Hodža, Michal Miloslav

GND: 118946412

Hodža, Michal Miloslav, slowakischer Sprachforscher und Publizist, * Rakša (Komitat Turz) 22.09.1811, † Teschen 26.03.1870, aus einer wohlhabenden Bauern- und Handwerkerfamilie.

Leben

H. ging 1822-1826 in Neusohl (Banská Bystrica) und 1826-1829 in Rosenau (Rošňava) zur Schule, studierte dann 1829-1832 Rechtswissenschaften in Eperjes (Prešov) und 1832-1837 Theologie und Philologie in Preßburg und Wien. Nach kurzer erzieherischer Tätigkeit in Podrečany (Komitat Nógrád) wurde er dank der Förderung durch Ján Kollár noch 1837 evangelischer Stadtpfarrer in Liptovský Svätý Mikuláš (Liptószentmiklós).
Unter dem Einfluß von Juraj Palkovič und Ján Kollár schloß sich H. bereits als Student in Preßburg der jungslowakischen nationalen Bewegung an, in der er bald eine führende Rolle spielte. Ein Vortrag vom 22.September 1833 (veröffentlicht in der Zeitschrift „Plody“ [Früchte] 1836) dokumentiert seine ursprüngliche „tschechoslowakische“ Haltung, die er später durch seine Schriften und Taten bekämpfte. Durch den gemeinsamen Entschluß von H., L’udovít Štúr und Jozef Miloslav Hurban von 1843, das mittelslowakische als einheitliche und selbständige Schriftsprache einzuführen, wurde die endgültige slowakisch-tschechische sprachliche Spaltung vollzogen und die moderne slowakische Literatur gegründet. Als Vorsitzender des literarischen Vereins „Tatrín“ hat sich H. um die slowakische Sprache verdient gemacht. Indem er die Grundsätze der neuen, etymologischen Rechtsschreibung festlegte und durch starken wissenschaftlich-publizistischen Einsatz auch unter den katholischen Slowaken verbreitete. Dabei verfaßte er auch seine Hauptwerke „Dobruo slovo Slovákom súcim na slovo (Ein Wort an die Slowaken, die für ein Wort sind, Leutschau 1847), womit er gegen den sprachlichen „Tschechoslowakismus“ von Ján Kollár polemisierte, „Epigenes Slovenicus. Tentamen orthographiae slovenicae“ (Leutschau 1847), eine philologische Schrift, vor allem für die katholische Geistlichkeit bestimmt, „Větín o slovenčine“ (Gespräch über das Slowakische, Liptovský Svätý Mikuláš 1848), in dem er für die Zentralstellung des Slowaksichen unter den slawischen Sprachen plädierte.
Die revolutionäre Bewegung der Jahre 1848/49 in der Donaumonarchie fand in den slowakischen Sprachrevolutionären H., L’udovít Štúr und Jozef Miloslav Hurban ihre Sprecher und organisatorischen Führer. Um der slowakischen Frage in Ungarn eine gesamtösterreichische Deutung zu geben und auch die Weltöffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, veröffentlichte H. eine deutschsprachige Schrift (Der Slowak. Beiträge zur Beleuchtung der slawischen Frage in Ungarn, Prag 1848) und nahm am „Slawenkongreß“ in Prag teil. Nach dem Scheitern des slowakischen Aufstandes wurde H. durch magyarische Behörden in seiner Heimat schikaniert, bis er – kurz nach dem Ausgleich 1867 – Ungarn und seine Pfarrei in Liptovský Svätý Mikuláš verlassen mußte und sich in Teschen niederließ.
Das dichterische Werk H.s ist in verschiedenen Zeitschriften und Sammelwerken zerstreut (Plody, Hronka [Die Granerin], Zpěvník evanjelický [Evangelisches Gesangbuch], Slovenskje Národňje Novini [Slowakische Volkszeitung], Orol Tatránski [Der Tatra-Adler], Sokol [Der Falke], Slovenskje Pohladi [Slowakische Rundschau]) oder auch nur als Handschrift erhalten bzw. teilweise postum erschienen (Slavomiersky, Matora, Vieroslavín u. a.). Auf dem Gebiet seiner seelsorgerischen und volksaufklärerischen Tätigkeit hat H. eine Reihe von kleineren didaktischen und volkstümlichen Schriften hinterlassen.

Literatur

Škultéty, Jozef: Mihal M. Hodža. In: Slov. Pohl'. 38 (1922) 195-206.
Osuský, Samuel Štefan: Filozofia štúrovcov. Bd. 3. Hodžova filozofia. Myjava 1932.
Rosenbaum, Karol: Mihal Miloslav Hodža. Bratislava 1948.
Gogolák: Bd. 3, S. 168-175.
Hučko, Ján: Michal Miloslav Hodža. Bratislava 1970.
Brtán, Rudo: Postavy slovenskej literatúry. Bratislava 1971.

Empfohlene Zitierweise: Milan Stanislav Ďurica, Hodža, Michal Miloslav, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 170-171 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=965, abgerufen am: 23.11.2024