Fabritius, Fritz, siebenbürgisch-sächsischer Politiker, * Hermannstadt 27.03.1883, † Prien (Chiemsee) 20.10. 1957, Sohn eines Militär-Unterintendanten und dessen Gattin Viktorine Bielz, Tochter einer Patrizierfamilie.
Leben
F. gehörte zwischen 1907 und 1939 zu jenen Vertetern des Südostdeutschtums, die durch drei Generationen für dessen politische Entwicklung Bedeutung gewannen. Er besuchte die Militär-Realschule in Kaschau und Mährisch-Weißkirch, danach die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt, die er 1903 mit „gutem Gesamterfolg“ als Leutnant verließ. F. diente anschließend beim Ulanenregiment Nr. 7 Galizien und war zweimal in Brigadeoffiziersschulen. Das Regiment des Ulanenoberleutnants wurde von hier nach Stockerau bei Wien verlegt, wo F. seine spätere Frau Hermine Promper kennenlernte. Am 3. November 1907 genehmigte Kaiser Franz Joseph das Gesuch von F. um Versetzung in den Reserveoffiziersstand und F. wurde Angestellter der „Hermannstädter Allgemeinen Sparkassa“. Bereits 1912 war er an der Aufstellung der „Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendwehren“ maßgeblich beteiligt und konnte als Reserveoffizier seine organisatorische Begabung unter Beweis stellen. Nach seinem Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg rüstete er als Rittmeister ab. Im Jahre 1923 schickte ihn Karl Wolff nach Deutschland, damit er sich dort mit modernen Impulsen der Raiffeisenbanken und mit neuen Gedanken der aufbauwilligen Nachkriegsgeneration vertraut mache.
In die Heimat zurückgekehrt, begründete F. 1925 die Baugenossenschaft „Selbsthilfe“, worauf er den Posten bei der Hermannstädter Sparkasse verlor. Das publizistische Organ der „Selbsthilfe“ sollte mit dem Leitsatz „Frieden und Arbeit“ sehr bald auch das Sprachrohr einer völkisch verstandenen Erneuerungsbewegung werden. Im Frühjahr 1933 gründeten politische und kirchliche Repräsentanten der deutschen Volksgruppe Rumäniens die sogenannte „Nationale Selbsthilfebewegung der Deutschen in Rumänien“ (NSDR). Bereits seit 1930 hatten sich neben und mit der „Selbsthilfe“-Bewegung Jugendorganisationen zur Idee des freiwilligen Arbeitsdienstes und Landdienstes bekannt, allen voran der „Südostdeutsche Wandervogel“ und kirchlich geprägte Jugendverbände.
Im Jahre 1934 erfolgte ein Verbot der NSDR, während gleichzeitig F. zum nationalen Repräsentanten einer „Volksgemeinschaft“ von 800 000 Deutschen des Banates, Sathmars, Siebenbürgens, Bessarabiens, des Buchenlandes und des rumänischen Altreiches wurde.
Die am Jahresbeginn 1935 gegründete „Deutsche Volkspartei Rumäniens“ sollte das geeinte Deutschtum in Rumänien organisatorisch den gesetzlichen Erfordernissen anpassen. Diese Entwicklung wurde am 29. Juni 1935 durch den Bruch innerhalb der Erneuerungsbewegung der Deutschen Rumäniens vereitelt. Maßgebliche Mitarbeiter entzogen F. ihr Vertrauen. Das Jahr 1939 brachte unter dem Einfluß der Volksdeutschen Mittelstelle Berlin eine vorübergehende Aussöhnung. Es begann aber fast gleichzeitig die Ausschaltung gewählter, oft langjähriger Leiter der deutschen Siedlungsgruppen Rumäniens; zuerst wurde F., ein Jahr später sein erster Nachfolger als Leiter der Volksgruppe, Wolfram Bruckner, aus nichtigem Anlaß abberufen.
Seit August 1939 hat F. die Entwicklung des Deutschtums in Rumänien nur noch als Zuschauer, mehrere Jahre hindurch auf dem Gute Jaschurowa bei Bielitz (Bielsko) in Oberschlesien miterlebt. Nach Kriegsende wurde er zunächst in das Internierungslager Deggendorf eingewiesen, vor einem Gerichtshof in Nürnberg jedoch rehabilitiert. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der ehemalige Landesobmann der Deutschen in Rumänien im „Siebenbürgerheim“ in Rimsting am Chiemsee.
Literatur
Jickeli, Otto Fritz: Unser Weg zur Erneuerung des deutschen Volkes in Rumänien. Hermannstadt 1935.
Szefer, Andrzej: Fritz Fabritius in den Jahren 1939-1945. In: Südostdt. Vjbl. 20 (1971) 221-225.
Zillich, Heinrich: Fritz Fabritius vor 1939 und nach 1945. In: ebd. 20 (1971) 226-228.