Hodinka, Antal

GND: 119399296

Hodinka, Anton (Antal), ungarischer Historiker, * Ladomér (Komitat Zemplin) 13.1.1864, † Budapest 15.07.1946.

Leben

Als Sohn eines unierten ukrainischen Priesters wollte auch H. die Priesterlaufbahn einschlagen und begann sein Studium am Priesterseminar von Ungvár (Užhorod). Hier erkannte man bald seine Begabung und schickte ihn ans Priesterseminar von Budapest, wo er auch Vorlesungen an der Universität besuchte. Sein besonderes Interesse galt der slawischen Philologie und der Geschichte, und er verzichtete bald auf das Priesteramt, um sich ganz dem Geschichtsstudium widmen zu können. Bereits als Student publizierte H. eine Studie über die Bogomilen. 1888 nahm er eine Stelle in der Bibliothek des „Ungarischen Nationalmuseums“ (der späteren „Nationalbibliothek Széchényi“) an, wo er dank seiner Sprachkenntnisse die slawischen Handschriften katalogisierte. 1889 kam er als Stipendiat in das „Institut für österreichische Geschichtsforschung“ nach Wien; hier bildete er sich in Paläographie und Diplomatik weiter. An der Wiener Universität studierte er gleichzeitig slawische Philologie.
H. lernte in Wien den ungarischen Historiker Lajos Thallóczy kennen, der zu jener Zeit große Quelleneditionen in Angriff nahm. Die slawischen Sprachkenntnisse H.s kamen Thallóczy sehr gelegen, und es kam zu einer Zusammenarbeit zwischen dem jungen H. und Thallóczy, wobei auch einige gemeinsame Projekte ins Auge gefaßt wurden. Nachdem H. 1891 an der Budapester Universität mit einem Thema aus der südslawischen Geschichte promoviert hatte (A szerb történet forrásai és első kora = Quellen zur serbischen Geschichte und deren Anfänge), sammelte er zwischen 1892 und 1906 in Wiener Bibliotheken und Archiven Material für verschiedene Quellensammlungen. Seinen Wiener Aufenthalt unterbrach er nur in den Jahren 1895-1896, als er längere Zeit in Rom arbeitete. 1903 kam das erste gemeinsame Werk mit Thallóczy heraus, eine Urkundensammlung der kroatischen Grenzmarken (A horvát véghelyek oklevéltára), als 1. Band eines „Codex diplomaticus partium regno Hungariae adnexarum“. Der 2. Band sollte sich auf die Ukrainer in Ungarn beziehen, konnte aber nicht in vollem Umfang veröffentlicht werden, und es erschien nur eine Urkundensammlung des Bistums mit griechischem Ritus von Munkács (A munkácsi görög szertartású püspökség okmánytára, 1. Band, Ungvár 1911).
Nach seiner Habilitierung an der Budapester Universität mit einem Thema über die ungarisch-slawischen Beziehungen wurde H. 1906 an der Rechtsakademie von Preßburg zum Professor für Kulturgeschichte berufen. 1912 wurde er an der Universität von Preßburg Professor für ungarische Geschichte. Als nach dem Ersten Weltkrieg die Universität nach Fünfkirchen verlegt wurde, erhielt H. 1923 hier den Lehrstuhl für ungarische Geschichte und 1934, ein Jahr vor seiner Emeritierung, den Lehrstuhl für Universalgeschichte.
Als Anerkennung für seine wissenschaftliche Tätigkeit ernannte ihn die Ungarische Akademie der Wissenschaften 1910 zum korrespondierenden und 1933 zum ordentlichen Mitglied.
H. schrieb keine größeren Werke, er befaßte sich in erster Linie mit Quellenforschung. Er sammelte und edierte zahlreiche Quellen, die sich hauptsächlich auf die slawischen Nachbarvölker der Ungarn beziehen. Sein Leben lang arbeitete er an einer Geschichte der Ukrainer in Ungarn, wurde aber mit diesem Werk nicht fertig. Seine bekannteste Arbeit handelt über die ungarischen Bezüge der russischen Chroniken (Az orosz évkönyvek magyar vonatkozásai, Budapest 1916).

Literatur

Holub, József: Hodinka Antal. In: Századok 79/80 (1945/46) 305-306.
Perényi, József: Emlékezés Hodinka Antalról. In: ebd. 99 (1965) 1403-1405.  

Verfasser

Béla Grolshammer (GND: 107765659)

Empfohlene Zitierweise: Béla Grolshammer, Hodinka, Antal, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 169-170 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=964, abgerufen am: 23.11.2024