Gropius, Georg Christian

GND: 1027971938

Gropius, Georg Christian, österreichischer Konsul in Athen und Archäologe, * Räbke (bei Helmstedt) 20.03.1776, † Athen 26.11.1850.

Leben

Über die Jugendjahre des aus einer kinderreichen evangelischen Pastorenfamilie stammenden G. wissen wir nichts. 1796/97 lernte er bei einem Onkel mütterlicherseits, Eberhard Siegfried Henne, in Berlin zeichnen und kupferstechen. Mit den Brüdern Ludwig Friedrich und Franz Ludwig Catel begab er sich von hier aus nach Herisau in der Schweiz und dann allein weiter nach Paris. Vier Jahre wirkte er hier als Hauslehrer in der Familie Wilhelm von Humboldts; er begleitete den Hausherrn auf seiner Reise nach Spanien und ließ sich von dessen Begeisterung für die antike Kunst anstecken. In Paris lernte er auch George Hamilton Gordon, Earl of Aberdeen kennen, für den er später Skizzen griechischer Kunstwerke anfertigte. 1802 begleitete G. den Kunstliebhaber und späteren preußischen Diplomaten Jacob Ludwig Salomon Bartholdy nach Italien und im folgenden Jahr nach Kleinasien und Griechenland. Dieses Land entließ ihn nicht mehr aus seinem Bann. Durch den Exporthandel mit Olivenöl schuf er sich eine Lebensgrundlage. Wahrscheinlich 1816 heiratete er in Istanbul Marie Rose Theophanie d’Escalon, im selben Jahr wurde er Vizekonsul, 1840 Generalkonsul in Athen. G. hat sich, obwohl ohne fachliche Ausbildung, aber im scharfen Beobachten geübt und durch seine immer gründlichere Landeskenntnis als wertvoller Helfer der in immer größerer Zahl Griechenland aufsuchenden Archäologen erwiesen. Er ebnete den Forschern und Sammlern die Wege zu den türkischen Landesbehörden, vor allem für die Ausgrabungen des Athenetempels auf Ägina und des Apollotempels von Phigalia (im Peloponnes), durch die erstmals eine größere Gruppe original griechischer Skulpturen und Architekturteile nach Mittel- und Westeuropa gelangten. In vielen Reisebeschreibungen der ersten Hälfte des 19. Jh.s wird sein Name dankbar genannt. Während des griechischen Unabhängigkeitskrieges gelang es ihm dank seines Ansehens bei Türken und Griechen und dank des opferfreudigen Einsatzes seines Vermögens, Gefangene beider Seiten zu befreien und auch die Heimreise gescheiterter philhellenischer Freischärler zu vermitteln.

Literatur

Gropius, Richard: Genealogie der Familie Gropius. Görlitz o. J. (1919(2)).
Protopsaltis, Emmanuil G.: O Georgios Christianos Gropius ke i drasis aftu en Elladi. Athen 1947.
Barth, Wilhelm und Max Kehrig-Korn: Die Philhellenenzeit. München 1960, 11-14.

Verfasser

Gerhard Grimm (GND: 13735374X)

Empfohlene Zitierweise: Gerhard Grimm, Gropius, Georg Christian, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 94-95 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=911, abgerufen am: 23.11.2024