Istvánffy, Miklós, ungarischer Vizepalatin, humanistischer Geschichtsschreiber, * Kisasszonyfalva (heute Kisasszonyfa, Komitat Baranya) 8.12.1538, † Vinica (bei Varaždin) 1.04.1615, Sohn von Pál Istvánffy und Hedvig Gyulai.
Leben
Der aus einer ungarischen Adelsfamilie stammende I. kam schon in jungen Jahren an den Hof des Erzbischofs von Gran, Pál Várdai, und gelangte nach dessen Tode 1549 in die Umgebung des habsburgfreundlichen Bischofs von Erlau, Miklós Oláh, der ihn 1551 nach Padua schickte. Hier studierte I. fünf Jahre lang, zuletzt unter der Anleitung von János Zsámboki. Im Sommer 1557 kehrte I. nach Ungarn zurück und wurde 1558 Sekretär des nunmehrigen Erzbischofs von Gran, Miklós Oláh, dem er 1559 an die königliche Kanzlei folgte und dort bis zum Tode seines Gönners (1568) das Amt eines Notars bekleidete. Danach wurde er zum Sekretär der königlichen Kanzlei ernannt. Unter der Herrschaft Kaiser Rudolfs II. erlangte I. 1578 die Würde eines königlichen Rates und 1581 die eines Vizepalatins, in dessen Eigenschaft er 1588/89 an der kaiserlichen Gesandtschaft teilnahm, deren Aufgabe es war, den von den Polen gefangen gesetzten polnischen Gegenkönig Erzherzog Maximilian, einen Bruder des Kaisers, zu befreien. Auch im Kampf gegen István Bocskay vertrat I. die Interessen des Hauses Habsburg; er verstand es nebenbei, seinen eigenen Landbesitz beträchtlich zu vermehren. Seine letzte bedeutendere diplomatische Mission erfüllte I. als Mitglied der kaiserlichen Kommission, die den Frieden von Zsitvatorok am 11. November 1606 Unterzeichnete. Bei der Wahl zum Palatin unterlag I. 1608 dem protestantischen Gegenkandidaten István Illésházy, den er vorher in einem politischen Prozeß zu bekämpfen versucht hatte. Bereits die Ideen des Konzils von Trient (1545-1563) hatten auf I. einen starken Einfluß ausgeübt. Er trat damals in mehreren Gedichten und Psalterparaphrasen für die Gegenreformation ein. Weit bedeutender war aber I.s Wirken als Geschichtsschreiber. 1590 begann er sein unvollendetes Hauptwerk „Historiarum de rebus Ungaricis libri XXXIV“, das 1622 in Köln gedruckt wurde und von dem bis 1758 drei weitere Auflagen erschienen. Die in ihrem Stil an Livius und Bonfni orientierte Darstellung umfaßt die Geschichte Ungarns von 1490 bis 1606. Für I., den katholischen Anhänger der habsburgfreundlichen Partei, war der zentralisierte ungarische Staat unter der Regierung von Matthias Corvinus das Vorbild für ein neues ungeteiltes Ungarn. (Neueste ungarische Teilübersetzung: A magyarok történetéből, Budapest 1962.)
Literatur
Bóta, Károly: Istvánffy Miklós. Budapest 1938.
Fodor, Henrik: Istvánffy Miklós históriájának forrásai. Pécs 1940.
|