Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas



Vorwort der Druckausgabe

(Mathias Bernath, Vorwort, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath/Felix von Schroeder. München 1974, S. V-VII, [Onlineausgabe]; URL: http://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLex_vorwort.php)

Wohl in keinem Teilgebiet Europas kommt die Vielfalt der Sprachen, Kulturen und Nationalitäten in ihren wechselseitigen Beziehungen so deutlich zum Ausdruck wie in Südosteuropa. Wer die Biographien der dort wirksamen historischen Akteure darstellen will, muß dieser Tatsache Rechnung tragen. Das vorliegende Nachschlagewerk ist für einige südosteuropäische Bereiche zwar kein Novum, jedoch wurden die Biographien einzelner Personen bisher fast immer mit Bezug auf die jeweilige Nation dargestellt, das heißt, der Einheit des Raumes, die im Laufe der Geschichte immer wieder deutlich zutage trat, wurde wenig Rechnung getragen.
Diesem Mangel versucht das „Biographische Lexikon zur Geschichte Südosteuropas“ abzuhelfen. Es entstand als Gemeinschaftswerk deutscher und südosteuropäischer Historiker und bemüht sich bewußt, nationale Voreingenommenheiten zu vermeiden.
Insgesamt wird das Lexikon rund 1 500 biographische Darstellungen enthalten. Bei der Auswahl der aufzunehmenden Personen war naturgemäß Beschränkung geboten.
Auf Teilgebieten, wo Nachschlagewerke bereits zur Verfügung standen, mußten neue Forschungsergebnisse berücksichtigt werden. Auf vielen Gebieten handelte es sich jedoch darum, völliges Neuland zu bearbeiten und dadurch Lücken zu füllen, zumal die Benutzer eines biographischen Nachschlagewerkes erfahrungsgemäß gerade die Lebensbeschreibungen solcher Personen suchen, über die nur an schwer zugänglichen Stellen Material zu finden ist oder deren Leistung bisher nur ungenügend oder gar nicht gewürdigt wurde.
Berücksichtigt werden Persönlichkeiten, die für die südosteuropäische Geschichte seit dem Ausgang der Antike von Bedeutung waren. Vertreter von Wissenschaft und Kultur sind dann erfaßt, wenn ihr Wirken für die historische Entwicklung der Balkanvölker wichtig gewesen ist. So wurden unter diesem Gesichtspunkt auch eine ganze Reihe von Dichtern aufgenommen. Obere zeitliche Grenze ist allgemein der Zweite Weltkrieg.
Persönlichkeiten, die vor und nach 1945 lebten, sind dann aufgenommen worden, wenn ihre Wirksamkeit vor 1945 historisch bedeutsam war. Wo die Biographie sich nur partiell auf Südosteuropa bezieht, ist im wesentlichen nur dieser Aspekt behandelt worden.
Das Lexikon umfaßt die Länder: Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, Bulgarien, Albanien, Griechenland, Osmanisches Reich—Türkei, Byzanz, Habsburgische Monarchie und Slowakei, sodann Persönlichkeiten der Südosteuropaforschung sowie andere, die für die Geschichte Südosteuropas von Belang sind.
Die Anordnung der Personennamen erfolgt in alphabetischer Reihenfolge. Innerhalb des Textes werden die Namen mit dem Anfangsbuchstaben abgekürzt. Bei gleichen Familiennamen ist die alphabetische Reihenfolge der Vornamen für die Einordnung ausschlaggebend, falls es sich nicht um einen Familienartikel handelt. Familienartikel werden da gebracht, wo die Bedeutung der einzelnen Personen hinter der der Familie (Dynastie) zurücksteht.
Die Schreibweise erfolgt bei jenen Sprachen, die sich des lateinischen Alphabets bedienen, in der landesüblichen Weise. Namen mit kyrillischer Schreibung sind nach den Richtlinien der Preußischen Instruktionen transkribiert, die türkischen Namen werden in der neutürkischen Schreibweise und die griechischen Namen in der phonetischen Transkription ohne die zur griechischen Schreibweise gehörenden Akzente gebracht. Für im Deutschen eingebürgerte Namen wird die deutsche Schreibweise verwendet, jedoch wird in Klammern die jeweilige Originalschreibung erwähnt. Bei mehreren gleichberechtigten Namensformen werden Verweise angebracht.
Bezüglich der Schreibung der Ortsnamen hat sich ergeben, daß ein starres System (etwa die ausschließliche Verwendung der heute offiziell gültigen Ortsnamen oder der in der Vergangenheit gebräuchlichen amtlichen Ortsnamen) weder den Bearbeitern noch dem historischen Gegenstand voll entsprechen kann. Es wird daher im allgemeinen der Ortsname in jener Sprache geschrieben, die der Nationalität der dargestellten Persönlichkeit entspricht, wobei in der Matrikel am Anfang eines jeden Artikels oftmals noch eine zweite Variante des betreffenden Ortsnamens in Klammern beigefügt ist. Die im deutschen historischen Sprachbewußtsein lebendigen deutschsprachigen Ortsnamen sind in den entsprechenden Fällen an den ersten Platz gestellt. In Grenzfällen ist nach bestem Wissen und Gewissen entschieden worden.
Die Artikel wurden redaktionell weitgehend überprüft, doch hat die wissenschaftliche Verantwortung jeweils der Verfasser, dessen Name am Ende eines Artikels genannt ist. Für unsignierte Artikel zeichnet die Redaktion verantwortlich.
Literaturangaben sind fast allen Artikeln beigefügt. Berücksichtigt ist dabei vor allem die neuere Forschung. Werke mit weiterführenden bibliographischen Angaben sind als solche gekenzeichnet, um auch die Verbindung zur älteren Fachliteratur herzustellen. Wo es sich um Standardwerke handelt, wird jeweils nur der Verfassername bzw. das Schlagwort angegeben mit Angabe von Bandzahl oder Seitenzahl. Desgleichen werden die häufig zitierten Fachzeitschriften in Abkürzung gebracht. Die Literatur ist, um den Fortgang der Forschung anzudeuten, in chronologischer Reihenfolge angegeben.
Lexika und Enzyklopädien werden bei den Literaturangaben nicht erwähnt. Eine Ausnahme bildet die Enzyklopädie des Islam in ihren verschiedenen Ausgaben, wenn es sich um eine wissenschaftliche Untersuchung der jeweiligen Person unter Aufzeigung des letzten Forschungsstandes oder überhaupt um die beste bisher vorliegende Darstellung handelt.
Die Redaktion ist sich dessen durchaus bewußt, daß trotz aller Bemühungen um gerechte Auswahl und Vollständigkeit nicht alle in Frage kommenden Personen berücksichtigt werden konnten und viele Forschungsergebnisse unerwähnt bleiben müssen, da sonst der Umfang des Lexikons um ein beträchtliches überschritten worden wäre. Sachliche Kritik wird dankbar begrüßt, erwartet wird jedoch auch Verständnis dafür, daß bei dem Aufbau des Werkes, das für den Gesamtraum erstmalig ist, große Schwierigkeiten zu überwinden waren.
Die Bearbeitung und Herausgabe eines „Biographischen Lexikons zur Geschichte Südosteuropas“ ist schon seit dem Beginn der sechziger Jahre ein wissenschaftliches Arbeitsvorhaben des Südost-Instituts gewesen, dessen Planung und Vorbereitung in den Händen von Herrn Dr. Felix v. Schroeder lag. Die Realisierung dieses Unternehmens wurde aber erst möglich, als sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Jahre 1969 entschloß, das Lexikon als Teilprojekt im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 18 der Universität München zu fördern. Erst von diesem Zeitpunkt an konnten ein Mitarbeiterstab aufgebaut, eine Redaktion mit Frau Dr. Gerda Bartl an der Spitze eingerichtet, Aufträge zur Abfassung von Beiträgen vergeben und schließlich mit dem Druck begonnen werden.
Es ist mir ein Bedürfnis, allen Mitarbeitern, die zum Gelingen des Werkes beigetragen haben, herzlich zu danken, mein Dank gilt in gleichem Maße aber auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft und allen jenen wissenschaftlichen Institutionen insbesondere in Südosteuropa, die durch ihr Interesse, ihren Rat und ihre Hilfe bei der Gewinnung von Mitarbeitern Anteil an diesem Lexikon haben.

Mathias Bernath

SÜDOSTEUROPÄISCHE ARBEITEN 75
Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas
herausgegeben von Mathias Bernath und Felix v. Schroeder
Redaktion Gerda Bartl

Band I (A-F) 1974
R. Oldenbourg Verlag G. m. b. H. München

Diese Arbeit ist im Sonderforschungsbereich 18 Südosteuropaforschung, München, entstanden und wurde auf seine Veranlassung unter Verwendung der ihm von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellten Mittel gedruckt.

© 1974 R. Oldenbourg München
ISBN 3-486-47961-X

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