Ferdinand I. von Aragon

GND: 122377680

Ferdinand I. (Ferrante) von Aragon, König von Neapel 1458-1494, * 1423, † 25.1. 1494, natürlicher Sohn Alfons’ V. von Aragon.

Leben

F. begleitete seit 1439 seinen Vater auf dessen Feldzügen in Süditalien, wurde 1443 Herzog von Kalabrien und zum Erben des Königreichs Neapel bestimmt. Als er nach dem Tode seines Vaters (27.06.1458) die Herrschaft übernahm, stellte sich der neapolitanische Adel gegen ihn und erklärte sich für den französischen Thronprätendenten Johann von Anjou. Im Herbst 1459 landete dieser bei Volturno. Er wurde unterstützt von den Truppen der Fürsten von Tarent und Rossano, die unter dem Kommando des Condottiere Jacopo Piccinino standen. F. wurde am 7. Juli 1460 bei Sarno von den Rebellen vernichtend geschlagen. In diesem Augenblick wurde das Bündnis bedeutsam, das F.s Vater Alfons V. mit dem Albanerführer Skanderbeg 1451 geschlossen hatte: Im Oktober 1460 trafen in Trani und Barletta die ersten Hilfstruppen aus dem verbündeten Albanien ein, 200 Reiter unter dem Kommando eines Neffen von Skanderbeg namens Konstantin. Mit diesen Truppen Skanderbegs, „soi janniceri“, die die unerbittliche Härte und Grausamkeit der balkanischen Kampfesweise auf den süditalienischen Kriegsschauplatz übertrugen, gelangen F. die ersten Erfolge gegen Ercole d’Este, einen der Führer der Aufständischen. Skanderbeg selbst begab sich August/September 1461 mit 2000 Mann Infanterie und 1000 Reitern über Ragusa nach Italien. Die soeben gelandeten Albaner zwangen Piccinino, die Belagerung Barlettas aufzugeben und konnten, mehr oder weniger durch Verrat, Trani gewinnen. Damit waren Skanderbegs militärische Aktionen in Italien beendet; Anfang Februar 1462 traf er wieder in Ragusa ein, um den Kampf gegen die Türken fortzusetzen. Er ließ jedoch einen Teil seiner Truppen in Italien zurück, mit deren Hilfe F. am 28. August 1462 bei Troia in Apulien einen entscheidenden Sieg errang. Der Fürst von Rossano schloß im September 1463 mit F. Frieden; der Fürst von Tarent starb am 16. November gleichen Jahres; Johann von Anjou zog sich nach Ischia zurück, von wo er sich im Frühjahr 1464 in die Provence begab. Skanderbeg erhielt als Lohn für seine Unterstützung 1464 die Ortschaften S. Giovanni Rotondo und Monte S. Angelo in Apulien zum Lehen (die sein Sohn Giovanni 1485 gegen Soleto und S. Pietro in Galatina eintauschte) sowie 1200 Dukaten jährlich zur Unterstützung seines Kampfes gegen die Türken.
Als „Retter Italiens und Europas“ wurde F. 1481 gefeiert, als er das ein Jahr zuvor von den Osmanen eroberte Otranto zurückgewann.
Außer zu den Albanern unterhielt F. auch noch Beziehungen zu den Südslawen, besonders zum Herzog der Herzegowina, Vlatko, der mit einer entfernten Verwandten von ihm namens Margherita verheiratet war. Ihm schickte er 1482 auch seine Galeeren zur Verteidigung von Castelnuovo (Hercegnovi) gegen die Osmanen. Bergleute, die aus Bosnien und der Herzegowina vor den Türken geflohen waren, fanden im Königreich Neapel bereitwillige Aufnahme.

Literatur

Monti, Gennaro Maria: La spedizione in Puglia di Giorgio Castriota Scanderbeg e i feudi pugliesi suoi, della vedova e del figlio. In: Japigia 10 (1939) 275-320.
Pall, Francisc: I rapporti italo-albanesi intorno alla metà dei secolo XV (Documenti inediti con introduzione e note storico-critiche). In: Archivio storico per le Provincie Napoletane III, 4 (1965) 123-226.

Verfasser

Peter Bartl (GND: 133417492)

Empfohlene Zitierweise: Peter Bartl, Ferdinand I. von Aragon, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 506-507 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=813, abgerufen am: 23.11.2024