Johannes III. Dukas Vatatzes, byzantinischer Kaiser 1222-1254, * 1192, † Nymphaion 3.11.1254, vermutlich Sohn des Heerführers Basileios Vatatzes, der um 1193 im Kampf gegen die Bulgaren fiel, und einer Angelina, verheiratet in 1. Ehe mit der Tochter Theodoros’ I. Laskaris, Irene, in 2. Ehe (ab 1244) mit der Tochter Friedrichs II. von Hohenstaufen, Konstanze-Anna.
Leben
Zwei Brüder Theodoros I. versuchten mit lateinischer Hilfe, J. den Thron von Nikaia streitig zu machen, wurden aber geschlagen. Beim Friedensschluß (1225) konnte J. einen fast vollständigen Rückzug der Lateiner aus Kleinasien erzwingen. In der Ägäis erweiterte er den nikäischen Herrschaftsbereich durch die Eroberung der Inseln Lesbos, Chios, Samos, Ikaria und Rhodos. Seine Erfolge waren für die Griechen in Adrianopel der Anlaß, ihn zu Hilfe zu rufen. J. sandte sofort eine Truppenmacht, die auch in die Stadt einzog, aber bald vor Theodoros Angelos von Thessalien, der sich auf dem Weg zur Wiedereroberung Konstantinopels befand, zurückweichen mußte. Theodoros wurde aber 1230 von dem bulgarischen Zar Ivan Äsen II., der ebenfalls nach der Herrschaft über Konstantinopel strebte, bei Klokotnica geschlagen, und von nun an waren für J. die griechischen Herrscher von Thessalien und Epirus keine ernsthaften Konkurrenten mehr. Der Bulgarenzar, der nach seinem Sieg von den Lateinern in Konstantinopel als Schutzherr abgelehnt wurde, ging darauf mit J. ein Bündnis ein, der dafür in die Gründung eines bulgarischen Patriarchats, allerdings unter Oberhoheit des nikäischen Patriarchen, ein willigte (1235). Das Bündnis wurde durch die Ehe zwischen dem Sohn des griechischen Kaisers, Theodoros (II.) Laskaris, und der Tochter Asens II., Helene, besiegelt. Der gemeinsame Versuch, Konstantinopel zu erobern, scheiterte jedoch; Äsen wurde dem Bündnis bald untreu, da er erkannt hatte, daß er mit seiner militärischen Unterstützung nur das Reich von Nikaia stärkte. Schicksalsschläge bewogen ihn freilich bereits 1237, wieder Frieden mit Nikaia zu schließen. Ab 1233 führte J. Unionsverhandlungen mit Rom in der Hoffnung, daß diese zur Aufhebung des lateinischen Kaiserreichs führen würden. Sie blieben aber bis zu seinem Tode ohne Ergebnis. Auch die guten Beziehungen zu Friedrich II. von Hohenstaufen blieben ohne direkte politische Wirkung. Nach dem Tode Asens II. (1241) konnte J. ohne Gefahr einen Feldzug gegen Thessalonike unternehmen (1242), den er aber wegen des Ansturms der Mongolen abbrechen mußte. Trotzdem erreichte er, daß Johannes Angelos von Thessalien (der Sohn des Theodor os Angelos Komnenos) auf die kaiserlichen Abzeichen verzichtete und sich ihm unterordnete, wofür J. ihm den Titel Despotes verlieh. Der Mongolensturm ging an Nikaia vorbei und nutzte dem Reich sogar, denn er schaltete die kleinasiatischen Rivalen der Byzantiner, die Seldschuken, weitgehend aus und schwächte das Bulgarenreich, das tributpflichtig wurde. J. konnte nun seine Macht auf dem Balkan bis zum Oberlauf der Marica und bis zum Vardar ausdehnen und Thessalonike in das Reich eingliedern (1246). Auch gegen Epirus war J. erfolgreich. Als der Herrscher von Epirus und Thessalien, Michael II., einem im Jahre 1249 geschlossenen Freundschaftsvertrag untreu wurde, besiegte J. ihn und gewann im Frieden von Larissa (1252) Westmakedonien und Kruja (Albanien) hinzu. Michael II. und sein Sohn Nikephoros mußten die Oberhoheit des nikäischen Kaisers anerkennen, der ihnen dafür den Titel Despotes verlieh. Seine großen staatsmännischen Fähigkeiten zeigte J. auch bei der inneren Festigung des Reiches. Mißbräuche in der Verwaltung und bei der Rechtspflege bekämpfte er energisch. Auf wirtschaftlichem Gebiet strebte er eine gewisse Autarkie an; die kaiserlichen Güter wurden zur Förderung von Ackerbau und Viehzucht mustergültig bewirtschaftet. Der Kauf von ausländischen Luxuswaren wurde verboten, eine Maßnahme, die besonders gegen Venedig gerichtet war. Lebensmittelknappheit im Sultanat von Ikonion zwang die Seldschuken zu teuren Importen aus dem nikäischen Reich. Die Verteidigung des Reiches wurde durch den Bau von Grenzfestungen, durch die Schaffung von Soldatengütern und die Vergebung von Pronoiai an den militärischen Kleinadel, und ganz besonders auch durch die Ansiedlung von Kumanen in den europäischen und kleinasiatischen Grenzgebieten gesichert. Der Bau von Kirchen und Klöstern und die Gründung von Krankenhäusern und anderen Wohlfahrtsanstalten legten Zeugnis ab von der Wohltätigkeit und Frömmigkeit des Kaisers, die auf die Bevölkerung einen nachhaltigen Eindruck machten und ihm den Ehrennamen „der heilige Kaiser Johannes der Barmherzige“ einbrachten.
Literatur
Heisenberg, August: Kaiser Johannes Batatzes der Barmherzige. In: Byzant. Z. 14 (1905) 160-233.
Gardner, Alice: The Lascarids of Nicaea, the Story of an Empire in Exile. London 1912 (Amsterdam 1964), 116-196.
Glykatzi-Ahrweiler, Hélène: La politique agraire des empereurs de Nicée. In: Byzantion 28 (1958) 51-66.
Ostrogorsky: S. 359-367.
The Cambridge Medieval History. IV. The Byzantine Empire. 1. Byzantium and its Neighbours. Hrsg. Joan M. Hussey. Cambridge 1966, 307-321 (mit Bibliographie).
Polemis, Demetrios I.: The Doukai. A Contribution to Byzantine Prosopography. London 1968, Nr. 72, 107-109.
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