Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Jiskra, Jan z Brandýsa

Jiskra (Giskra), Jan z Brandysa (von Brandeis), tschechischer Söldnerführer und ungarischer Oberkapitän, * nach 1400, aus einer verarmten mährischen Adelsfamilie; er wird das erste Mal 1431 urkundlich erwähnt.

Leben

Bereits als junger Mann gelangte J. in fremde Länder, u. a. auch nach Italien, wo er die Kriegskunst erlernte. Unter König Sigismund kam er nach Ungarn und diente auch dessen Nachfolger König Albrecht. Königin Elisabeth ernannte ihn - nachdem sie ihren neugeborenen Sohn als Ladislaus V. (Ladislaus Postumus) hatte krönen lassen - Ende 1440 zum Oberkapitän von Kaschau und der oberungarischen Bergstädte. Sie gab ihm darüber hinaus die Burg Sohl (Zólyom). J. eroberte mit seinen Söldnern bald ganz Oberungarn und verteidigte es gegenüber dem polnischen König Wladislaw III., den die ungarischen Stände sechs Monate nach Ladislaus’ Krönung auch zum König wählten (Wladislaw I.). Bemühungen der Anhänger Wladislaws, J. zu vertreiben, scheiterten, und am 1. September 1443 wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Ende April 1445, nach dem Tode Wladislaws, bestätigte der ungarische Reichstag J. als einen der sieben Oberkapitäne, die das Land bis zur Volljährigkeit Ladislaus’ V. regieren sollten. Als die Kapitanate 1447 vom Reichstag aufgelöst wurden, beugte sich J. dem Beschluß nicht und übte seine Herrschaft auch weiterhin als Kapitän Ladislaus’ V. Der im Juni 1446 zum Reichsverweser gewählte János Hunyady, in dessen Händen die Exekutivgewalt konzentriert werden sollte, versuchte im Herbst 1449 vergeblich, dem Söldnerunwesen J.s ein Ende zu bereiten; der Friede von Mezőkövesd vom 28. März 1450 bestätigte J. in seinem Besitz. 1453 wandte sich auch Ladislaus V. gegen J. Er schickte László Hunyady, den Sohn des Reichsverwesers, nach Oberungarn, dessen Unternehmen gleichfalls scheiterte. 1455 findet man J. wieder in Ladislaus’ Diensten. Zur Zeit des Hunyady-Prozesses vertraute der König lediglich J. und stellte sich unter dessen Schutz. Nach der Erhebung Matthias Hunyadys auf den Thron Ungarns diente J. erst König Kasimir IV. von Polen, dann Kaiser Friedrich III., bis die wiederholten Streitigkeiten zwischen ihm und König Matthias durch die Vermittlung des böhmischen Königs Georg von Podiebrad beigelegt wurden. J. schwor 1462 Matthias die Treue und erhielt von ihm die Burgen Lippa und Solymos in der Mieresch-Gegend sowie 40 000 Forint. Er heiratete eine ungarische Adelstochter. Der Widerstand einiger seiner ehemaligen Unterführer, die Oberungarn weiterhin beunruhigten, wurde durch den König endgültig Anfang 1467 gebrochen. J. begleitete Matthias künftighin auf dessen Feldzügen. 1467, als der König gegen den Woiwoden Stephan den Großen in die Walachei zog, übergab er J. den Oberbefehl. J.s Geschlecht erhielt sich in Ungarn bis ins 17. Jh. aus.

Literatur

Teleki, József: A Hunyadiak kora Magyarországon. Bd 1. Pest 1852.
Palacký, Franz: Geschichte von Böhmen. Bd 4. Prag 1857.
Lovcsányi, Gyula: Adalékok a magyar-lengyel érintkezés történetéhez a mohácsi vész előtt. V. In: Századok 20 (1886) 692-715.
Chaloupecký, Václav: Jan Jiskra z Brandýsa. In: Tvůrcové dějin. Čtyři tisíciletí světových dějin v obrazech dob a osobností... T. 2. Praha 1934.
Urbánek, Rudolf: K historii doby Jiskrovy na Slovensku a ve východní Moravě. In: Věstník Královské České Společnosti Nauk, třída filosoficko-historicko-filologické 1939. H. 2. Praha 1940, 1-113.
Vach, Miloslav: Jan Jiskra z Brandýsa a politický zápas Habsburků s Jagellovci o Uhry v letech 1440-1442. In: Hist. Štúd. 3 (1957) 172-227.

Verfasser

Béla Grolshammer (GND: 107765659)


GND: 136659446

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Empfohlene Zitierweise: Béla Grolshammer, Jiskra, Jan z Brandýsa, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 269-270 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1036, abgerufen am: (Abrufdatum)

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