Frankel (oft auch Franckel, Frankel), Leo, ungarischer Linkssozialist, * Óbuda-Újlak 25.02.1844, † Paris 29.03.1896.
Leben
Als Sohn eines Fabrikarztes lernte F. die Arbeiterfrage schon in der Jugend kennen, so daß er, sobald er nach Deutschland kam, um das Juwelierhandwerk zu erlernen, sich der Arbeiterbewegung anschloß. 1867 wurde er Pariser Korrespondent der Wiener „Volksstimme“ und kam mit den Führern der 1. Internationale, deren Lyoner Sektion er organisierte, in Verbindung. Nach der Ausrufung der Kommune am 18. März 1871 - die Revolution hatte ihn im September 1870 aus dem Gefängnis befreit - wurde F. Mitglied, später Delegierter der Arbeits- und Handelskommission. Nach der Niederlage emigrierte er, wurde in Paris in contumaciam zum Tode verurteilt und lebte 1871-1875 in London. Als 1. Sekretär für Österreich-Ungarn wurde er 1872 in den Generalrat der Internationale gewählt, auf deren 2. (Londoner) Kongreß im September 1871 er die Marxsche Position gegen Michail Aleksandrovič Bakunin und die Lassalleaner vertrat. Auf einer Reise in Österreich verhaftet und den ungarischen Behörden ausgeliefert, wurde er nur gegen Kaution freigelassen. 1876-1883 organisierte er die ungarische Arbeiterbewegung, gab die „Arbeiter Wochen-Chronik“ in deutscher Sprache heraus (ab 1876) und gründete die „Allgemeine Ungarische Arbeiterpartei“ (1880-1890), die zum Vorgänger der Sozialdemokratischen Partei wurde. 1881 verhaftet und zwei Jahre lang im Gefängnis gehalten, verließ F. nach seiner Freilassung, in der Rückständigkeit der ungarischen Bewegung etwas enttäuscht, sein Heimatland. 1889 konnte er nach Paris zurückkehren und nahm dort wieder die Organisationsarbeit auf. Er wurde Redakteur der Zeitschrift „L’Ère Nouvelle“, Mitbegründer der 2. Internationale und ein von allen geehrter Veterane der Arbeiterbewegung. Noch auf dem Brüsseler Kongress (1891) setzte er sich, nunmehr an der Seite Friedrich Engels', für die revolutionäre Position seines ehemaligen Mentors Karl Marx ein.
Literatur
Marx Károly levelezése Frankel Leóval. In: Társad. Szle 6 (1951) 310-313.
Aranyossi, Magda: Frankel Leó. Budapest 1952.
Lissagaray, Prosper: Geschichte der Kommune von 1871. Neu hrsg. Traute Feigl. Berlin (1956).
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