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Karl I., der Große, König der Franken 768-814, römischer Kaiser ab 800, * 2.04.742, † Aachen 28. 01.814, Sohn Pippins des Jüngeren und der Bertrada (Bertha).
Leben
K. regierte zunächst zusammen mit seinem Bruder Karlmann, der die südlichen Teile des Frankenreiches beherrschte. Nach Karlmanns Tod (771) wurde K. Alleinherrscher. Von 772 bis 804 bekriegte er den heidnischen Stamm der Sachsen und christianisierte ihn zwangsweise. Den Gegensatz zwischen Papst Hadrian I. und dem Langobardenkönig Desiderius nahm K. zum Vorwand der Eroberung des Langobardenreiches (773/774). Der spanische Kriegszug (778) endete zunächst mit einem Fiasko. Im Jahre 787 mußte Benevent die fränkische Oberherrschaft anerkennen. Es kam zum Kampf mit den Byzantinern Süditaliens. Das vordem byzantinische Istrien wurde dem Frankenreich zugeschlagen (ca. 788). Im Jahre 798 drang ein fränkisches Heer bis Pommern vor (Kampf gegen die slawischen Wilzen), 791 wurden die Awaren bis zur Raab zurückgedrängt. 795/96 wurde das awarische Reich schließlich völlig vernichtet. Um die gleiche Zeit wurde die spanische Mark eingerichtet. K. verstärkte den Druck auf die spanischen Omajaden (801 Eroberung von Barcelona). 805/06 wurde Böhmen tributär, 806 wurden die Sorben unterworfen. Die Kämpfe mit den Dänen (ab 808) verliefen wechselreich. Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Reich verstärkte K. durch die Beseitigung der Stammesherzogtümer (788 Absetzung des Herzogs Tassilo von Bayern). 794 wurde eine Reichssynode zu Frankfurt einberufen, um Stellung gegen die im byzantinischen Reich gepflegte Bilderverehrung zu nehmen. K. usurpierte 775 die Schutzherrschaft über den päpstlichen Stuhl, als Träger der einst vom byzantinischen Hof verliehenen Würde eines „patricius Romanorum“. Als er in dieser Eigenschaft Weihnachten 800 in Rom weilte, setzte ihm Papst Leo III. am 25. Dezember die Kaiserkrone auf - sicherlich nicht zur völligen Überraschung des Frankenkönigs. Die Verleihung der Kaiserwürde war nicht nur ein Ausdruck des gestiegenen Prestiges des Frankenreichs, das unter K. eine gigantische Ausdehnung gewonnen hatte. Zweifellos war die Krönung zumindest nach den Intentionen des Papstes eine bewußte Herausforderung der Kaiser von Byzanz, wobei im Westen auch
an der Legitimität des damals in Byzanz praktizierten Frauenkaisertums der Eirene gezweifelt wurde. Byzanz erkannte die Geschehnisse vom Dezember 800 zunächst nicht an. Da K. aber die Anerkennung brauchte, ohne die sein Kaisertum rechtlich anfechtbar war, entbot er 802 Gesandte nach Konstantinopel. Sie sollen u. a. der byzantinischen Kaiserin einen Heiratsantrag überbracht haben. Die Tragweite der Krönung wurde später insofern herunterzuspielen versucht, als Kaiser Michael I. im Jahre 812 zwar um den Preis des Verzichts der Franken auf Venedig und Dalmatien K. den Kaisertitel zugestand, jedoch ohne den Zusatz „Romanorum“. Damit war die Sukzession der byzantinischen Kaiser als rechtmäßige Nachfolger der römischen Kaiser der Antike in der politischen Ideologie zunächst gesichert. Die weitere Entwiddung führte allerdings zur Bildung eines römischen Kaisertums auch im Abendland, womit ein viele Jahrhunderte politisch und ideologisch beeinflussendes sogenanntes Zweikaisertum an der Spitze der mittelalterlichen europäischen Staatenhierarchie entstand. Der politische Gegensatz zwischen dem abendländischen Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und dem byzantinischen Kaiserreich bestimmte insbesondere vom 10. bis 13. Jh. wesentlich die mittelalterliche Geschichte Europas und gewann seit dem 12. Jh. auch Einfluß auf die abendländische Kreuzzugsbewegung. Im balkanischen Raum hat Byzanz mit Unterbrechungen die tatsächliche politische Oberherrschaft bis gegen Ausgang des 12. Jh.s (Manuell. Komnenos) aufrechterhalten. Später gewann Venedig in Dalmatien Einfluß, entstand ein unabhängiges serbisches Königreich, welches seinerseits 1346 nach dem Zarentitel griff, entstand in Bulgarien ein erneut den Zarentitel verlangendes Reich, gewannen die Habsburger in Ungarn mehr und mehr an Einfluß, während die wachsende osmanische Macht das byzantinische Kaiserreich immer mehr zurückdrängte. 1204 entstand ein lateinisches Kaiserreich von Konstantinopel, welches die Griechen 1261 vernichteten, ebenfalls 1204 entstand in Trapezunt ein zweites griechisches Kaiserreich neben Nikaia. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) und Trapezunts (1461) und der Überflutung des Balkans durch osmanische Heere behauptete das deutsche Kaiserreich über viele Jahrhunderte unangefochten den Kaisertitel.
Literatur
Heldmann, Karl: Das Kaisertum Karls des Großen. Weimar 1928.
Ohnsorge, Werner: Das Zweikaiserproblem im frühen Mittelalter. Hildesheim 1947.
Ders.: Abendland und Byzanz. Darmstadt 1958.
Ders.: Das Kaisertum der Eirene und die Kaiserkrönung Karls des Großen. In: Saeculum 14 (1963) 221-247.
Ders.: Konstantinopel und der Okzident. Darmstadt 1966.
Braunfels, Wolfgang (Hrsg.): Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben. 4 Bde. Düsseldorf 1965/67.
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