Helth, Kaspar (Caspar Heltensis Transilvanus, Heltai Gáspár), siebenbürgischer Reformator, Schriftsteller und Verleger, * Heltau (Nagydisznód, heute Cisnădie) um 1520 (?), † Klausenburg 1574.
Leben
Seiner Herkunft und Muttersprache nach war H. nach eigenen Aussagen Siebenbürger Sachse; erst von seinem sechzehnten Lebensjahr an lernte er ungarisch. Vermutlich als katholischer Theologe aus der reformfreundlichen Weißenburger Schule, vielleicht auch unter dem Einfluß von Johannes Honterus und Valentin Wagner, ging er zum Studium nach Wittenberg, wo er 1542/43 immatrikuliert war und sich der reformatorischen Bewegung anschloß.
1544 wurde H. zum Stadtpfarrer von Klausenburg gewählt. Hier spielte er als lutherischer Reformator und Vertreter des deutschen Bevölkerungsteiles der Stadt eine bedeutende Rolle in den religiösen und nationalen Auseinandersetzungen, die schließlich eine konfessionelle Abspaltung und das Ausscheiden Klausenburgs aus dem Verband der sächsischen Nation zur Folge hatten. Als geschäftstüchtiger Unternehmer gründete H. eine Druckerei, die er etwa zehn Jahre lang zusammen mit dem in Nürnberg ausgebildeten Georg Hoffgreff, nach dessen Tod 1559 allein, führte und für die er das Papier später in einer eigenen Papiermühle herstellen ließ. Dank seiner Bemühungen um die Übersetzung grundlegender theologischer Schriften ins Ungarische wurde die Helth-Hoffgreff-Druckerei bald zu einem wesentlichen Faktor für die ungarische Literatur. Nach einem Streit mit dem Stadtrat um wirtschaftliche Angelegenheiten gab H. im Spätsommer 1557 seine Stadtpfarrerstelle an den anpassungsfähigeren und mitreißenderen Ferenc Dávid ab, dessen konfessionelle Schwankungen er fortan, wenn auch zögernd, nachvollzog. Weniger aus religiöser Überzeugung als aus Sorge vor weiteren nationalen Zwisten schloß sich H. den als „ungarisch“ deklarierten schweizerisch-süddeutschen Sakramentariern, später den Antitrinitariern an. Als Theologe trat er aber nicht mehr hervor; er widmete sich stattdessen einer weltlichen literarischen Tätigkeit, die den ungarischen Bewohnern Siebenbürgens zugute kommen sollte. Er starb 1574, vermutlich an einer Seuche.
Als Übersetzer, Schriftsteller und Verleger hat H. wesentliches für die ungarische Kunstprosa geleistet. Mit Hilfe von Mitarbeitern gab er eine fast vollständige ungarische Bibelübersetzung heraus. Er veröffentlichte den „Kleinen Katechismus“ Luthers, eine Agende, einen Psalter und verschiedene erbauliche Schriften in ungarischer, z. T. auch in deutscher Sprache. In seinen späteren Lebensjahren überarbeitete er fremde Werke, unter anderen einen Essay von Sebastian Franck, die Fabeln Äsops, eine spanische Vorlage, die sich mit der Unmenschlichkeit der Inquisition befaßte, und Antonio Bonfinis Geschichte Ungarns. Er behandelte seine Quellen sehr frei, um seine selbstbewußte bürgerliche Einstellung, sein Mitgefühl für die unterdrückten Leibeigenen, seinen Wunsch nach Erziehung und Bildung der Massen und seine scharfe Kritik am Adel zum Ausdruck zu bringen.
Auswahlausgaben von H.s Werken sind von István Nemeskürty in Budapest und von Erzsébet Székely in Bukarest 1957 besorgt worden.
Literatur
Seivert, Johann: Nachrichten von Siebenbürgischen Gelehrten und ihren Schriften. Preßburg 1785.
Schullerus, Adolf: Die Augustana in Siebenbürgen. In: Arch. Ver. siebenbürg. Landeskde N. F. 41 (1924) 161-296 (hier 229-232).
Trostler, Josef: Kaspar Heltais „Chronik der Ungarn“ (1575). In: Ung. Jb. 14 (1934) 116-134.
Jakó, Zsigmond: Újabb adatok a kolozsvári Heltai-nyomda kezdeteihez. In: Magyar Könyvszemle 77 (1961) 60-65.
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