Fáy, András

GND: 119208385

Fáy, András, ungarischer Schriftsteller, Publizist und Politiker, * Kohány (Zempliner Komitat; heute Kochanovce, Slowakei) 30.05.1786, † Pest 26.07.1864, aus einer vermögenden gutsbesitzenden Adelsfamilie des Pester Komitates.

Leben

F. studierte Jura und war nach dem Erwerb seines Advokatendiploms 1810-1818 Beamter (Stuhlrichter) des Pester Komitates. Er bewirtschaftete dann einige Jahre sein Gut und ließ sich später in Pest nieder, wo er das städtische Bürgerrecht erwarb (1823). Hier übernahm er als Anhänger der von Graf István Széchenyi eingeführten politischen und kulturellen Reformen bis zuletzt eine führende Rolle in den neuen - dem kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt der Gesellschaft dienenden - Institutionen. In der Reformära (1825-1848) war er im Nationalkasino, in der Akademie der Wissenschaften (1831 als Ehrenmitglied, 1845 als Vizepräsident), der „Ofner Ungarischen Schauspielgesellschaft“, der die bürgerliche Literatur fördernden „Kisfaludy-Gesellschaft“ (1837-1840 als Vorsitzender) und in dem von Kossuth zum Schutze der heimischen Industrie ins Leben gerufenen „Schutzverein“ gleichermaßen tätig. 1839 regte F. die Gründung der ersten ungarischen Sparkasse an; diese sollte vornehmlich zur Sicherung des Kreditbedarfes des gemeinen Adels und des kleinen Bürgertums dienen und stand unter der Aufsicht des Pester Komitates. Er nahm aktiven Anteil an der Politik in seinem Komitat und wurde 1835-1836 dessen Ablegat auf dem Landtag.
Seine vielseitige publizistische und literarische Tätigkeit und seine daraus resultierende große Beliebtheit sorgten für die Wirksamkeit der Reformbestrebungen F.s. Am bedeutendsten sind seine „Originellen Fabeln und Aphorismen“ (1. Band Wien 1820, 2. Band Pest 1824; deutsche Ausgabe Raab 1828), in denen er die gesellschaftlichen Mißstände mutig angriff. Sie rückten dank ihrer Vielfalt zahlreiche Zeiterscheinungen ins allgemeine Bewußtsein und übten auch auf den Grafen István Széchenyi eine Wirkung aus. In seinem Roman „A Bélteky ház“ (Das Haus Bélteky, Pest 1832) schilderte F. zutreffend das Leben des damaligen Landadels und warb mit der Gegenüberstellung der konservativen adeligen Lebensweise und der sich für die modernen Reformen begeisternden Jugend für die liberalen Reformbestrebungen der letzteren. Mit seinen Märchen, Erzählungen und seinem ersten Roman wurde F. der wichtigste Wegbereiter der engagierten gesellschaftskritischen Literatur in Ungarn.
Im Revolutionsjahr 1848/49 spielte F. keine aktive Rolle und kehrte erst in der zweiten Hälfte der 1850er Jahre in das literarische Leben des Landes zurück. Er bewahrte seine Popularität und Autorität - quasi als Prototyp des gebildeten, liberalen und fortschrittlichen Besitzadels des ungarischen Vormärz - bis zu seinem Tode.

Literatur

Erdélyi, Pál: Fáy András élete és művei. Budapest 1890.
Badics, Ferenc: Fáy András életrajza. Budapest 1890.
Wéber, Antal: A magyar regény kezdetei. Budapest 1959.

Verfasser

Karoly Vörös (GND: 107644479)

Empfohlene Zitierweise: Karoly Vörös, Fáy, András, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 494 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=804, abgerufen am: 28.09.2024