Fejérpataky, Gašpar Belopotocký de Klačan

GND: 119374889

Fejérpataky, Caspar (Gašpar Belopotocký) de Klačan, slowakischer Schriftsteller, Verleger und Kulturpolitiker, * Vel’ké Paluze (Nagypalugya, Komitat Liptau) 1.01.1794, † Liptovský Svätý Mikuláš (Liptószentmiklós) 18.05.1874, aus einer magyarischen Adelsfamilie evangelischer Konfession.

Leben

Nach Abschluß des Gymnasiums in Käsmark (Kežmarok) und einer buchhändlerischen Praxis betätigte sich F. als vermögender Angehöriger des Komitatsadels bei der Herausgabe slowakischer Literatur und volkserzieherischer Schriften in Liptovský Svätý Mikuláš. 1818 erschien in der Bernolakischen Volkssprache der erste Band der Zeitschrift „Květy“ und 1819 begann der Ausbau eines Vertriebsnetzes für den „Nowý i starý Kalendář“ des Preßburger Pädagogen Juraj Palkovič. Im Jahre 1821 ließ sich F. endgültig in Liptovský Svätý Mikuláš nieder, fand Rückhalt in der 1828 von Palkovič gegründeten „Literární jednota“, betrieb Archivstudien zur Geschichte des zum lokalen „Nationalhelden“ werdenden „gütigen Räubers“ Juraj Jánošík (1713) und begann um 1833 mit der Herausgabe der literarischen sowie volkserzieherischen Zeitschrift „Hronka, podtatranská zábavnice“ und setzte seine Arbeit an den „Květy“ und dem „Nowý i starý Vlastenský kalendář“ fort.
Die evangelische Kirche in Ungarn war F. als Ausgangsposition für seine kulturpolitischen Bestrebungen wichtig; so wurde er 1834 kirchlicher Notar und dann auch Schulaufseher in Liptovský Svätý Mikuláš. Vor Beginn der nationalen Bestrebungen um L’udovít Štúr löste F. schon eine - wenn auch örtlich begrenzte - Bewegung der slowakischen Selbstbesinnung in der Bevölkerung aus. Sein Eintreten für die verfassungsrechtliche Stellung der slowakischen Sprache in seiner Begrüßungsrede im Komitatshaus für den neuen Obergespan (1840) brachte F. den Widerstand des magyarisch orientierten Komitatsadels ein. Auf dem evangelischen Generalkonvent in Pest 1841 stand er bei der Gruppe jener Slowaken, die einem tschecho-slowakischen Zusammenhalt den Vorrang vor der von Ján Kollár und Pavol Josef Šafarík vertretenen „Union“ aller evangelischen Gruppen gaben. Enttäuscht von den Ereignissen im Jahre 1849, wechselte F. die Schreibung seines Namens in das slowakische „Belopotocký“ und übersiedelte schließlich 1857 - dem politischen Mißtrauen weichend - nach Námestovo (Námesztó) im Komitat Arwa.
Erst zu Ende des 19. Jh.s wurde F. wieder in seiner geschichtlichen Bedeutung für die Entstehung der Sprachnation der Slowaken und ihre Volksbildung gerecht gewürdigt; in der neueren slowakischen Forschung wird F. darüber hinaus als einer der ersten Adeligen gewertet, die aus ihrer ständischen Absonderung heraustraten. Sein Nachlaß wird im Archív Slovenského národného múzea in Turčiansky Svätý Martin aufbewahrt.

Literatur

Fejérpataky-Belopotocký, Gašpar: Vlastný životopis. Liptovský Svätý Mikuláš 1926.
Čapek, Jan Blahoslav: Československá literatura toleranční (1781-1860). Bd 2. Praha 1933, 166ff.
Steier, Lajos: A tót kérdés 1848-1849-ben. 2 Bde. Budapest 1937.
Hučko, Ján: Osvetovo-buditel’ská činnost’ G. Fejérpatakyho-Belopotockého. In: Hist. Štúd. 6 (1960) 171-214.
Gogolák: Bd 2, S. 105-108, 189, 233.

Verfasser

Kurt Oberdorffer (GND: 105126594)

Empfohlene Zitierweise: Kurt Oberdorffer, Fejérpataky, Gašpar Belopotocký de Klačan, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 494-495 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=805, abgerufen am: 23.11.2024