Frankapani

GND: 1049475305

Frankapani (Frankopani, ungarisch Frangepán). Das kroatische Adelsgeschlecht der F., dessen vorgebliche Abstammung vom römischen Geschlecht der Frangipani nicht erwiesen ist, ging wahrscheinlich aus dem Landesadel der Insel Krk (Veglia) hervor und soll awarischer Abstammung sein.

Leben

Der erste bekannte Knez dieser Familie - sie führte allerdings erst ab 1430 den Namen F. - war Dujam I. († 1163). Nach seinem Tode verlieh Venedig in einer Urkunde vom 3. August 1163 gegen einen jährlichen Tribut die Herrschaft über die Insel seinen Söhnen Bartol I. und Vid I. Der dritte Sohn Dujams, Bartol II. († 1209), dehnte den Herrschaftsbereich bereits auf das Festland aus. Vom ungarischen König Béla III., in dessen Diensten er stand, erhielt er das Gebiet um Modruš. Seine Nachfolger Vid II., Henrik und Ivan I. fügten diesem Besitz auf Grund einer Schenkung König Andreas II. das Territorium um Vinodol hinzu (1225). Ansehen und Macht der F. erfuhren dann durch die Béla IV. gegen die Mongolen geleistete Hilfe eine wesentliche Verstärkung, denn der ungarische König verlieh ihnen dafür die Stadt und Festung Senj (Zengg) und bestätigte die Schenkungen seiner Vorgänger. Diese engen Verbindungen zu Ungarn führten jedoch 1244 zum Bruch mit Venedig und Verlust der Herrschaft über Krk, die der Doge Giacomo Tiepolo seinem Sohne Lorenzo übertrug. Im Jahr 1260 gelang dann den F. durch einen Ausgleich mit Venedig die Wiederherstellung des früheren Zustandes. In dem Maße jedoch, als die Machterweiterung der F. auf dem Festland voranschritt, wurde die Abhängigkeit von Venedig irrelevant. Im Rahmen der Kämpfe und Konspirationen um den Arpadenthron gelang den F. unter Dujam II. († 1317) die Erwerbung von Gacka und Otočac (um 1292). Für die Unterstützung Karls I. von Anjou gegen den kroatischen Banus Mladen II. Šubić erhielten sie Drežnik bei Slunj (1323). Durch den erfolgreichen Kampf König Ludwigs von Ungarn gegen die Venezianer gelangte dann die Insel Krk im Frieden von Zadar 1358 unter ungarische Herrschaft. Ein neuerlicher Machtzuwachs der F. trat wieder unter Ivan V. († 1393) ein. Er half König Sigismund bei der Befreiung seiner Gattin bzw. Königin Maria, die in die Gefangenschaft aufständischer Kroaten geraten war. Sigismund ernannte Ivan 1392 zum Banus von Kroatien und verlieh ihm Cetinje mit der Bucht von Cattaro. Die hohe politische und diplomatische Bedeutung Ivans manifestiert sich auch in seinem vermittelnden Auftreten im Rahmen der zwischen Herzog Rudolf IV. von Österreich und dem Patriarchen von Aquileja, Ludwig della Torre, enstandenen Differenzen. Ivans Sohn Nikola IV. († 1432) vereinigte nach dem Tode seines Onkels Stjepan I. und dessen Tochter den gesamten Besitz der F. in seiner Hand. Er unterstützte König bzw. Kaiser Sigismund beim Kampfe gegen die Türken primär im finanziellen Bereich, wofür ihm dieser fast ganz Kroatien verpfändete. In den Jahren 1426-1432 war Nikola Banus von Kroatien. Um die angebliche Verwandtschaft mit den römischen Frangipani zu dokumentieren, erwirkte er beim Papst die Zuerkennung des neuen Familiennamens F. (1430). Nikolas’ Sohn Stjepan II. († 1456) begleitete Kaiser Sigismund nach Italien und Deutschland und spielte unter dem ungarischen Reichsverweser Johann Hunyady ein bedeutende Rolle. 1459 war Stjepan Gesandter des ungarischen Königs Matthias auf dem von Papst Pius II. nach Mantua einberufenen Kongreß, der sich mit der Proklamation eines Türkenfeldzuges befassen sollte. In diese Zeit fällt auch der Höhepunkt der Macht des Geschlechtes F., da durch die Heirat Ivans VI. (ein Sohn Nikolas IV.) mit Katarina, der Tochter des letzten männlichen Sprosses des Hauses Nelipčić, die bedeutenden Besitzungen dieser Familie auf die F. übergingen. Differenzen unter den Nachkommen Nikolas' IV. ermöglichten es jedoch König Matthias, Gacka, Otočac wie die mittlere Adriaküste in Besitz zu nehmen; Krk ging 1480 an die Venezianer verloren. Ansehen und Einfluß des Geschlechtes, das sich in die Linien von Slunj, Cetinje, Ozalj und Tržač spaltete, nahmen in der Folge stark ab, wenn auch einige F. im politischen Leben eine bedeutende Rolle spielten. Die Linie von Cetinje erlosch im Mannesstamme im Jahre 1543, die von Ozalj 1577, die von Slunj 1572 und die von Tržač mit der Hinrichtung von Fran Krsto F. im Zusammenhang mit der Zrínyi-Wesselényi-Verschwörung 1671.
Franjo F., Geistlicher und Diplomat, † Preßburg 1543, wahrscheinlich ein Enkel Stjepans II.
Franjo F. lebte anfangs in Rom, kam dann als päpstlicher Legat zu Johann Szapolyai, wurde zum Erzbischof von Kalocsa ernannt und fungierte schließlich als Szapolyais Gesandter in Mähren und Polen. Nach der Rückkehr seines Protektors aus Polen nach Ungarn war Franjo vor allem bemüht, einen Ausgleich mit König Ferdinand in die Wege zu leiten. Nach dem Tode Szapolyais unterstellte er sich dem Habsburger.
Krsto Brinjski F., Heerführer, * 1482, † Martijanec 27.09.1527.
Krsto trat im Jahre 1505 in die Dienste Kaiser Maximilians I. und war bis 1518 Kommandant der in Friaul, Istrien und Krain gegen Venedig operierenden Truppen. Nach venezianischer und französischer Gefangenschaft trat er erneut in habsburgische Dienste und begab sich an den Hof Kaiser Karls V. nach Spanien. Im Jahre 1523 kehrte er nach Kroatien zurück und entsetzte 1525 das von den Türken eingeschlossene Jajce. Ein Jahr später, von den Ungarn zum Oberbefehlshaber für den Türkenkrieg ernannt, konnte er jedoch in die Schlacht von Mohács nicht mehr eingreifen. In den folgenden Jahren unterstützte er Johann Szapolyai und begleitete ihn auch bei seiner Flucht nach Tokaj. Im Kampfe gegen den König Ferdinand unterstützenden Ferenc Batthyány wurde Krsto F. bei der Belagerung von Varaždin schwer verwundet und starb kurze Zeit später.
Franjo Slunjski F., Banus von Kroatien, * 1536, † Varaždin 2.12.1572.
Franjo trat in den fünfziger Jahren des 16. Jh.s in den Türkenkriegen hervor. Nach dem Tode Péter Erdődys wurde er zusammen mit dem Agramer Bischof Juraj Drašković zum Banus von Kroatien und Slawonien ernannt (1567). Für seinen hervorragenden Einsatz bei der Verteidigung des Landes erhielt Franjo den Titel „Schwert und Schild Illyriens“.
Nikola Tržački F., Banus von Kroatien, * 1584, † Wien 17.04.1647.
Nikola verbrachte seine Jugend am Hofe Kaiser Rudolfs II. In den Jahren 1612 bis 1614 war er Kommandant von Senj, zog sich dann nach Novi bei Vinodol zurück, das er gegen venezianische Angriffe verteidigte. Gemeinsam mit seinem Bruder Vuk II. nahm er am Uskokenkrieg teil (1616-1617) und wurde 1616 zum Banus von Kroatien ernant, ein Amt, das er bis 1622 bekleidete. In den Auseinandersetzungen zwischen den Habsburgern und dem siebenbürgischen Fürsten Gabriel Bethlen stand er auf Seiten der Habsburger und war dann im Jahre 1625 Gesandter König Ferdinands bei den Friedensverhandlungen mit den Türken in Gyarmat.
Fran Krsto Tržački F., kroatischer Verschwörer und Poet, * 1643, † Wiener Neustadt 30.04.1671.
Von seiner ehrgeizigen Schwester Katarina, der Gattin des kroatischen Adeligen Péter Zrínyi, überredet, schloß sich Fran Krsto jener Gruppe von Magnaten an, die unter Führung Miklós Zrínyis und des ungarischen Palatins Ferenc Wesselényi eine Einschränkung bzw. auch Abschüttelung der habsburgischen Herrschaft ins Auge faßten, da ihrer Meinung nach der Erfolg gegen die Türken bei St. Gotthard (1664) von Kaiser Leopold I. nicht genügend ausgenützt worden war. Fran Krsto sollte vor allem den kroatischen Adel für die Verschwörung gewinnen. Die österreichischen Organe hatten jedoch von dem Komplott Nachricht erhalten, selbst von der Türkei, mit der die Verschwörer verhandelt hatten, kam eine Warnung. Nachdem Fran Krsto nur in Banska Krajina mit seinen Bemühungen Erfolg hatte, andererseits aber die erwartete türkische Hilfe ausblieb, schwankten Péter Zrínyi und Fran Krsto zwischen Unterwerfung und Widerstand. Als beide nach Wien reisen wollten, wurden sie gefangen genommen und im April 1671 in Wiener Neustadt hingerichtet. Fran Krsto hat sich auch literarisch betätigt. Von seinen Werken sind hervorzuheben eine im Jahre 1656 in Italien abgefaßte Elegie sowie eine Gedichtsammlung unter dem Titel „Gartlic za čas kratiti“, die während seiner Wiener Gefangenschaft entstanden ist und starke Einflüsse seitens der italienischen Lyrik aufweist.

Literatur

Mesić, Matija: Krsto Frankapan u tudjini. In: Rad JAZU 13 (1870) 17-79.
Ders.: Hrvati nakon bana Berislavića do muhačke bitke. In: Rad JAZU 18 (1872) 77-163; 22 (1873) 55-204.
Wertner, Moriz: Ausländische Geschlechter in Ungarn. Die Frangepan. In: Jahrbuch der k.k. Heraldischen Gesellschaft „Adler“ 4 (1894) 1-46.
Klaić, Vjekoslav: Krčki knezovi Frankapani. Zagreb 1901.
Ders.: Povjest Hrvata. Bd 5. Zagreb 1911, 268-282.
Ders.: Banovanje kneza Nikole Frankopana Tržačkoga 1617-1622. In: Rad JAZU 211 (1916) 93-261.
Znameniti i zaslučni Hrvati 925-1925. Zagreb 1925, 83-87.
Šišič, Ferdo: Zavjera Zrinsko-Frankopanska 1664-1671. Zagreb 1926.
Lilek, Emil: Kritische Darstellung der ungarisch-kroatischen Verschwörung und Rebellion 1663-1671. 2 Bde. Cilli 1928/30.
Klaić, N.: O historijskom značenju Zrinsko-frankopanske urote. In: Hist. Pregl. 4 (1958) 115-126.
Kumičić, Evgenij: Urota Zrinsko-frankopanska. Zagreb 1965.
Guldescu, Stanko: The Croatian-Slavonian Kingdom 1526-1792. The Hague, Paris 1970, 137-155. = Studies in European History. 21.

Verfasser

Manfred Stoy (GND: 1125126671)

Empfohlene Zitierweise: Manfred Stoy, Frankapani, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 522-524 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=826, abgerufen am: 23.11.2024