Jh.
In einem 1677 vollendeten Werk (Letopiseţul Ţării Moldovei de la Aron Vodă încoace) behandelt C. auf annalistische Weise und in zeitlicher Fortsetzung der Chronik Grigore Ureches die Ereignisse in der Moldau von 1595 bis 1661. Im gleichen Jahr 1677 entstand in polnischer Sprache und in polnischem Auftrag die unter der Bezeichnung „Cronica polonă“ bekannte „Chronika ziem mołdawskich i multanskich“, eine Übersicht über die geographischen, ethnographischen, historischen und kulturellen Gegebenheiten der Donaufürstentümer. Während seines letzten Aufenthaltes in Polen (1684) schrieb er in Reimform die als „Poema polonă“ bekannte „Historia polskimi rytmami o Wołoskiej ziemi i Multanskiej“, eine kurze Darstellung ähnlichen Inhaltes, die ihm einen - allerdings bescheidenen - Platz auch in der polnischen Literatur sicherte. In seinem aus geistesgeschichtlicher Sicht wichtigsten Werk (De neamul moldovenilor, din ce ţară au ieşit strămoşii lor), das er in den letzten Lebensjahren (nach 1685) fertiggestellt hatte, verfocht er auf polemische Weise die romanische Herkunft seines Volkes.