David, Ferenc, ungarischer Humanist, Bischof, * Klausenburg 1510 (?), † Déva 15.11.1579, aus einer Klausenburger Bürgerfamilie siebenbürgisch-sächsischer Herkunft.
Leben
D. begann seine Laufbahn mit der Ausbildung zum katholischen Priester in seiner Geburtsstadt und in Karlsburg. 1547 besuchte er die Universität Wittenberg. Nach seiner Heimkehr wurde er zunächst Rektor der Lateinschule in Bistritz (1551) und anschließend Pfarrer in Péterfalva, als er mit seinen Gläubigen zur evangelischlutherischen Kirche übertrat und als evangelischer Pfarrer eingeführt wurde. 1553 wurde D. Rektor in Klausenburg und bald folgte er einem Ruf seiner Heimatgemeinde und wurde deren Pfarrer. Als evangelischer Pfarrer von Klausenburg führte er Dispute mit dem italienischen Antitrinitarier Francesco Stancaro und - hinsichtlich der Sakramentslehre - mit Márton Kálmáncsehi. Als die Siebenbürger Sachsen Deutsch zu ihrer Kirchensprache erhoben, wählten die Ungarn 1556 D. zu ihrem evangelisch- lutherischen Bischof. Der zunehmenden Verbreitung des Kalvinismus in Siebenbürgen widersetzte sich D. zunächst, bis er unter dem Einfluß von Péter Melius Juhász zum kalvinistischen Glauben mit der Absicht übertrat, Ungarn, Szekler und Sachsen unter einem Glauben zu einen. Die Synode von Straßburg (Nagyenyed) 1564 zeigte deutlich, daß ein Ausgleich zwischen den beiden reformatorischen Glaubensbekenntnissen nicht mehr möglich war. Mit der Ernennung zum reformierten Bischof hatte sich D. noch im gleichen Jahr für den Kalvinismus entschieden und wurde Pfarrer am Hof König Johann Sigismunds, wo er in nähere Beziehung zu dem Antitrinitarier Giorgio Biandrata (Blandrata) trat. Der Arzt und Ratgeber des Königs, der aus Italien bereits 1541 an den Hof der Königin Isabella nach Siebenbürgen gekommen war, machte D. mit der gegen die Trinitätslehre gerichteten Schrift „Restitutio Christianismi“ von Michael Servet bekannt. Bereits 1566/1567 konnte sich D. diesem Einfluß nicht entziehen, da er ohnehin inzwischen ein Exponent der humanistischen Glaubenskritik geworden war. In Wort und Schrift (De falsa et vera . . . cognitione, Karlsburg 1567; Rövid Magyarázat..., ebd. 1567; Rövid Útmutatás ..., ebd. 1567; A szentírás fundamentumból vett magyarázat, ebd. 1568) trat er für die radikalste Form des Antitrinitarismus ein und wurde somit der Begründer des siebenbürgischen Unitarismus. Im Gegensatz zu Servet bestritt D. jedoch die Gottgleichheit Christi, dem er darüber hinaus jegliche Gottähnlichkeit absprach. Mit seinen deistischen und anabaptistischen Thesen gewann D. starke Unterstützung beim Fürsten von Siebenbürgen und am Hof, so daß die Verbreitung des Unitarismus mit deren Rückhalt sich nach 1568 auch auf das königliche und das von den Türken eroberte Ungarn ausdehnte. Nach dem Tod von Johann Sigismund (1571) kamen mit István Báthory die Vertreter der Gegenreformation an die Macht, die mit ihrer Zensur und neuen Gesetzen die weitere Aktivität D.s unmöglich machten. Hinzu kam, daß sich nun die Antitrinitarier unter Biandrata auch gegen D. wandten. Im Jahre 1579 verurteilte der Landtag D. zu lebenslänglicher Haft. Noch im gleichen Jahr starb er im Burggefängnis von Déva.
D.s Anhänger versuchten vergeblich, sich weiterhin für die Verbreitung des Unitarismus einzusetzen, der bald nach dem Tode seines Begründers - in einer nicht mehr so radikalen Form - als „recipierte Kirche“ vom Landtag anerkannt wurde. D.s Ideen blieben nicht ohne Einfluß auf die Ideologie der von György Karácsony geführten Bauernbewegung. Seine Traktate und Streitschriften in ungarischer Sprache - wenn auch keine stilistischen Höhepunkte - unterstützten die Anfänge der ungarischen literarischen Prosa und bereicherten sie.
Literatur
Wilbur, Earl Morse: A History of Unitarism. Bd 2. Cambridge (Mass.) 1952.
Horváth, János: A reformáció jegyében. Budapest 1953.
Pirnáth, Antal: Die Ideologie der Siebenbürger Antitrinitarier. Budapest 1961.
|